Wochenrückblick: Inflationsausgleich im Gespräch bei ADEXA, neue Arzneimittel und Neuigkeiten zu Omikron
Die ADEXA spricht sich für einen flexiblen Inflationsausgleich aus, der Apothekenteams entlasten soll. Neue Arzneimittel kommen ab Juni auf den deutschen Markt und Inzidenzen steigen aufgrund von Omikron.
Pharmazeutische Dienstleistungen beschlossen
Dass die pharmazeutischen Dienstleistungen kommen werden, war nach dem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz 2020 klar. Die neuen Angebote zur Verbesserung der Patientengesundheit sollen mit 150 Millionen Euro jährlich vergütet werden. Welche Dienstleistungen allerdings in welcher Höhe ausgezahlt werden, darüber herrschte zwischen den Vertretern der Krankenkassen und den Apothekern Uneinigkeit, so dass eine Schiedsstelle darüber entscheiden musste. Seit der vergangenen Woche stehen nun die ersten fünf Dienstleistungen fest:
• eine erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation
• die Schulung von Patient:innen bei der korrekten Anwendung von Inhalativa
• die standardisierte Risikoerfassung bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck und Einnahme von Blutdrucksenkern
• die enge pharmazeutische Betreuung von krebskranken Patienten mit oraler Tumortherapie
• die enge pharmazeutische Betreuung von Patienten, die nach einer Organtransplantation Immunsuppressiva erhalten haben, um die körpereigene Abstoßungsreaktion zu hemmen
Leistung 2 und 3 dürfen auch durch PTA erbracht werden, Leistung 1, 4 und 5 nur von Approbierten, nach dem Abschluss spezieller Fortbildungen. Wir werden dich in der AMIRA-Welt darüber auf dem Laufenden halten und die Dienstleistungen im Einzelnen auch noch vorstellen. Was empfindest du, wenn du liest, dass manche Dienstleistungen nicht durch PTA erbracht werden dürfen? Ist das in Ordnung für dich oder siehst du hier ein Problem?
Neue Arzneimittel
Über 100 neue Arzneimittel wurden zum 15. Juni 2022 auf dem deutschen Markt zugelassen. Besonders relevant für die Apotheken sind die Dimethylfumarat Generika, die Hexal und Neuraxpharm als Generikum zu Tecfidera herstellen. Wer dieses Medikament für seine Kund:innen an Lager hat, sollte jetzt vorsichtig bei der Bestellung sein, die für die jeweilige Krankenkasse gültigen Rabattverträge prüfen, auf ein “aut-idem-Kreuz" für das Original aufmerksam machen oder gegebenenfalls auf dem Rezept künftig die Sonder-PZN für Compliance oder Akutversorgung nicht vergessen. Sonst drohen Retaxationen in beträchtlicher Höhe.
Gesundheits-Apps teilweise unsicher
Seitdem das "Digitale Versorgungs-Gesetz" (DVG) im Oktober 2020 in Kraft getreten ist, können Gesundheits- oder Medizin-Apps für gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse übernommen werden. Computerfachleute des ehrenamtlich tätigen Kollektivs “zerforschung” haben nun einige dieser Apps unter die Lupe genommen und Sicherheitslücken aufgedeckt. Teilweise wäre es möglich gewesen, Patientendaten abzugreifen oder auch über die Änderung der Nutzer-ID an E-Mail-Adressen und Nutzernamen anderer Patient:innen zu kommen. Das BfArM und die Datenschutzbehörden sind wie auch die betroffenen App-Betreiber auf diese eklatanten Lücken hingewiesen worden. Teilweise wird nun auch die Preispolitik genauer unter die Lupe genommen, denn seitdem die Apps durch die Kassen erstattet werden können, haben sich die Preise der Apps, die vor dem DGV bereits erhältlich waren, verzehnfacht. Wirst du in der Apotheke durch die Kunden auf Gesundheits-Apps angesprochen oder empfehlt ihr in der Apotheke vielleicht eine bestimmte App?
Neues von Omikron
Die Inzidenzen steigen wieder und Deutschland steckt offenbar in der Sommerwelle. Das RKI meldete in dieser Woche einen deutlichen Anstieg und geht dabei noch von einer hohen Dunkelziffer aus, da inzwischen nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen – und allein die Zahl der positiven PCR-Tests zählt in die Statistik hinein. Schuld daran sind vor allem die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5, die besonders ansteckend sind und sogar noch diejenigen infizieren können, die geimpft und genesen sind, da sie sich gut vor dem Immunsystem verstecken. Die Hoffnung liegt nun auf der neu entwickelten Corona-Impfung, die speziell auch die Omikron-Varianten mit einbeziehen soll. Expert:innen schließen es allerdings nicht aus, dass bis zur Zulassung der neuartigen Impfstoffe weitere Subtypen oder Linien auftauchen, die der Immunantwort trotz der Impfung entgehen können.
ADEXA für flexiblen Inflationsausgleich
Die Apothekengewerkschaft ADEXA bedauert es, dass der zu Beginn des Jahres erfolgte Gehaltszuwachs bei den Apothekenmitarbeitern inzwischen von der hohen Inflationsrate beinahe aufgefressen wurde. In der vergangenen Woche schlug die Vorsitzende Tanja Kratt vor, dass er flexibel ausgeglichen werden könnte, je nach dem, was sich die Apothekeninhaber leisten könnten – denn auch diese seien natürlich durch die gestiegenen Energiepreise und die Preiserhöhungen im Logistikbereich außergewöhnlich belastet – und was den Arbeitnehmer:innen in ihrer persönlichen Situation gerade am besten helfen würde. Hier sei Flexibilität gefragt und von einer bis zum Jahresende befristeten monatlichen Inflationszulage über Tankgutscheine für diejenigen, die einen langen Arbeitsweg haben, die Kostenübernahme von Fachliteratur für Pharmazeut:innen im Praktikum oder Einmalzahlungen für das ganze Team sei vieles möglich, um die Apothekenmitarbeiter:innen in dieser Zeit finanziell zu entlasten. Was würdest du dir in der jetzigen Situation wünschen und wie könnte dein Arbeitgeber dir aktuell besonders gut helfen? Schreib es doch in die Kommentare!