Wochenrückblick: Apothekenreform nicht nach dem Geschmack der ABDA

Die Apothekenreform nimmt Form an, doch die ABDA kritisiert ihren letzten Stand. dm-Chef Werner warnt vor einer aufziehenden Gesundheitskrise in Deutschland und will Abhilfe schaffen. Mehr dazu in unserem WRB.

Skonti zurück, Honorar rauf: Das steckt im neuen BMG-Entwurf

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat den zweiten Referentenentwurf zur Apothekenreform vorgelegt. Die Honorarverhandlungen sollen künftig auf Basis eines Fixums von 8,35 Euro erfolgen, ergänzt um einen relativen Anteil von 3 Prozent und 21 Cent für den Notdienst. Die Einigung zwischen den Verbänden der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) muss binnen zwölf Monaten erfolgen, sonst entscheidet eine Schiedsstelle. Ländliche Apotheken sollen zusätzlich Zuschläge erhalten, basierend auf Standortdaten und Versorgungsbedarf. Der Zuschlag für pharmazeutische Dienstleistungen wird künftig dem Notdiensttopf zugeführt. Zudem sollen „echte“ Skonti bei vorzeitiger Zahlung wieder erlaubt sein – eine Reaktion auf das Urteil des Bundesgerichtshofs von Februar 2024. „Unechte“ Skonti bleiben verboten. Das BMG will damit den Wettbewerb im Großhandel stärken und Apotheken wirtschaftlich stabilisieren. 
 
Die ABDA warnt hingegen vor massiven Gefahren für die Arzneimittelversorgung durch die geplante Apothekenreform. Präsident Thomas Preis kritisiert das fehlende höhere Fixhonorar und unklare Anpassungsmechanismen. Er kündigte politischen Widerstand und intensive Aufklärung an. 
 
AMIRA fragt: Was haltet ihr von der Reform? Findet ihr die Kritik von Thomas Preis berechtigt

Zweigapotheken leichter möglich – Leitung im Tandem erlaubt

Die Bundesregierung will mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung (ApoVWG) die Hürden für Zweig- und Filialapotheken senken. Künftig sollen Zweigapotheken bereits bei eingeschränkter Versorgung genehmigt werden – nicht erst bei einem Versorgungsnotstand. Die Betriebserlaubnis soll zehn statt wie bisher fünf Jahre gelten. Räumliche Anforderungen wie Notdienstzimmer oder Rezeptur entfallen, wenn die Versorgung im Verbund gesichert ist. Zudem dürfen Apothekeninhaber künftig bis zu zwei Zweigapotheken betreiben. Auch die Leitung von Filialen wird flexibler: Zwei Apotheker in Teilzeit können sich die Verantwortung teilen – optional auch bei Zweigapotheken. Die neue Regelung soll die Attraktivität der Leitungsfunktion erhöhen und die Versorgung in ländlichen Regionen stärken. Die ABDA kritisiert die Lockerung der Leitungsregeln. Präsident Preis sprach von einem „Schock“. 
 
AMIRA fragt: Könnt ihr euch eine Leitungsfunktion vorstellen, wenn es eine Teilzeitoption gibt?

dm-Chef warnt vor Gesundheitskrise

dm-Chef Christoph Werner sieht eine „Gesundheitskrise“ in Deutschland heraufziehen und setzt verstärkt auf neue Gesundheitsangebote in seinen Filialen. Grund sei der zunehmende Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. dm testet bereits Haut- und Blutanalysen sowie Augenscreenings, bietet Selbsttests für Vitamin D und Eisen an und plant einen Versandhandel für OTC-Arzneimittel (wir berichteten im letzten WRB). Werner kritisiert den Widerstand gegen Innovationen und fordert mehr Offenheit für neue Versorgungsmodelle. Trotz rückläufiger Wachstumsraten steigerte dm nach Unternehmensangaben im letzten Jahr seinen Umsatz auf 19,2 Milliarden Euro europaweit, davon 13,3 Milliarden in Deutschland. Täglich kaufen rund 2,2 Millionen Menschen bei dm ein.

Waldfrucht trifft Wirkstoff – Hevert bringt Kinderpräparat

Hevert-Arzneimittel erweitert sein Vitamin-D-Portfolio um ein neues Kinderpräparat: Seit dem 15. Oktober ist „Vitamin D3 Hevert Immun Aktiv Kids“ erhältlich – eine vegane Lutschtablette mit Waldfruchtgeschmack für Kinder ab 4 Jahren. Sie enthält 500 IE Vitamin D3 aus Flechten, Vitamin C, Zink, Selen, Aroniabeer-Pulver und Beta-Glucan (Yestimun®) zur Unterstützung des Immunsystems. Die Dosierung ist altersgerecht anpassbar, auch für Erwachsene geeignet. Die Tabletten sind vegan, laktose- und glutenfrei, kommen ohne Konservierungsstoffe aus und werden in Deutschland hergestellt. Erhältlich ist das Präparat apothekenexklusiv im nachhaltigen Apothekerglas mit 120 Lutschtabletten (PZN 19972409).

Orthopädie-Kongress diskutiert Volkskrankheit Kinderrücken

Immer mehr Kinder leiden unter Rückenschmerzen – oft ohne klare Ursache. Auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2025 diskutieren Expertinnen und Experten, ob Kreuzschmerz im Kindesalter bereits zur Volkskrankheit geworden ist. Ursachen seien Bewegungsmangel und langes Sitzen, häufig durch intensive Smartphone-Nutzung. Frühdiagnostik wie die Hüftsonografie im Säuglingsalter zeige, wie wichtig Prävention sei. Der Kongress findet vom 28. bis 31. Oktober in Berlin statt und gilt als größte europäische Fachveranstaltung für Orthopädie und Unfallchirurgie. Rund 8.000 Fachleute werden erwartet, darunter auch internationale Gäste. Neben Kinderrücken und Hüftdysplasie stehen Themen wie Frauengesundheit, Versorgung in Krisen und die Zukunft der Bewegungsmedizin im Fokus.

ABDA mit neuer Kampagne

Die ABDA-Kampagne „Für Dich“ ist seit dem Deutschen Apothekertag 2025 bundesweit sichtbar. Mit über 1.000 Werbeflächen in 63 Städten – darunter Bahnhöfe, Haltestellen und Innenstädte – sollen über 72 Millionen Kontakte erreicht werden. Die Motive von Nikola, Pauline und Jonas sprechen Menschen direkt im Alltag an. Online läuft die Kampagne über Social Media und digitale Werbeflächen weiter. „Für Dich“ ist Teil der ABDA-Initiative „Gesundheit sichern. Die Apotheke.“