Wochenrückblick: Miese Laune bei Apothekern

Auf die Idee wären wir nie gekommen: Apotheker sind eine besonders unzufriedene Gruppe im Gesundheitswesen. Vielleicht sollten sie ein paar Naturvideos anschauen? Das könnte neuen Forschungen zufolge Schmerz und schlechte Laune dämpfen… Hä…? Lesen…!

Apotheker unzufriedenste Berufsgruppe im Gesundheitswesen

Das neue Stimmungsbarometer der Stiftung Gesundheit zeigt: Apotheker sind derzeit die unzufriedenste Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Nur 4,5 % bewerten ihre wirtschaftliche Lage als gut, 54,5 % als schlecht. Mit einem Stimmungswert von -47,8 liegen sie deutlich unter dem Durchschnitt der Heilberufe (-11,1). Zwar liegt seit damit im fünften Quartal in Folge eine Verbesserung vor (-70 im 4. Q 2023), doch die Zukunftserwartungen bleiben pessimistisch. Auch Hebammen (-38,4), Logopäden (-11,7) und Ergotherapeuten (-12,4) sind unzufrieden. Einzige positive Ausnahme sind Heilpraktiker mit +6,2. Hauptkritikpunkte sind politische Vorgaben, lange Arbeitszeiten und aktuelle Ereignisse. Die Online-Umfrage gilt trotz geringer Rücklaufquote als repräsentativ.

AMIRA fühlt mit: Kannst du die Ergebnisse des Barometers und vor allem den „Stimmungsaufschwung“ der letzten Monate bestätigen? Woran liegt er und was muss passieren, damit der Trend anhält?

Studie: Natur lindert Schmerzen

Zur vorigen Meldung hier noch ein kleiner Mutmacher 😉: Natur lindert Schmerzen – das zeigt eine neue Studie der Universität Wien. In einem Experiment mit 49 Personen, die leichte Stromschläge erhielten, habe das Betrachten von Naturvideos die subjektive Schmerzempfindung deutlich stärker verringert als Stadt- oder Innenraumszenen. Die funktionelle MRT habe dabei reduzierte Aktivität in schmerzverarbeitenden Hirnarealen wie Thalamus und sekundärem somatosensorischen Cortex gezeigt, die wie die Verantwortlichen der Studie erklärten. Die Forschenden schließen daraus, dass Naturerleben – selbst über Video – Schmerzen messbar lindern kann. Ein tatsächlicher Aufenthalt im Grünen sei dafür nicht zwingend notwendig.

AMIRA meint: Vielleicht sollten alle, die angesichts unseres Gesundheitssystems schlechte Laune, vielleicht sogar Schmerzen verspüren, einfach öfter den Computer anschalten und ein paar Videos von Wald und Wiese anschauen… Ach kommt, war nur´n Spaß…

Kritik: Zwischen Medizinal- und Freizeitcannabis wird kaum noch unterschieden 

Medizinalcannabis gerate durch die Teillegalisierung von Freizeitcannabis zunehmend in Verruf, warnen Schmerzmediziner wie Dr. Konrad Cimander. Obwohl die medizinische Verwendung seit 2017 legal sei und Vorteile bei chronischen Schmerzen biete, verwässere die neue Gesetzeslage die Grenze zwischen medizinischem und freizeitlichem Konsum. Vor allem telemedizinische Verordnungen ohne Patientenkontakt und stark gestiegene Importe führten zu Stigmatisierung und erschwerter Erstattung. Hoffnung sieht Cimander in standardisierten Cannabispräparaten – die erste Zulassung eines Extrakts bei Rückenschmerzen wird 2025 erwartet.

