Verhütungspille und Rauchen – eine riskante Kombi
Das Auftreten von Nebenwirkungen bei der Anwendung hormoneller Kontrazeptiva hängt eng mit dem persönlichen Lebensstil zusammen. Was sollte Raucherinnen, die sich für diese Verhütungsmethode entscheiden, geraten werden?
Bei der hormonellen Empfängnisverhütung kommen Östrogene und Gestagene zum Einsatz, zusammen sind sie in kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) zu finden. Weiterhin gibt es auch die Möglichkeit, östrogenfrei zu verhüten: Dies gelingt mit der Minipille, die als Wirkstoff nur ein Gestagen enthält.
Als estrogene Komponente kommt in der Regel Ethinylestradiol vor. Es ist ein Derivat des natürlich vorkommenden Estradiols und hat eine etwa 100-fach größere Bioverfügbarkeit, was eine verstärkte estrogene Wirkung zur Folge hat. Nur wenige Kombinationspräparate enthalten andere Estradiol-Derivate wie Estradiolhemihydrat (z. B. in Zoely®), Estradiolvalerat (z. B. in Climen®, Cliovelle®) oder Estetrol (in Drovelis®).
Progesteron, der wichtigste Vertreter der Gestagene, wird bei oraler Gabe rasch abgebaut. In Kontrazeptiva werden daher nur stabilere synthetische Gestagene eingesetzt (z. B. Cyproteron, Dienogest, Drospirenon, Levonogestrel, Desogestrel).
Wie kommt die kontrazeptive Wirkung zustande?
Die empfängnisverhütende Wirkung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) beruht auf dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, als deren wichtigste die Ovulationshemmung und die Erhöhung der Viskosität des Zervixschleims anzusehen sind. Reine Gestagen-Präparate wirken in erster Linie über die peripheren Gestagen-Effekte auf den Zervixschleim, die Tuben und das Endometrium. Dadurch werden die Spermienaszension behindert sowie die der Eitransport und die Implantation gestört.
Dabei gibt es bei den Gestagenen Unterschiede bezüglich der Ovulationshemmung. Während unter der Anwendung von Levonorgestrel nur bei wenigen Frauen der Eisprung gehemmt wird, hemmen die höher dosierten Minipillen mit Desogestrel und Drospirenon zusätzlich den Eisprung, wodurch die Verhütungssicherheit erhöht wird.
Rauchen und die Effekte auf das Gefäßsystem
Dass Rauchen allgemein schädlich für den Körper ist, ist bekannt. Im Zusammenhang mit der Verhütungspille liegt der Fokus vor allem auf den Wirkungen auf die Gefäße. Denn zum einen führt das Nikotin im Tabakrauch zur Freisetzung von Stoffen, die die Blutgefäße verengen und den Blutdruck erhöhen. Außerdem wird die Ablagerung von Plaques in den Arterien gefördert, was zu Arteriosklerose (Verhärtung und Verengung der Arterien) führt. Die Elastizität der Arterien nimmt ab, was die Gefäße steifer und weniger anpassungsfähig macht.
Weiterhin erhöht Rauchen das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen), die Gefäße verstopfen können. Östrogene können die Bildung von Thrombosen, also den Verschluss von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel, begünstigen. Da Frauen im Vergleich zu Männern höhere Östrogenspiegel aufweisen, sind sie generell stärker gefährdet. Die Einnahme der Kombinationspille erhöht dieses Thromboserisiko zusätzlich.
Raucherinnen: Welche Risiken haben orale Kontrazeptiva?
Orale Kontrazeptiva, insbesondere kombinierte hormonelle Verhütungsmittel, bergen für Raucherinnen erhöhte Risiken. Zum einen haben Raucherinnen, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, ein deutlich höheres Risiko für die Bildung von Thrombosen im Vergleich zu Nichtraucherinnen. Außerdem ist das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Raucherinnen, die kombinierte orale Kontrazeptiva verwenden, um ein Vielfaches höher.
Bei starken Raucherinnen kann dieses Risiko bis zu 20-fach erhöht sein. Zur Einordnung: Von starken Rauchern spricht man in der Regel, wenn eine Person 20 oder mehr Zigaretten pro Tag raucht. Mit zunehmendem Alter und steigendem Zigarettenkonsum steigt das Risiko für schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen erheblich, insbesondere bei Frauen über 35 Jahren.
Grundsätzlich gilt: Das Risiko an zum Teil schwerwiegenden Folgen von Gefäßveränderungen (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu erkranken, nimmt mit zunehmendem Alter und steigendem Zigarettenkonsum zu. Generell ist das Risiko im Gesamten höher, wenn mehrere Risikofaktoren zusammenkommen (z. B. hohes Alter, Übergewicht, familiäre Vorbelastung, etc.).
Welche Alternativen es gibt
Aufgrund dieser erhöhten Risiken wird Raucherinnen oft empfohlen, alternative Verhütungsmethoden wie nichthormonelle Methoden (z. B. Kondom) oder östrogenfreie Pillen (sogenannte Minipillen) in Betracht zu ziehen. Bei der Minipille ist zu beachten, dass sie täglich zur selben Uhrzeit eingenommen werden sollte. Im Vergleich zur Kombinationspille verlangt sie größere Disziplin, da das Einnahmezeitfenster eingehalten werden muss, um den Verhütungsschutz sicherzustellen. So dürfen beispielsweise die Minipillen mit Levonorgestrel höchstens drei Stunden verspätet eingenommen werden, solche mit Desogestrel höchstens zwölf Stunden.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Entscheidet sich eine Frau für ein orales Kontrazeptivum, sollte sie auf Normalgewicht und ausreichend Bewegung achten sowie idealerweise auf Tabakkonsum verzichten. Das kann im Rahmen der pharmazeutischen Beratung nochmal betont werden – vor allem bei Neuverordnungen. Welches Präparat genau für die jeweilige rauchende Frau infrage kommt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viele Risikofaktoren vorliegen. Die Entscheidung hierfür trifft die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt nach einer entsprechenden Anamnese.