Kinderkrankheiten: Wissenswertes zu Röteln und Ringelröteln
Masern, Windpocken, Scharlach – Röteln! Einige Krankheiten befallen typischerweise jüngere Kinder. Kennst du die Symptome und Therapie sowie auch den Unterschied zwischen Röteln und der „fünften Kinderkrankheit“ Ringelröteln?
Röteln – Nur eine Kinderkrankheit?
Röteln gehören zu den Viruserkrankungen und sind hoch ansteckend. Die Infektionskrankheit gehört zu den sogenannten Kinderkrankheiten und hinterlässt normalerweise eine lebenslange Immunität gegen die erneute Infektion. Das Rötelnvirus zählt zu den Rubiviren und kommt weltweit vor, befällt aber nur den Menschen. In Deutschland sind die Zahlen durch Impfungen stark zurückgegangen (Inzidenz im Jahr 2020: 0,2), aber dennoch sind die Impfzahlen zu niedrig, um eine Ausrottung zu erreichen.
Wie äußern sich Röteln?
Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Nach einer zwei- bis dreiwöchigen Inkubationszeit beginnt in ca. 50 % der Fälle ein typischer Hautausschlag, zuerst im Gesicht, hinter den Ohren und schließlich am ganzen Körper. Es entstehen kleine hellrote, manchmal leicht erhabene Flecken, die üblicherweise nach ein bis drei Tagen wieder verschwinden. In der Regel juckt das Exanthem nicht oder nur sehr leicht. Oft schwellen auch die Lymphknoten im Nacken und hinter den Ohren schmerzhaft an, da sich hier die Erreger vermehren, bevor sie sich über die Blutbahn im ganzen Körper verteilen. Auch leichtes Fieber, Kopfschmerzen und Bindehautentzündungen können auftreten.
Bei Kindern verläuft die Infektion meist komplikationslos, doch je älter das Kind, desto höher ist die Gefahr für Komplikationen wie schmerzhafte Gelenkentzündungen, Bronchitis, Mittelohrentzündungen, Herzmuskel-, Herzbeutel- oder Gehirnentzündungen.
Röteln in der Schwangerschaft
Eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft ist sehr gefürchtet. Das Virus kann über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden und je nach Schwangerschaftsstadium einen Spontanabort oder schwerste Schäden am Kind verursachen. Diese kindliche Infektion im Mutterleib wird Rötelnembryofetopathie genannt, alle Schäden durch das Virus bezeichnet man als „kongenitales Rötelnsyndrom“ (CRS). In den ersten acht Wochen der Schwangerschaft kommt es in 90 % der Fälle zur Schädigung des Embryos, im mittleren Schwangerschaftsdrittel beträgt das Risiko noch 25 bis 30 %. Die CRS kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Beim sogenannten Gregg-Syndrom kommt es zu Organfehlbildungen an Herz, Auge und Innenohr, was Herzfehler, grauen Star und Schwerhörigkeit zur Folge haben kann. Auch ein niedriges Geburtsgewicht, eine Blutungsneigung aufgrund niedriger Thrombozytenzahlen, Entzündungen an Herz, Lunge und Leber, sowie eine Mikrozephalie (auffallend kleiner Kopf) sind Schäden, die durch die Rötelninfektion entstehen: Dies nennt man Erweitertes Rubella-Syndrom oder Late-Onset-Rubella-Syndrom. Daher ist die Bestimmung des Röteln-Antikörper-Titers fester Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge.
Therapie bei Röteln
Eine Rötelninfektion wird nach ärztlicher Diagnose symptomatisch mit fiebersenkenden und entzündungshemmenden Medikamenten, zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen, behandelt, da es keine ursächliche Therapie gibt. Kinder mit CRS benötigen je nach Ausprägung ein Leben lang individuelle Therapien, Operationen und Förderung.
Den besten Schutz vor der Erkrankung bietet eine zweimalige Impfung mit einem kombinierten MMR(Masern-Mumps-Röteln)-Lebendimpfstoff wie MMR-Vaxpro® von MSD oder Priorix® von GSK. Die Impfungen werden normalerweise mit 11 und 15 Lebensmonaten durchgeführt und bewirken mit 95 % Effizienz eine lebenslange Immunität. Eine Postexpositionsprophylaxe für Schwangere mit Immunglobulinen wird aufgrund der geringen Wirksamkeit nicht mehr empfohlen.
