Künstliche Befruchtung: Das kommt auf Paare zu
Kinderlose Paare können mithilfe der künstlichen Befruchtung ihrem Kinderwunsch näherkommen. Welche Hürden gibt es und welche Kosten entstehen?
Heutzutage ist Kinderlosigkeit kein Schicksal, der medizinische Fortschritt macht Betroffenen Hoffnung und erhöht die Chance, früher oder später ein Kind zu bekommen. Eine Garantie gibt es natürlich nicht. Wichtig ist zu wissen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft mit steigendem Alter abnimmt. Allgemein gilt auch, dass sich mit steigendem Lebensalter bei erfolgreicher Befruchtung die gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind erhöhen.
Doch was bedeutet überhaupt „kinderlos“ zu sein? Als kinderlos gilt ein Paar, bei dem innerhalb von zwei Jahren dir gewünschte Schwangerschaft nicht eintritt. Ursachen für eine Unfruchtbarkeit gibt es verschiedene, zum größten Teil können diese körperlich bzw. organisch bedingt sein (z. B. hormonelle Dysfunktion, abnehmende Funktion der Eierstöcke, Krankheit wie Endometriose oder mangelnde Spermienqualität). Aber auch psychische Störungen, ein ungesunder Lebensstil sowie Stress spielen eine Rolle.
Künstliche Befruchtung – diese Methoden gibt es
Im Rahmen der ärztlichen Diagnostik wird zunächst untersucht, welche Ursache der Unfruchtbarkeit zugrunde liegt. Danach wird eine individuell geeignete Methode angewendet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur künstlichen Befruchtung: Insemination, In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI).
Bei der Insemination werden die Samenzellen direkt mit einer Spritze oder über einen weichen Katheter in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder den Eileiter gespritzt. Die Eizelle wird somit im Körper einer Frau befruchtet. Diese Methode wird meist dann angewandt, wenn beim Mann die Samenmenge zu gering oder die Qualität des Spermas mangelhaft ist. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, müssen zwingend die Spermien des Ehemannes genutzt werden.
Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist ein medizinisches Verfahren, bei dem Eizellen außerhalb des Körpers der Frau mit Spermien befruchtet werden – im Reagenzglas.
Gesetzliche Regelungen bei dieser Methode sind streng: Es dürfen maximal drei Eizellen bei der Wiedereinpflanzung verwendet werden. Das Geschlecht des Kindes ist nicht frei wählbar, es sei denn, es liegt eine geschlechtsgebundene Erbkrankheit vor. Um befruchtungsfähige Eizellen in ausreichender Zahl aus den Eierstöcken zu bekommen, wird in der Regel eine Hormonbehandlung durchgeführt. Ziel ist es dabei, die Eierstöcke so anzuregen, dass mehrere befruchtungsfähige Eizellen gewonnen werden können.
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), auch Mikroinjektion genannt, ist ebenfalls ein abgewandeltes Verfahren der In-vitro-Fertilisation. Hier wird eine aus dem Ejakulat oder operativ aus den Hoden oder Nebenhoden gewonnene Samenzelle direkt in die weibliche Eizelle injiziert. Diese Methode wird beispielsweise angewendet, wenn der männliche Partner zu wenig Spermien in seinem Ejakulat oder einen Verschluss der Samenwege hat.
Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit des intratubaren Gametentransfers (GIFT). Bei dieser Methode werden der Frau auf operativem Wege Eizellen entnommen und zusammen mit den aufbereiteten Spermien in einen oder beide Eileiter gespritzt. Ziel ist es, dass sich die Eizelle natürlich befruchtet und dann zur Gebärmutter wandert und sich dort einnistet. Häufig kommt diese Methode zum Einsatz, wenn die Ursache der Unfruchtbarkeit nicht herausgefunden werden konnte.
Es ist wichtig zu bedenken, dass die künstliche Befruchtung sowohl physisch als auch emotional belastend sein kann. Paare sollten sich daher vor Beginn des Prozesses über alle Aspekte informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
Welche finanziellen Aufwendungen sind notwendig?
Die Kosten für eine IVF-Behandlung können je nach Land, Klinik und individuellen Umständen variieren. In Deutschland liegen die durchschnittlichen Kosten für eine IVF-Behandlung bei rund 3.000 Euro pro Zyklus. Es ist wichtig zu beachten, dass mehrere Zyklen erforderlich sein können, um eine Schwangerschaft zu erreichen, was die Gesamtkosten erhöhen kann. Daher empfiehlt es sich, sich vor Beginn einer IVF-Behandlung über die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren. Denn je nach Verfahren und der Anzahl der Versuche kann eine künstliche Befruchtung im Einzelfall mehr als 10.000 Euro kosten.
Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Zuschuss von 50 Prozent seitens der Krankenkassen. Dies ist im Sozialgesetzbuch 5 (SGB 5) in § 27a verankert. Es gibt aber auch solche Versicherungen, die deutlich mehr finanzielle Unterstützung bieten. Unter bestimmten Bedingungen übernehmen vereinzelt Krankenkassen sogar 100 Prozent der Kosten. Gegebenenfalls kann es sich daher sogar lohnen, die Versicherung rechtzeitig zu wechseln.
Übrigens: Die Kosten der künstlichen Befruchtung werden nur für Personen übernommen, die mindestens 25 Jahre alt sind. Die Frau darf nicht älter als 39 Jahre, der Mann nicht älter als 49 Jahre alt sein.
§ 27a im Apothekenalltag
Im Rahmen von Fertilitätsbehandlungen kommen Hormone oder Hormonrezeptormodulatoren wie Follitropin, Progesteron, Choriongonadotropin, Clomifen, Cetrorelix, Ganirelix, Menotropin, Nafarelin oder Triptorelin zum Einsatz. Die jeweilig benötigten Medikamente werden ärztlich verordnet – auch per E-Rezept.
So werden Präparate für die künstliche Befruchtung in der Telematik angezeigt. Ganz nett, oder? 😊 (Foto: Dr. Erol Yilmaz)
Neben der gängigen Beratung muss das pharmazeutische Personal daran denken, das Sonderkennzeichen der künstlichen Befruchtung zu setzen, damit eine Kostenerstattung seitens der Krankenkasse gewährleistet ist.