Wochenrückblick: Deutschland bald wieder eine „Apotheke der Welt“?
Wundversorgung wieder unklar, Neues zu Produktion und Ausbildung, Polen-Reisende sollten an Hepatitis-A-Schutz denken, und bei Antibiotika zählt deine kompetente Beratung. Hier kommt dein Wochenrückblick.
Bundesrat zieht die Bremse – Wundversorgung wieder unklar
Der Bundesrat hat zum Pflege-Entbürokratisierungsgesetz den Vermittlungsausschuss angerufen. Damit ist erneut offen, wie spezielle Wundauflagen künftig erstattet werden – ein Thema, das seit Jahren zwischen Übergangsregeln und Neuansätzen pendelt. Für dich heißt das: Patient:innen transparent über den Zwischenstand informieren und Abrechnungsfragen aufmerksam verfolgen. Bis zur Einigung gilt: den Kund:innen möglichst früh erklären, welche Produkte (noch) erstattungsfähig sind und wo es Unsicherheiten gibt.
„Wieder zu einer der Apotheken der Welt“ – Produktion nach Europa holen
Rheinland- Pfalz-Ministerpräsident Alexander Schweitzer skizziert einen industriepolitischen Kurs: mehr Arzneimittelproduktion in Europa, verlässliche Rahmenbedingungen und tarifgebundene, gute Löhne. Ziel sind stabilere Lieferketten und weniger Engpässe – Patient:innen sollen sich „jederzeit“ auf Versorgung verlassen können. Für die Offizin wäre das langfristig ein Plus, kurzfristig bleibt es ein Pfad mit vielen Baustellen (Investitionen, Genehmigungen, Anreize).
Schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse
Die Länder unterstützen beschleunigte Anerkennungen in Heilberufen grundsätzlich, wollen jedoch Qualitätsstandards nachschärfen. Konkret: Direkte Kenntnisprüfungen ja, aber mit klar definierten Inhalten und Verfahren. Die aufwändige Gleichwertigkeitsprüfung, die derzeit durchgeführt wird, wäre dann nicht immer nötig. Eine zusätzliche Ausbildungserlaubnis für Apotheker:innen lehnt der Bundesrat ab – in anderen Bereichen habe sich das als unpraktikabel erwiesen. Für Teams heißt das: die Fachkräftegewinnung könnte künftig schneller gehen.
Gesundheitsinfos im Netz: hohe Nachfrage, hoher Anspruch
Viele Menschen holen sich ihr Gesundheitswissen heutzutage zuerst online – und erwarten dabei geprüfte Qualität. Laut Bertelsmann wünschen sich 93 % eine Qualitätssicherung für medizinische Inhalte im Netz. Für dich im HV heißt das: empfehle deinen Kund:innen seriöse Quellen, warne vor Fehlinfos und ordne wenn nötig KI-Antworten ein. So bleibst du die verlässliche Instanz zwischen „Dr. Google“ und realer Versorgung vor Ort.
BVKJ: Gesundheit in die Schule holen
Der Kinder- und Jugendärzte-Verband (BVKJ) fordert Schulgesundheitsfachkräfte und ein eigenes Fach „Gesundheit“. Prävention soll dort stattfinden, wo Kinder sind – mit besserer Impf-, Hygiene- und Medienkompetenz. Für Apotheken ergeben sich damit neue Andockpunkte: Infoabende, Impfstatus-Checks vor Klassenfahrten oder Materialausgabe zu Selbstmedikation im Jugendalter. Auch ohne neue Schulfächer gilt: halte Kontakt zu Schulen und kommunalen Stellen. Die Apotheke vor Ort sollte immer als kompetenter Ansprechpartner bereitstehen.
Freie Apothekerschaft: Untätigkeitsklage gegen den GKV-Spitzenverband
Weil Antworten auf Informationsfreiheits-Anfragen ausblieben, erhebt die Freie Apothekerschaft Untätigkeitsklage. Im Kern geht es um Transparenz beim Umgang mit ausländischen Versendern und Boni. Das Thema berührt Rx-Preisbindung, Wettbewerbsfairness und Aufsicht – also die Rahmenbedingungen deiner täglichen Arbeit. Verfolge, welche Daten offengelegt werden müssen und wie die Aufsicht reagiert.
Hepatitis A: Welle im Nachbarland Tschechien
Tschechien meldet deutlich mehr Hepatitis-A-Fälle, betroffen sind u. a. Prag und Karlsbad. Für die Reiseberatung gilt: Impfstatus prüfen, Hygiene betonen (Lebensmittel/Wasser) und bei Symptomen wie Übelkeit oder Ikterus zur ärztlichen Abklärung raten. Halte in der Reiseberatung die STIKO-Hinweise parat und checke ggf. Kombiimpfungen. Das ist eine gute Gelegenheit, Reiseimpfberatung sichtbar zu machen.
AMR: Die Lücke bei neuen Antiinfektiva wächst
Zur Welt-Antibiotikawoche warnen Fachverbände: Neue Antibiotika kommen zu langsam, während Resistenzen zunehmen. Damit Firmen weiter forschen, braucht es klare Anreize – z. B. mehr Forschungsförderung und verlässliche Regeln für die Markteinführung. Für deinen HV-Alltag heißt das: auf richtige Einnahmedauer hinweisen und Wechselwirkungen beachten. Erkläre typische Nebenwirkungen und gib Tipps zur Linderung der ggf. auftretenden Magen-Darm-Beschwerden.