Ringelröteln – Erythema infectiosum
Ringelröteln werden auch als die „Fünfte Krankheit“ (im englischsprachigen Raum „fifth disease“) bezeichnet. Neben Scharlach, Röteln, Masern und Windpocken gehen auch sie mit einem Hautausschlag einher. Sie gehören zu den hochansteckenden Kinderkrankheiten und werden vom Parovirus B19 ausgelöst, dessen einziger Wirt der Mensch ist. Etwa 60 bis 70 % der Erwachsenen haben Antikörper im Blut. Wer die Erkrankung einmal überstanden hat, ist ein Leben lang immun und kann nicht ein zweites Mal erkranken. Gemeinsamkeiten mit der Rötelnerkrankung gibt es, bis auf den ähnlichen Namen, nicht.
Entstehung der Krankheit
Über feinste Speicheltröpfchen werden die Viren beim Sprechen, Husten oder Niesen in der Luft von Mensch zu Mensch weitergetragen. Da die Viren in der Umwelt sehr widerstandsfähig sind, kann es neben der Tröpfcheninfektion auch zu einer Schmierinfektion über kontaminierte Gegenstände wie Türklinken, Spielzeug und andere Gegenstände kommen. Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen kommt es zum Krankheitsausbruch.
Symptome der Ringelröteln
In 75 % der Fälle verläuft die Infektion völlig symptomlos (stille Feiung → Immunisierung ohne Krankheitssymptome) und unbemerkt. Zeigen sich Symptome, so können diese völlig unterschiedlich und teilweise sehr unspezifisch sein. Grippeähnliche Symptome wie leichtes Fieber, Schwellung der Lymphknoten, Unwohlsein und Kopfschmerzen gehören zu den ersten Anzeichen. In dieser Zeit ist die Ansteckungsgefahr am größten.
Eindeutig erkennbar wird die Erkrankung erst beim Auftreten vom typischen Hautausschlag. Zuerst entsteht eine schmetterlingsförmige Rötung auf beiden Wangen, was auch zu der Bezeichnung Ohrfeigenkrankheit (im englischsprachigen Raum „slapped cheek disease“) geführt hat. An den darauffolgenden Tagen bilden sich an Armen, Schultern, Gesäß und Oberschenkeln rötliche Flecken, die erhaben sein können und zum Zusammenfließen neigen (girlandenförmiger Hautausschlag). Außerdem sind sie in der Mitte heller, so dass die Punkte wie kleine „Ringel“ aussehen. Die Hautveränderungen können verschwinden und wiederkommen und bis zu sieben Wochen andauern. In der Regel entsteht kein starker Juckreiz. Sobald der Ausschlag entstanden ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.
Wie gefährlich sind Ringelröteln?
Normalerweise treten bei gesunden Kindern keine Komplikationen auf und eine symptomatische Behandlung ist nicht erforderlich. In seltenen Fällen kann es vor allem bei Frauen und Mädchen zu Gelenkentzündungen und bei Vorerkrankten zu gefährlichen Anämien kommen.
Infiziert sich eine Schwangere vor der 20. Schwangerschaftswoche mit dem Parovirus B19, kommt es in 30 % der Fälle zu einer Übertragung auf das Ungeborene, was wiederum fatale Folgen haben kann. Die Viren können beim Fötus schwere Anämien sowie Wassereinlagerungen unter der Haut und in den Organen auslösen (lat. Hydrops fetalis). Die Schwangere wird engmaschig mittels Ultraschall überwacht, um sofort auf Komplikationen reagieren zu können. Das Ungeborene erhält dann Bluttransfusionen über die Nabelschnur. Schlimmstenfalls kann es aber zu einer Fehlgeburt (in etwa neun Prozent aller Fälle) kommen.
Wie kann man sich schützen?
Da Erkrankte ansteckend sind, bevor sie die Krankheit bemerken, ist es sehr schwierig, sich effektiv vor einer Ansteckung zu schützen. Schwangeren ohne Immunschutz wird empfohlen, Kontakte zu infizierten Kindern zu meiden und sich durch allgemeine Hygieneregeln (häufiges Händewaschen, in die Armbeuge niesen, Tragen von Masken) zu schützen. Meist wird ein Beschäftigungsverbot ausgestellt, wenn die Schwangere in einem Beruf mit erhöhtem Ansteckungsrisiko (Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Kinderarztpraxis, etc.) tätig ist.