Winterzeit = Magen-Darm-Zeit?

Erbrechen, Durchfall, schlaflose Nächte, Bettwäsche wechseln – vor allem bei Eltern von kleinen Kindern ist kaum eine Erkrankung so gefürchtet wie eine Magen-Darm-Infektion, die häufig in der kalten Jahreszeit gnadenlos zuschlägt. Doch warum ist das so?

Magen-Darm-Infektionen (lat. Gastroenteritis) gehören weltweit mit Abstand zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nahezu jeder Mensch erkrankt in seinem Leben mindestens einmal an einem Brechdurchfall, meistens sogar öfter. Ursächlich sind sowohl Viren als auch Bakterien und sehr selten auch Parasiten. Noro- und Rotaviren sind für den Großteil der Infektionen verantwortlich. Aber auch Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter, EHEC (enterhohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien) können Brechdurchfall auslösen. Kommt es zu einer Lebensmittelvergiftung, so sind meist Staphylokokken und vor allem deren Toxine für die Symptome verantwortlich.

Wie kommt es zu einer Ansteckung?

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich fäkal-oral, das heißt die Keime werden durch kleinste Spuren von Stuhlresten oder Erbrochenem an Lebensmitteln, Getränken, Oberflächen oder Händen weiterverbreitet und gelangen von da in den Mund somit weiter in den Verdauungstrakt. Gerade bei Noroviren ist die Infektiosität sehr hoch. Bereits zehn Viruspartikel können für eine Infektion ausreichen.

Dies erklärt auch die rasche Verbreitung in Krankenhäusern, Altenheimen und Gemeinschaftseinrichtungen. Aber auch durch kontaminierte Speisen (z. B. Muscheln, Krabben, Salate, Mayonaise) oder Getränke (verunreinigtes Wasser) kann man sich infizieren. Die Inkubationszeit beträgt zwischen sechs und 50 Stunden.

Im Winter besonders gefährlich?

Infektionen mit Noroviren treten das ganze Jahr über auf, dennoch ist ein saisonaler Gipfel in den Monaten von Oktober bis März, also in den Herbst- und Wintermonaten zu beobachten. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) liegt das hauptsächlich an den niedrigen Temperaturen und der vorherrschenden trockenen Luft (v. a. durch Heizen). In diesem Klima fühlen sich die Viren besonders wohl und überleben lange an der Luft, auch auf Oberflächen. Auch Temperaturen bis zu 60°C halten sie ohne Probleme aus und mutationsfreudig sind die Viren ebenfalls.

Zudem ist das menschliche Immunsystem im Winter nicht so schlagkräftig wie im Sommer.
Nach einer überstandenen Infektion ist der Körper leider nur über einen sehr kurzen Zeitraum von circa acht Wochen immun gegenüber den Erregern. Wenn dann noch viele Leute auf engem Raum zusammen sind (z. B. Schule, Kindergarten, Seniorenheim) und die wichtigsten Hygieneregeln nicht eingehalten werden, dann haben die Erreger leichtes Spiel.

Auf die Hygiene kommt es an

Um eine Verbreitung bzw. Ansteckung zu vermeiden, sollten Erkrankte und Gesunde nach Möglichkeit voneinander separiert werden. Bis 48 Stunden nach Ende der Symptome können Viren ausgeschieden werden und eine Ansteckung ist somit möglich. Pflegende Personen sollten Schutzkleidung (Kittel, Handschuhe, Schutzmaske und Schutzbrille) tragen. Eine konsequente Händehygiene mit geeigneten Desinfektionsmitteln ist genauso unerlässlich wie die regelmäßige Desinfektion von „patientennahen Flächen“ (z. B. WC, Türgriffe, Waschbecken) sowie das Durchlüften der Räume. Diese Maßnahmen sind in einer Familie vor allem mit kleinen Kindern nahezu nicht vollständig durchführbar. Es kann eigentlich nur abgewartet werden, bis die Infektion vorbei ist.

Da die Noroviren zu den widerstandsfähigeren, unbehüllten Viren gehören, muss unbedingt auf die Auswahl eines geeigneten Desinfektionsmittels mit dem Zusatz „viruzid“ oder „begrenzt viruzid PLUS“ (z. B. Sterillium® Virugard von Paul Hartmann, Softa-Man® von B. Braun acute, Bacillol® von Hartmann, Meliseptol® von B. Braun) geachtet werden.

Bei der Zubereitung von Speisen gilt es ebenfalls auf eine penible Küchenhygiene zu achten und die Speisen gründlich zu waschen und nach Möglichkeit gut durchzugaren.

Wie wird behandelt?

Primär gilt es, den hohen Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Dies kann mithilfe oraler Rehydratationslösungen (z. B. Oralpädon® oder Elotrans® von Stada, Saltaldol® von Aristo, Elytro® von Klinge Pharma) oder in schweren Fällen mittels Infusionslösungen erfolgen. Sollte innerhalb von zwölf Stunden keine Besserung eintreten, ist ärztlicher Rat einzuholen. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern oder bei älteren Personen ab 70 kann eine kurzzeitige Hospitalisierung erforderlich werden. Bei starkem Erbrechen können Antiemetika wie Dimenhydrinat oder Diphenhydramin gegeben werden. Diese gibt es als Suppositorien, Saft oder Dragees. Wichtig ist, dass diese Arzneimittel ausreichend lange im Körper bleiben, um wirken zu können.

Gegen Infektionen mit Rota-Viren im Säuglingsalter gibt es zwei verschiedene Lebendimpfstoffe (Rotarix® von GSK und RotaTeq® von MSD). Diese schützen zuverlässig vor Krankenhauseinweisungen und schweren Verläufen.