Pertussis – ein Keuchen und Husten
Mit knapp 23.000 bestätigten Keuchhusten-Fällen waren die Zahlen in Deutschland im Jahr 2024 so hoch wie noch nie. Auch in den Apotheken hören wir regelmäßig von der Infektion. Das kann Betroffenen empfohlen werden.
Wie wird Keuchhusten verursacht?
Keuchhusten (lat. Pertussis) ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege. Sie ist hochansteckend und wird meist durch das Bakterium Bordetella pertussis, seltener durch Bordetella parapertussis oder Bordetella hermesii, verursacht. Das Bakterium bildet verschiedenste Toxine, die gezielt die Schleimhäute der Atemwege schädigen.
Die Bakterien werden durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten oder Niesen übertragen. So gut wie jeder Kontakt zwischen Erkrankten und ungeschützten Gesunden führt zur Ansteckung.
Es wird sogar vermutet, dass selbst Geimpfte von Bordetella pertussis besiedelt werden. Sie erkranken zwar nicht, können aber trotzdem andere anstecken. Die Inkubationszeit beträgt ungefähr neun bis zehn Tage.
Quälender Husten über Monate
Üblicherweise verläuft eine Pertussis-Infektion in drei Stadien. Zuerst beginnt das ein- bis zweiwöchige Stadium catarrhale. Dabei verspüren die Patient:innen erkältungsähnliche Symptome, wie Schnupfen und leichten Husten, haben aber wenn überhaupt nur leichtes Fieber. Im darauffolgenden Stadium convulsivum kommt es zur klassischen Symptomatik mit den stakkatoartigen Hustenanfällen und dem charakteristischen Einziehen der Luft. Das sogenannte Keuchen oder Juchzen entsteht durch das plötzliche Einatmen gegen einen geschlossenen Kehldeckel am Ende des Anfalles.
Häufig enden diese Attacken mit Erbrechen oder Hochwürgen von zähem Schleim. Vor allem nachts sind zahlreichen Hustenanfälle regelrecht quälend. Auch hier ist das Fieber, wenn überhaupt nur, mäßig vorhanden, es sei denn Sekundärinfektionen (häufig mit Pneumokokken oder Haemophilus influenzae) kommen hinzu. Dieses Stadium kann vier bis sechs Wochen andauern, bevor es in das Stadium decrementi übergeht, in dem die Hustenanfälle langsam abklingen. Dies kann bis zu zehn Wochen dauern.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen beobachten man oft einen Verlauf mit langanhaltendem Husten, jedoch ohne die typischen Hustenanfälle. Dieser untypische Verlauf erschwert oft die Diagnose. Dennoch besteht ein hohes Ansteckungsrisiko.
Schwere Komplikationen möglich
Vor allem bei ungeimpften Säuglingen unter sechs Monaten kann es zu schwersten Komplikationen kommen. Bis zu zehn Prozent entwickeln eine Pneumonie. Häufig treten nach den schweren Hustenattacken Atemstillstände (Apnoen) auf und als selten Nebenwirkungen können cerebrale Krampfanfälle und Enzephalopathien auftreten, was später dann zu Dauerschäden, wie Lähmungen und Seh-, Hör- oder geistigen Störungen führt. Nicht selten entsteht eine Hyperleukozytose, durch die es zu einer schweren Hypoxämie und zur pulmonalen Hypertension kommt und die zum Tod des Säuglings führen kann.
Bei älteren Kindern und Erwachsenen können Ohrenentzündungen, Inkontinenz, Nebenhöhlenentzündungen, Leisten- und Rippenbrüche auftreten. Selten können Einblutungen im Auge oder sogar Gehirnblutungen auftreten.
Wie wird Keuchhusten behandelt?
Säuglinge, Kleinkinder und Patient:innen mit schwerer Symptomatik werden meist in ein Krankenhaus eingewiesen. Mittel der Wahl ist die Gabe von Antibiotika. Diese kann aber nur die Dauer und die Heftigkeit der Hustenattacken beeinflussen, wenn sie vor dem Beginn des Hustens bzw. in den ersten zwei Wochen ab Beginn begonnen wird. So lange scheidet der Patient die Bordetellen aus. Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, können Antibiotika den Krankheitsverlauf nicht mehr verkürzen. Für die Unterbrechung der Infektionsketten sind sie aber dennoch enorm wichtig.
Behandelt wird mit Makroliden, vor allem mit dem Wirkstoff Erythromycin, aber Azithromycin oder Clarithromycin sind ebenso wirksam. Alternativ kann auch Cotrimoxazol eingesetzt werden. Zurzeit ist eher die Lieferfähigkeit der einzelnen Wirkstoffe der entscheidende Faktor. Grundsätzlich sollten Erkrankte viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um den trockenen Husten zu lindern. Während der Hustenanfälle sollte man aufrecht mit leicht vorgebeugtem Kopf sitzen.
Der Kontakt zu Neugeborenen, chronisch Kranken oder älteren Personen sollte unbedingt vermieden werden. Kindergärten, Schulen oder Gemeinschaftseinrichtungen dürfen bei Erkrankung oder bei Verdacht nicht besucht werden. Erst nach abgeschlossener Antibiotikatherapie oder circa drei Wochen nach Beginn der Hustenattacken ist ein Besuch wieder möglich.
Wie kann man sich schützen?
Keuchhusten kann durch eine rechtzeitige Impfung ganz verhindert oder aber in seinem Verlauf abgemildert werden. Da eine bereits durchgemachte Infektion zu keiner lebenslangen Immunität führt, kann man sich immer wieder infizieren. Daher sollte bei entsprechenden Symptomen immer auch auf Keuchhusten, am besten mittels Abstrichs aus dem Nasen-Rachenraum getestet werden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für alle Säuglinge eine Grundimmunisierung mit drei Impfdosen, die mit zwei, vier und elf Monaten gegeben werden. Danach liegt bei über 80 Prozent ein Impfschutz vor. In den gängigen 6-fach-Impfstoffen ist eine Pertussis-Komponente enthalten. Da Antikörper durchschnittlich fünf Jahre nachgewiesen werden können, empfehlen sich Auffrischungen im Alter von fünf bis sechs Jahren und von neun bis 16 Jahren.
In Deutschland gibt es keinen monovalenten Impfstoff, sondern nur kombinierte Vakzine mit Diphtherie-, Tetanus- und eventuell einer Poliokomponente. Danach wird alle 10 Jahre aufgefrischt. Ab dem fünften Lebensjahr werden Impfstoffe mit reduziertem Pertussis-Antigengehalt verabreicht. Relativ neu ist die Empfehlung, dass sich Schwangere im letzten Trimenon impfen lassen sollen um den sogenannten Nestschutz (Übergang mütterlicher Antikörper auf den Fötus in den letzten Wochen vor der Geburt) zu verstärken. Auch enge Kontaktpersonen (Vater, Geschwister, Großeltern, etc.) sollten sich ebenfalls impfen lassen, wenn die letzte Impfung länger als fünf Jahre her ist.
Pharmazeutische Beratung
In der Apotheke können Patient:innen darüber aufgeklärt werden, wie wichtig eine regelmäßige Impfung ist, um sich selbst und das Umfeld vor dieser schweren Erkrankung möglichst gut zu schützen. Ansonsten können reizmildernde Hustensäfte und -pastillen die starken Hustenattacken vielleicht etwas abmildern.
Oft brauchen Betroffene ein Reizklima (in den Bergen oder am Meer), um diese langwierige Erkrankung vollständig wieder loszuwerden.