Inhalation: Warum selbstgemachte Kochsalzlösung keine gute Idee ist

Fertige Kochsalzlösungen werden von der Kundschaft hin und wieder als „zu teuer“ betitelt. Im Internet sind hingegen Rezepte für hausgemachte, günstige Lösungen zu finden. Sind diese empfehlenswert?

In der Erkältungszeit können wir uns auch gut und schnell mit Hausmitteln behandeln. Gerade dann, wenn Schnupfen und Husten am Wochenende zuschlagen, die Hausapotheke ausgerechnet zu dem Zeitpunkt leer ist und nur noch eine Notdienstapotheke erreichbar wäre. Manchmal ist das eine gute Idee, um Versorgungslücken kurzzeitig zu überbrücken, manchmal aber auch bestenfalls unwirksam und schlimmstenfalls sogar gefährlich für die Gesundheit. Was daran so problematisch sein könnte und wie es richtig geht, siehst du an einem Beispiel ganz deutlich – dem Inhalieren mit selbst hergestellter Kochsalzlösung.

Speisesalz in heißes Wasser – fertig?

Auf die Idee, sich seine Kochsalzlösung zum Inhalieren selbst herzustellen, kommen manchmal auch so manche Sparfüchse aus der Kundschaft. Es klingt auch nicht besonders schwierig und das Internet platzt geradezu vor solchen Ratschlägen. Einfach nur einen Teelöffel voll Speisesalz in einem Liter heißem Wasser auflösen und dann den Dampf einatmen, indem man sein Gesicht über dem Behälter platziert und ein Handtuch darüber hängt, damit der Dampf nicht entweicht. Hört sich doch ganz einfach an, oder?

Wenn es so leicht wäre, Salzpartikel in die Luft zu bekommen, dann könnten tatsächlich alle Hersteller von Inhalatoren ihre Tore schließen. Was hier vergessen wird, ist die Tatsache, dass sich Salze nicht einfach bei solch niedrigen Temperaturen in Gase verwandeln lassen. Wäre das so einfach, dann würden all die großen Salzgewinnungsanlagen nicht funktionieren, bei denen Meersalz so lange eingedampft wird, bis ein Salzrückstand zurückbleibt. Das Salz hätte sich in diesem Fall im Laufe des Trocknungsvorganges ebenfalls verflüchtigt. Ein wenig Salz wird sicherlich vom Dampf mitgerissen, kommt aber dann trotzdem aufgrund der Partikelgröße nicht in der Lunge an, sondern schlägt sich dann am Gesicht ab, das schwitzend über dem Wasserdampf hängt.

So manche:r argumentiert dann damit, dass ein Aufenthalt am Meer für Lungenkranke ja auch wohltuend ist und dort eine Menge Salz in der Luft liegt. Das stimmt zwar, liegt aber nicht daran, dass Meerwasser einfach so durch die Sonne verdampft, sondern dass gelöstes Salz mittels mechanischer Einwirkung durch die Gischt, den Wellenschlag am Strand oder durch starken Wind in die Luft gelangt und dadurch verteilt wird.

Salz-Moleküle erreichen untere Atemwege nicht

Das wichtige Wort im Zusammenhang mit der Inhalation von Kochsalzlösung lautet nämlich: Aerosol – ein Kunstwort, das sich aus dem griechischen „aero“ für Luft und dem lateinischen „solutio“ für Lösung zusammensetzt. Es bezeichnet ein heterogenes Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in einem Gas. Aerosole bilden sich wie im Beispiel genannt durch natürliche mechanische Einwirkung auf das Meerwasser oder sie können zu Hause mittels eines elektrischen Inhalators erzeugt werden. Sie sind dann so klein, dass sie nur noch einen Durchmesser von bis zu 15 Mikrometer erreichen und auf diese Weise bis in die unteren Atemwege gelangen können.

Bei der Inhalation von Dampf über der beschriebenen Schüssel mit heißer Kochsalzlösung gelangt aus den oben genannten Gründen nur heißes Wasser in die Luft. Der Tröpfchendurchmesser ist dann deutlich größer als 15 Mikrometer. Die Partikel gelangen dadurch nur in die oberen Atemwege – kaum weiter als bis in die Luftröhre.

Weitere Kriterien: Qualität von Salz und Wasser

Ein weiteres Problem bei der Inhalation mit selbst hergestellter Kochsalzlösung ist die Qualität des Salzes beziehungsweise des Wassers als Lösungsmittel. Kochsalz, das zum Würzen von Speisen genutzt wird, ist selten reines Natriumchlorid. Es enthält häufig Rieselstoffe, die ein Verklumpen verhindern sollen oder Zusätze von Fluorid, Folsäure oder Jod. All diese Stoffe sollten nicht inhaliert werden, da sie für Lunge und Bronchien schädlich sein können. Die ohnehin sehr empfindlichen Schleimhäute würden so zusätzlich unnötig gereizt.

Zudem stellt sich die Frage nach der Qualität des Leitungswassers. Wer kennt schon genau die Qualität und Beschaffenheit seiner Wasserleitungen und kann garantieren, dass es nicht mit Schwermetallen oder anderen Schadstoffen belastet ist? Zum Trinken mag das ausreichen, aber will man diese Stoffe wirklich in seine vorbelastete Lunge eindringen lassen?

Beste Empfehlung: Präparate aus der Apotheke

Wie man es dreht oder wendet – am sichersten dürfte immer noch die fertige Kochsalzlösung aus der Apotheke sein. Diese sollte sich stets in der Hausapotheke befinden, denn sie eignet sich nicht nur zum Inhalieren mit einem Vernebler, sondern auch zum Ausspülen von Wunden und Augen. Sie lässt sich außerdem gurgeln. Auch kann die Nase damit ausgespült werden, um sie von Pollen oder Krankheitserregern zu befreien. Manchmal ist es einfach besser, fertige Präparate zu verwenden – selbst wenn es sich um solch vermeintlich einfache Dinge wie eine Kochsalzlösung handelt.