Wenn man beim Zähneputzen rotsieht

Wenn nach dem Zähneputzen das Zahnfleisch blutet, sollte man hellhörig werden, denn gesundes Zahnfleisch blutet nicht. Woher das kommt und ob das gefährlich ist, erfährst du hier.

Zahnfleischbluten ist nicht physiologisch

Unser Zahnfleisch, auch Gingiva genannt, hat normalerweise eine hell-rosa Farbe und umgibt unsere Zähne wie ein Saum. Zusammen mit dem Kieferknochen und feinen Fasern bildet es den sogenannten Zahnhalteapparat. Es ist besonders robust und widerstandsfähig, damit es bei der Nahrungsaufnahme nicht verletzt wird und Bakterien durch den Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch nicht ins Körperinnere gelangen können. 

Blutet unser Zahnfleisch, ist dies meist ein erstes Symptom für eine Erkrankung am Zahnfleisch. Damit diese nicht fortschreitet, sollte man schnell handeln, denn Zahnverlust und ernsthafte Erkrankungen können die Folge sein.

Ursachen von Zahnfleischbluten

In der Regel führt eine Entzündung (lat. Gingivitis) zum Bluten des Zahnfleisches. Es rötet sich, schwillt an und blutet bei Druck oder Berührung. Als Erstmaßnahme versucht der Körper durch das Bluten beziehungsweise eine erhöhte Durchblutung Bakterien, die das Zahnfleisch infiziert haben, wieder auszuspülen.

Der häufigste Grund für die Entzündung des Zahnfleisches liegt in einer mangelhaften Mundhygiene. Werden Bakterien, Beläge und Essensreste nicht gründlich und regelmäßig entfernt, entstehen Plaque, Karies, Mundgeruch, Zahnstein und Bakterientoxine, die unseren Zähnen und dem Zahnfleisch schwer zusetzen. 

Seltener kommt die Entzündung im Rahmen einer Parodontitis vor. Hier ist der gesamte Zahnhalteapparat befallen, Zahnfleischtaschen entstehen und die Zähne lockern sich. Zahnverlust sowie ein Übergang der Keime in die Blutbahn drohen. Dies kann schlimmstenfalls zu einer Endokarditis führen.

Aber nicht nur Bakterien, sondern auch bestimmte Medikamente (z. B. Immunsuppressiva oder Antikoagulantien) sowie Hormonschwankungen (z. B. in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren) können zu einem Zahnfleischbluten führen. Auch Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Leukämie, HIV-Infektion, Pfeiffersches Drüsenfieber) oder Mangelzustände, wie Vitamin-C-, Eiweiß- oder Nährstoffmangel durch Alkoholismus oder Anorexie können Zahnfleischbluten als Folge haben.
Auch erwähnenswert ist ein Flüssigkeitsmangel bzw. eine Exsikkose. Wird zu wenig getrunken, fehlt es auch an mineralischem Speichel, der sich mit der natürlichen Mundflora vermischt und diese in Schacht hält. Durch eine Austrocknung werden Entzündungen begünstigt.

Behandlung von Zahnfleischbluten 

Es ist wichtig, Zahnfleischbluten nicht zu ignorieren und möglichst schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Akutes Zahnfleischbluten lässt sich mittels Wattetupfer oder durch Auflegen eines Eiswürfels stoppen. Verursacht eine Grunderkrankung das Zahnfleischbluten, so gilt es natürlich, diese umfassend fachärztlich behandeln zu lassen.

Ist eine bakterielle Infektion die Ursache des Zahnfleischblutens, so steht die optimale und regelmäßige Mundpflege an erster Stelle. Mindestens zweimal täglich sollten die Zähne mit einer weichen Zahnbürste und einer antibakteriellen Zahnpasta (z. B. meridol® Parodont Expert von gaba, Lacalut® von Dr. Theiss, Salviagalen® von Viatris) gründlich geputzt werden. Mittels vibrierender Bass-Methode (Rütteltechnik) werden Keime zuverlässig entfernt. Die Stillman-Technik (Wischtechnik) ist gut geeignet bei Zahnfleischrückgang oder nach Zahnoperationen. Dabei wird vom Zahnfleisch aus mit der Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel mit einer Auswärtsdrehung nach unten gestrichen. Ein übermäßiges „Schrubben“ hingegen ist kontraindiziert. Keinesfalls dürfen schmerzende oder blutende Areale ausgespart werden, denn nur so werden die Keime reduziert. 

Die Zahnzwischenräume sollten mit Zahnseide oder Interdentalbürsten gereinigt werden. Eine antibakterielle Mundspülung mit desinfizierenden Wirkstoffen (z.B. meridol® von Gaba, Chlorhexamed® Fluid von Haleon, octenident® antiseptic schülke, Salviathymol® N Madaus von Viatris) kann helfen die Keimzahlen zu reduzieren. Weiterhin sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse geachtet und das Rauchen sollte eingestellt werden.
Entzündungshemmende und schmerzlindernde Mundgele (z. B. Kamistad® von Stada, Infectogingi® von Infectopharm, Dynexan® von Kreussler Pharma, Chlorhexamed direkt Gel können, punktuell aufgetragen, schmerzhafte Entzündungen lindern.

Wann sollte zahnärztlicher Rat eingeholt werden?

Neben den regelmäßigen Vorsorgen beim Zahnarzt, sollte eine zahnärztliche Praxis aufgesucht werden, falls die oben genannten Maßnahmen nach circa vier Wochen keine Veränderung bzw. Verbesserung bringen oder wenn die Beschwerden schnell wieder kommen. Auch bei starken Schwellungen, Rötungen, Fieber und Mundgeruch sollte eine zahnmedizinische Fachkraft konsultiert werden. Liegt eine Parodontitis vor, muss diese neben einer professionellen Zahnreinigung auch antibiotisch versorgt werden, um einem Zahnverlust bzw. dem Übergang der Keime in die Blutbahn entgegenzuwirken.