Dopaminfasten: Weniger Reize, mehr Glück?

Dopaminfasten ist ein neuer Trend aus den USA. Durch den gezielten Verzicht auf stimulierende Reize soll einer Überaktivierung des Belohnungssystems entgegengewirkt werden. Doch was steckt wirklich hinter dem Konzept?

Was das Dopaminfasten verspricht

Durch Dopaminfasten sollen Glücksgefühle wieder intensiver wahrgenommen werden. Dies verspricht der neue Trend aus dem Silicon Valley, dem weltweit wichtigsten Zentrum für Technologie- und Hightech-Unternehmen in den USA. Verzichtet man hin und wieder auf alles, was Freude bereitet – z.B. das Smartphone, Unterhaltungselektronik, Musik, gutes Essen oder den Kontakt zu Mitmenschen , so erlebt man diese Dinge nach dem Entzug oder dem Fasten auf neue Art und Weise und ist wieder glücklicher. Klingt eigentlich ganz einfach, ist jedoch komplexer als gedacht. 

Dopamin – mehr als ein Glückshormon 

Dopamin ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine und wird umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet. Es gehört jedoch zu den Neurotransmittern im zentralen Nervensystem – wie auch Serotonin, Oxytocin, Acetylcholin und andere. Es wird für eine Vielzahl von lebensnotwendigen Steuerungs- und Regelungsvorgängen benötigt, wirkt erregend und vermittelt motivations-, antriebssteigernde sowie schmerzlindernde Effekte. Immer wenn uns etwas Positives widerfährt – wie zum Beispiel ein Lächeln, ein Lob, der Klang unseres Lieblingsliedes oder ein Like auf Social Media –, setzt unser Körper ein Glücksgefühl frei und wir fühlen uns bestätigt und gut. Unser Belohnungssystem wird aktiviert. 

Allerdings kann sich das Verlangen nach Dopamin regelrecht zu einer Sucht entwickeln. In der heutigen Zeit, in der das Smartphone ständiger Begleiter ist, passiert dies immer schneller und leichter, da Musik, Internet, Social Media und Computerspiele nahezu jederzeit verfügbar sind. Durch diese konstante Reizüberflutung benötigen wir für den gleichen Effekt immer mehr Dopamin – ähnlich wie ein Suchtkranker. Genau hier setzt das Dopaminfasten an. 

Verzichtet man eine gewisse Zeit – etwa einen ganzen Tag oder mehrere Stunden täglich – auf all die Dinge, die uns Freude bereiten, wird unser Gehirn dem stimulierenden Effekt des Dopamins gegenüber entwöhnt. So können bereits geringere Dosen des Botenstoffs eine deutlich stärkere Wirkung erzielen. 

Dopamin in Medizin und Pharmazie 

Eine Vielzahl von Erkrankungen ist mit Störungen des dopaminergen Systems verbunden. Dazu gehören neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Restless-Legs-Syndrom), psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressionen, ADHS, Tourette-Syndrom, Schizophrenie, Suchterkrankungen wie Alkohol-, Drogen-, Tabak- oder Spielsucht) sowie endokrinologische Erkrankungen (z.B. Hyperprolaktinämie, Spätdyskinesien, Dopamin-β-Hydroxylase-Mangel). 

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Dopamin wurde standardmäßig in der Notfall- und Intensivmedizin bei Schockzuständen, Nierenversagen oder sehr niedrigem Blutdruck als Injektions- oder Infusionslösung eingesetzt. Aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen oder Immunsuppression wird heute jedoch eher von der Verwendung abgeraten. 

Levodopa (oder L-Dopa), ein Prodrug von Dopamin, wird hingegen sehr häufig zur Behandlung von Parkinson oder Restless-Legs-Syndrom eingesetzt, um den Dopaminmangel in den Basalganglien auszugleichen. Dopamin selbst kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und würde das zentrale Nervensystem nicht erreichen. Durch Decarboxylierung wird in den Basalganglien die Wirkform Dopamin gebildet. Damit dies nicht zu früh, sondern erst am Wirkort geschieht, werden die Decarboxylasehemmer Benserazid oder Carbidopa galenisch an das Levodopa gebunden. Da weder Carbidopa noch Benserazid die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, wird die Decarboxylierung im ZNS nicht behindert. Menschen mit Parkinson müssen diese Levodopa-haltige Präparate nach einem festen Zeitplan sehr häufig und regelmäßig einnehmen. 

Fazit 

Dopaminfasten ist ein kontrovers diskutierter Trend, der auf den bewussten Verzicht stimulierender Reize setzt, um das Belohnungssystem zu „resetten“. Auch wenn wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit bislang begrenzt sind, regt das Konzept zur Reflexion über den eigenen Medien- und Konsumalltag an. Für Apothekenteams bietet das Thema einen spannenden Zugang zur Neurobiologie und zur patientennahen Aufklärung über die Rolle von Dopamin – sowohl im Alltag als auch in der Therapie.