Der unsichtbare Feind in deiner Zahnpasta?

Im Netz kursieren vermehrt Aussagen, dass Fluorid nicht gesund oder sogar schädlich sein soll. Kann das Spurenelement Probleme verursachen? Nehmen wir es genauer unter die Lupe!

Weil es die klaren Empfehlungen zur Verwendung von Fluorid noch nicht so lange gibt, hat der Einsatz von Fluorid seit Jahren viele Diskussionen ausgelöst. Welche Form ist am besten: Tabletten oder Zahnpasta, Lack oder Speisesalz? Wie viel und wann sollte es verwendet werden und welche Gefahren birgt es? Die Studienlage dazu ist zwar vielfältig, die Fachkreise und entsprechende Leitlinien sind sich jedoch endlich ziemlich einig. 

Fluorid – was ist das eigentlich?

Chemisch gesehen sind Fluoride Salze der Fluorwasserstoffsäure. Fluorid ist nicht gleichzustellen mit Fluor, einem Halogengas, das hochgiftig ist. Fluorid ist zwar keine essenzielle Substanz, jedoch ist es für die Festigung von Knochen und Zähnen sehr wichtig, weil es das Herauslösen von Mineralien an der Zahnoberfläche (Demineralisierung) hemmt. Da Fluorid nicht essenziell ist und kein Bedarf bestimmt werden kann, wird ein Richtwert für eine angemessene Fluoridaufnahme angegeben. Die Richtwerte dafür sind geschlechts- und altersabhängig. Im Verlauf der Kindheit steigen sie von 0,25 mg/Tag für Säuglinge im Alter von 0 bis unter 4 Monaten bis auf 3,0 mg/Tag für weibliche und 3,5 mg/Tag für männliche Jugendliche im Alter von 15 bis unter 19 Jahren, Erwachsene sowie Schwangere und Stillende an. Die Gesamtzufuhr schließt fluoridiertes Speisesalz, Getränke einschließlich Trink- und Mineralwasser sowie Supplemente ein. Fluoridierte Zahnpflegeprodukte können bei Verschlucken ebenfalls ungewollt zur Gesamtzufuhr beitragen, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Um diese Menge mit Zähneputzen zu erreichen, sollen Zähne von Kindern mit einer reiskorngroßen Menge Zahnpasta geputzt werden. Ab zwei Jahren wird eine erbsengroße Zahnpastamenge empfohlen.

Das sagen die Studien

Studien und Empfehlungen von Fachgesellschaften zeigen einheitlich, dass die tägliche Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasta eine wirksame Methode zur Kariesprävention bei Kindern und Jugendlichen ist. Ähnliche Wirksamkeit ist auch bei älteren Erwachsenen zu beobachten. Laut der S2k-Leitlinie zur Kariesprophylaxe wird die fluoridhaltige Zahnpasta bei einer Fluoridkonzentration im Trinkwasser <0,7 mg/l und fluoridhaltiges Salz empfohlen. Fluoridgehalte in Deutschland sind gegenüber dieser Empfehlung eher niedrig: mehr als 90% des Trinkwassers hat eine Konzentration von <0,3mg/l. Bei erhöhtem Kariesrisiko wird zu einer vierteljährlichen Fluoridlackapplikation oder der Verwendung von Fluoridgelen geraten. Fluoridtabletten sind ebenfalls kariespräventiv wirksam und sollten nach dem Durchbruch der bleibenden Zähne gelutscht werden, wenn nicht mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt wird.

Wann wird´s gefährlich?

Fluorid wird, wie alle anderen Substanzen, nur dann gefährlich, wenn es überdosiert wird, denn die Dosis macht das Gift.

Akute Toxizität: Dies kann durch die einmalige Einnahme einer großen Menge Fluorid geschehen. Die Einnahme einer akut tödlichen Fluoriddosis kommt sehr selten vor. Die Menge an Fluorid, die bei oraler Einnahme als tödlich gilt, beträgt 35-70 mg Fluorid pro kg Körpergewicht. Dies entspricht 5–10 g Natriumfluorid für einen 70 kg schweren Erwachsenen und 1–2 g Natriumfluorid für ein 15 kg schweres Kind. Symptome einer akuten Toxizität treten schnell auf. Es kommt zu diffusen Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, übermäßigem Speichelfluss und Durst. Zur Verringerung der Fluoridaufnahme sollten schnell Maßnahmen eingeleitet werden, etwa das Herbeiführen von Erbrechen oder die Verabreichung großer Mengen Calcium, z. B. durch Kalkwasser oder Milch.

Chronische Toxizität: Dies ist auf die langfristige Aufnahme geringer Mengen Fluorid im Trinkwasser zurückzuführen. Ein über viele Jahre hinweg täglicher Überschuss an Fluorid von mehr als 8 ppm im Trinkwasser kann zu Skelettfluorose führen. Schwere Fälle treten normalerweise nur in warmen Klimazonen auf, in denen das Trinkwasser sehr viel Fluorid enthält. Aufgrund der chronischen Toxizität nimmt die Knochendichte langsam zu; die Gelenke werden steif und schmerzen. Mangel an Fluorid ist übrigens nicht möglich, niedrige Fluoridzufuhr könnte jedoch ein individuelles Kariesrisiko erhöhen.

Allgemein lässt sich sagen, dass man keine Angst vor Fluorid haben soll und vor allem die Eltern im Blick behalten sollen, dass Fluorid nicht nur „nicht schadet“, sondern sehr wichtig für Säuglinge und Kinder ist.