Sportverletzungen – sicher entscheiden, richtig handeln

Schürfwunde, Zerrung oder Prellung? Viele Sportverletzte kommen zuerst zu euch in die Apotheke. Wie du richtig hilfst, wann ärztliche Hilfe nötig ist – und was du besser lassen solltest, liest du hier.

Sportverletzungen in der Apotheke: Was ihr tun könnt – und was ein Fall für den Arzt ist

Sport macht Spaß, aber manchmal kann schon eine kleine Unachtsamkeit zu einer Verletzung führen. Viele Menschen kommen mit vermeintlichen „Kleinigkeiten“ wie Schürfwunden, Prellungen oder Muskelzerrungen in die Apotheke. Ihr könnt als pharmazeutisches Personal oft direkt helfen – und manchmal auch entscheiden, wann der Gang zum Arzt bzw. zur Ärztin notwendig ist.

Häufige Verletzungen – was kommt in der Apotheke an?

Die typische Palette sportlicher Leiden umfasst:

  • Schürf- und Platzwunden
  • Prellungen (Kontusionen)
  • Verstauchungen (Distortionen)
  • Muskelzerrungen oder -krämpfe
  • Muskelfaserrisse

 

Wenn ein Kunde mit solchen Problemen zu dir kommt, kannst du viel zur Ersthilfe beitragen – gleichzeitig gilt es, Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

Wie darfst du helfen?

1. Ersthilfe nach der PECH-Regel

Bei Prellungen, Zerrungen oder Schwellungen ist die PECH-Regel ein bewährtes Konzept: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Das bedeutet, dass der Betroffene sofort mit dem Sport aufhören soll. Danach wird die betroffene Stelle mit einem Kühlgel, einer Kühlkompresse oder einem Sprühkühlmittel gekühlt, wobei zu beachten ist, dass Kälte niemals direkt auf die Haut gegeben werden darf, sondern immer mit einem schützenden Tuch. Die Kühlung sollte nicht länger als etwa 15–20 Minuten am Stück durchgeführt werden, um Hautschäden zu vermeiden. Ein elastischer Kompressionsverband kann helfen, Schwellungen zu begrenzen. Anschließend sollte das verletzte Körperteil hochgelagert werden, um die Durchblutung zu reduzieren.

(Bildquelle: istock/EkaterinaZakharova)

2. Wundversorgung kleiner Verletzungen

Bei Schürfwunden reicht es meist, die Verletzung vorsichtig mit lauwarmem Wasser zu reinigen. Wenn gewünscht, kann ein alkoholfreies Antiseptikum verwendet werden, das nicht brennt und die Wundheilung nicht behindert. Danach sollte die Wunde mit einem sterilen Pflaster oder einer geeigneten Wundauflage abgedeckt werden. Sichtbare Fremdkörper sollten in der Apotheke jedoch nicht entfernt werden, denn das fällt in den Bereich ärztlicher Maßnahmen. Weise in solchen Fällen lieber auf die Notwendigkeit eines Arztbesuchs hin. Zusätzlich kannst du den Impfschutz gegen Tetanus ansprechen. Eine Auffrischung ist alle zehn Jahre empfohlen, besonders wichtig ist sie bei verunreinigten Verletzungen.

3. Medikamentöse Unterstützung und Beratung

Bei geschlossenen Verletzungen wie Zerrungen oder Prellungen können topische Schmerzmittel mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac hilfreich sein. Diese lindern Schmerzen und wirken gleichzeitig entzündungshemmend. Auch pflanzliche Wirkstoffe wie Arnika- oder Beinwell-Extrakte kommen infrage – sie eignen sich besonders bei leichteren Beschwerden oder wenn Kund:innen eine pflanzliche Alternative wünschen.

Bei offenen Wunden solltest du von NSAR-haltigen Gelen oder Salben Abstand nehmen. Stattdessen steht die Wundversorgung im Vordergrund. Das Stichwort lautet hier: feuchte Wundheilung mit einem Wundgel unter dem Pflaster, damit die Verletzung nicht abtrocknet und Borken bildet. Das ist ebenfalls optimal, um der Bildung von Narben vorzubeugen. Wenn Schmerzmittel zum Einnehmen gewünscht werden, achte auf mögliche Wechselwirkungen, dass keine Hemmung der Blutgerinnung als Nebenwirkung angegeben wird, auf Kontraindikationen und eine zeitlich begrenzte Anwendung. Kläre außerdem über die empfohlene Dosierung und Anwendungsdauer auf. Kühlkompressen oder Sprays leisten bei akuten Verletzungen ebenfalls gute Dienste.

4. Stützbandagen oder Tapes

Bandagen oder Tapes können bei Verstauchungen oder leichten Prellungen helfen, das Gelenk zu stabilisieren. Hier ist es wichtig, dass du die Kund:innen über die richtige Anwendung aufklärst und sie im Umgang mit dem Hilfsmittel instruiert.

Wann solltest du Ratsuchende sofort in die Arztpraxis schicken?

  • Bei Verdacht auf eine Fraktur, etwa wenn eine deutliche Fehlstellung sichtbar ist oder extreme Schmerzen und Unfähigkeit zur Bewegung bestehen
  • Bei tiefen, stark blutenden oder klaffenden Wunden
  • Nach Stürzen mit Verdacht auf Kopf- oder Wirbelsäulenverletzungen, insbesondere bei Bewusstlosigkeit
  • Wenn Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Lähmungserscheinungen auftreten
  • Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss (typischerweise plötzlicher, stechender Schmerz, oft begleitet von einem Bluterguss und starker Bewegungseinschränkung) oder einen kompletten Muskelriss

 

(Bildquelle: istock/dusanpetkovic)

Auch wenn Schwellungen, Schmerzen oder Blutergüsse sich nach mehreren Tagen nicht bessern oder gar verschlechtern, solltest du raten, eine ärztliche Abklärung durchzuführen. Gleiches gilt, wenn zusätzlich Fieber oder Entzündungszeichen (Rötung, Überwärmung, Schwellung, Schmerz, eingeschränkte Funktion des betroffenen Körperteils) auftreten.

Gesprächsleitung: Was du unbedingt wissen solltest

Frage immer genau nach dem Unfallhergang: Wann ist die Verletzung passiert? Wie kam es dazu? Gab es bereits Erste Hilfe? Wichtig ist auch zu wissen, welche Symptome genau bestehen: Schmerz in Ruhe oder nur bei Bewegung, sichtbare Schwellung oder Verfärbung, Bewegungseinschränkungen? Hast du diese Informationen, kannst du deutlich besser einschätzen, ob Selbstmedikation ausreichend ist oder ärztliche Hilfe notwendig wird. Wichtig ist hierbei, keine diagnostischen Maßnahmen durchzuführen, etwa durch aktives Bewegen eines verletzten Gelenks zur Abklärung einer Fraktur – auch hier sollte an einen Arzt bzw. eine Ärztin verwiesen werden.

Kompetente Hilfe mit Augenmaß

Sportverletzungen sind keine Seltenheit in der Apotheke. Viele Menschen kommen mit ihren Beschwerden zuerst zu dir und das mit gutem Grund: Du kannst in vielen Fällen wirksam helfen, Beschwerden lindern und die richtige Versorgung einleiten. Genauso wichtig ist es, die Grenze zu kennen: Bei ernsthaften oder unklaren Verletzungen ist der Verweis zur ärztlichen Abklärung unverzichtbar. Mit deinem Wissen und deiner Einschätzung beweist du Kompetenz und sorgst dafür, dass Sportverletzungen schnell und sicher behandelt werden.