Pharmabranche wächst trotz Wirtschaftskrise

Während die deutsche Wirtschaft stagniert, rechnet die Pharmabranche mit Wachstum. Laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) sorgt vor allem das starke Exportgeschäft, besonders in die USA, für ein Umsatzplus von 2,5 % und ein Produktionswachstum von 2,9 %. Die Beschäftigung soll um 1.100 auf rund 132.000 steigen. Grund für den Exportboom sind unter anderem drohende US-Zölle auf Medizinprodukte. Viele Firmen haben deshalb ihre Lagerbestände in den USA aufgestockt. Die USA sind Deutschlands wichtigster Pharmamarkt – 2024 wurden Waren im Wert von 27 Mrd. € dorthin exportiert. Gleichzeitig importiert Deutschland viele Vorprodukte aus den USA. Der VFA warnt: Kommen Zölle, drohen Lieferengpässe und höhere Preise – auch für die US-Bevölkerung.

ECDC warnt vor Rückschritten bei Infektionskrankheiten

Hepatitis, HIV, Tuberkulose und sexuell übertragbare Infektionen wie Syphilis und Gonorrhoe bleiben laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) eine große Belastung für Europas Gesundheitssysteme. Trotz ihrer Vermeidbarkeit verursachen sie jährlich rund 57.000 Todesfälle in der EU und im EWR. Ein aktueller ECDC-Bericht zeigt: Die meisten Länder werden ihre bis 2025 gesetzten Teilziele zur Eindämmung dieser Krankheiten voraussichtlich verfehlen – oder verfügen über zu wenige Daten, um Fortschritte zu messen. Besonders deutlich stieg die Zahl der gemeldeten Gonorrhoe-Fälle, so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Zwar gibt es Fortschritte bei Prävention und Früherkennung, dennoch hinken viele Maßnahmen hinterher. Effektive Mittel wie Kondome, Spritzentauschprogramme, Impfungen und PrEP müssten deutlich stärker genutzt werden, mahnt ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner: „Wir haben fünf Jahre – und müssen sie nutzen.“

BND muss keine Informationen zum Corona-Ursprung preisgeben

Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist nicht verpflichtet, Medien Auskünfte über mögliche Erkenntnisse zum Ursprung des Coronavirus zu geben. Das entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig (Az.: BVerwG 10 VR 3.25). Ein Presseverlag hatte verlangt zu erfahren, ob der BND seit 2020 Informationen über einen möglichen Ursprung des Virus in einem chinesischen Labor gesammelt und an das Kanzleramt weitergegeben hat.

Das Gericht wies den Antrag zurück: Der Schutz öffentlicher Interessen wiegt schwerer als das Auskunftsrecht der Presse. Der BND habe nachvollziehbar erklärt, dass eine Offenlegung seine Arbeitsweise, die Sicherheit von Quellen und Deutschlands außenpolitische Beziehungen – insbesondere zu China – gefährden könne.

Suchtexperten fordern höhere Alkoholpreise in Deutschland

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fordert eine Erhöhung der Preise für alkoholische Getränke. Bei Vorstellung des „DHS Jahrbuch Sucht 2025“ kritisierte die Organisation, dass Alkohol in Deutschland im europäischen Vergleich besonders erschwinglich sei. DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel bemängelt die jahrzehntelange Stagnation bei Verbrauchsteuern: Die Biersteuer wurde zuletzt 1993 erhöht, während auf Wein gar keine spezifische Steuer erhoben werde. Forschungsergebnisse zeigten, dass Preiserhöhungen ein wirksames Mittel zur Reduzierung des Alkoholkonsums darstellen.

Die gesundheitlichen Folgen von Suchterkrankungen sind gravierend - mehrere Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen, und tausende sterben jährlich an den Folgen von Alkohol- und Nikotinkonsum. Laut Jahrbuch rauchten im vergangenen Jahr über 30 Prozent der Bevölkerung. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten sind erheblich: etwa 57 Milliarden Euro jährlich durch Alkoholkonsum und rund 97 Milliarden Euro durch Tabakkonsum. Die DHS fordert die Bundesregierung auf, Suchtprävention als gesundheitspolitische Priorität zu behandeln.

AMIRA fragt: Was meint ihr – Steuern rauf für Alkohol und Tabak?