Krampfartige Schmerzen: Was hilft bei Koliken?

Koliken bei Erwachsenen können verschiedene Organe betreffen und sind in der Regel mit plötzlich eintretenden, starken Schmerzen verbunden. Wir haben recherchiert, welche medikamentösen Therapien Abhilfe schaffen.

Unter einer Kolik versteht man heftige, krampfartige und wellenförmige (wehenartige) Schmerzen, die durch die Muskelkontraktion eines Hohlorgans entstehen. Am häufigsten treten Gallen- und Nierenkoliken auf, aber es gibt auch Magen- oder Darmkoliken. Da die Schmerzen sehr plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten, wählen die Betroffenen häufig den Notruf und landen zur Akutversorgung in der Klinik. Erst nach der Entlassung kommen die Patient:innen zu uns in die Apotheke und wollen alles dafür tun, dass sie so etwas nicht noch einmal durchmachen müssen.

Was sind die Ursachen?

Während eine Magen-Darm-Kolik durch Wärme, Bauchmassagen, Arzneitee (z. B. Kümmel) oder auch ein Präparat mit dem Wirkstoff Simeticon (z. B. Lefax® von Bayer, sab simplex® von Pfizer) schnell in den Griff zu kriegen ist, so ist die Therapie von Gallen- oder Nierensteinen etwas schwieriger. Diese Koliken entstehen durch das Verlegen bzw. die Blockade der Ausführgänge von Gallenblase oder Niere, meist durch Nieren- oder Gallensteine. Der Körper versucht diese „Hindernisse“ durch Kontraktionen weiter zu bewegen, was aber nicht immer gelingt.

Welche Symptome haben die Betroffenen?

Das immer wiederkehrende Zusammenziehen des Hohlorgans führt zu heftigsten, wellenförmigen Schmerzen in der betroffenen Region, die aber auch ausstrahlen können. Betroffene Frauen berichten, dass sie sich an die Geburten von ihren Kindern erinnert fühlen, diese aber lange nicht so schmerzhaft waren. Meist treten nebenher auch vegetative Symptome wie Übelkeit und Erbrechen sowie Kaltschweißigkeit und Blässe auf. Die Bauchdecke ist in der Regel hart und gespannt; es kann zu Kreislaufproblemen und schlimmstenfalls zum Schock kommen. Daher sollte bei unerträglichen Schmerzen in der Bauchgegend und/oder Bewusstseinsstörungen immer der Notruf gewählt werden.

Welche Behandlung ist erforderlich?

Wenn nach der ärztlichen Untersuchung – meist mittels Ultraschall – feststeht, dass Nieren- oder Gallensteine für die Schmerzen verantwortlich sind, werden zur primären Schmerzlinderung Spasmolytika wie Butylscopolamin und Schmerzmittel wie Paracetamol, Novaminsulfon, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder seltener auch Opioide intravenös verabreicht. Anschließend wird eine ursächliche Behandlung durchgeführt.

Vor allem bei kleineren Gallensteinen besteht manchmal die Möglichkeit diese mittels Ursodeoxycholsäure (z. B. Ursofalk® von Dr. Falk, Tillhepo® von Tillots Pharma, URSO-1A Pharma® von 1A Pharma) aufzulösen. Des Weiteren kann versucht werden, die Steine endoskopisch zu entfernen und den Gallengang zu erweitern. Ist diese Methode nicht erfolgreich, so wird die gesamte Gallenblase mit Stein(en) laparoskopisch entfernt.

Bei einer Nierenkolik hingegen wird empfohlen viel zu trinken und sich viel zu bewegen. Ist der Stein kleiner als 5 mm helfen diese Maßnahmen bei acht von zehn Betroffenen, den Stein aus dem Harnleiter zu spülen und damit die Schmerzen zu beenden. Lösen sich die Steine durch diese Behandlung nicht, so können auch manche Nierensteine – je nach Zusammensetzung – mit Medikamenten aufgelöst werden. Die besten Erfolge erzielt man bei harnsäurehaltigen Steinen mit den Wirkstoffen Allopurinol oder Febuxostat. Mittels extrakorporaler Stoßwellentherapie können größere Steine zertrümmert werden, die dann als Grieß ausgeschieden werden können. Auch eine endoskopische Entfernung ist möglich. Durch Schienen, die in den Harnleiter eingelegt werden, sollen die schmerzhaften Kontraktionen oder ein gefährlicher Nierenstau mit vollständigem Verstopfen des Harnleiters verhindert werden. All diese Maßnahmen werden in der Regel immer durch Spasmolytika und Analgetika begleitet.

Was können wir in der Apotheke tun?

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus haben die Patient:innen meist eine Verordnung über Butylscopolamin entweder als Dragees oder Suppositorien sowie einem Schmerzmittel, meist Novaminsulfon in Form von Tropfen oder Tabletten. Neben der Beratung zu den Medikamenten können wir weitere Tipps geben, um erneuten Koliken vorzubeugen. Bei beiden „Steinleiden“ ist es wichtig, viel zu trinken, denn ein Flüssigkeitsmangel erleichtert das Auskristallisieren von bestimmten Substanzen. Bei Gallenkoliken sollte auf eine fettarme Ernährung geachtet und Übergewicht reduziert werden. Für „Nierensteingeplagte“ kann es sinnvoll sein, eine/n Ernährungsberater:in aufzusuchen, wenn die Zusammensetzung der Steine analysiert wurde. So kann gezielt das Auskristallisieren dieser Substanz über die Ernährung zu verhindert werden.