Wurmerkrankungen: Wie erkennen und behandeln?

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Besteht in Deutschland überhaupt eine Gefahr an Würmern zu erkranken? Wie kann eine Wurmerkankung im schlimmsten Fall enden? Hier erfährst du alles zu den verschiedenen Wurmarten und deren Behandlung.

Aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse sind Wurmerkrankungen hierzulande deutlich seltener als in tropischen und subtropischen Gebieten. Doch es gibt durchaus Wurmarten, die in Deutschland sehr verbreitet sind – eine unappetitliche, aber meist harmlose Angelegenheit.

Aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse sind Wurmerkrankungen hierzulande deutlich seltener als in tropischen und subtropischen Gebieten. Doch es gibt durchaus Wurmarten, die in Deutschland sehr verbreitet sind – eine unappetitliche, aber meist harmlose Angelegenheit.

Madenwürmer

Gerade bei Kindern kommt es häufig zu Infektionen mit Madenwürmern (Oxyuren). Die Ansteckung erfolgt über Oxyureneier, die sich in der Kleidung, auf Möbeln oder auf der Nahrung befinden. Nach der oralen Aufnahme der Eier schlüpfen die Larven und siedeln sich im unteren Dünndarm an. Nach der Paarung und Reifung der Eier legt das Weibchen seine Eier nachts an den Anusfalten ab. Durch Anus-Finger-Mund-Kontakt kann eine erneute Infektion erfolgen. Die Eier des Madenwurms sind bis zu drei Wochen lebensfähig.

Afterjucken ist gerade bei Kindern ein erstes Symptom der Infektion. Die Würmer sind im Stuhl gut erkennbar. Mitunter findet man auch tote Würmer in der Wäsche. Wegen des noch mangelhaft ausgebildeten Hygieneverhaltens von Kindern kann sich ein Madenwurmbefall schnell auf die ganze Familie oder Schulklasse ausdehnen. Deshalb sollten zumindest alle Familienmitglieder einer infizierten Person behandelt werden.

Die Behandlung besteht in der Einnahme von Pyrviniumembonat, einem Cyanin-Farbstoff, der praktisch nicht resorbiert wird, den Stuhl jedoch tiefrot verfärbt. Seine Wirkung beruht auf einer Enzymhemmung im Wurm. Die Substanz hat den Vorteil, dass eine Einzeldosis zur Behandlung ausreicht. Gut wirksam sind auch Pyrantelembonat (Rp!) und Mebendazol (Rp!). Besonders wichtig ist es, eine Reinfektion zu vermeiden. Dazu werden sechs Wochen lang folgende Hygieneregeln empfohlen:

  • Morgens und abends Unterwäsche wechseln (auskochen).
  • Täglich frische Bettwäsche (auskochen).
  • Die Berührung der Afterregion möglichst vermeiden.
  • Nach jedem Stuhlgang die Hände gründlich waschen.
  • Fingernägel kurz schneiden.
  • Den Zwischenraum zwischen Fingernagel und Finger mit Nagelbürste reinigen.

Spulwürmer

Spulwürmer (Askariden) wurden früher häufig durch menschliche Fäkaliendüngung übertragen. Askarideneier sind extrem widerstandsfähig. Sie können durchaus zwei Jahre lang bei 5 bis 10 °C überleben. Askariden-Infektionen zeigen sich bei stärkerem Befall durch kolikartige Bauchschmerzen und Übelkeit.

Die Behandlung gehört wegen möglicher Komplikationen in die Hand des Arztes. Denn die adulten Würmer können die Bauchspeicheldrüsengänge oder die Gallengänge blockieren. Die Behandlung erfolgt heute mit Pyrantelembonat (Rp!) oder Mebendazol (Rp!). Piperazinderivate werden wegen erheblicher Nebenwirkungen nur noch selten eingesetzt.

Bandwürmer

Bandwürmer (Taenien) wechseln einmal im Leben ihre »Behausung«: Sie reifen in einem (spezifischen) Zwischenwirt heran und gelangen durch Fraß/Verzehr zum (spezifischen) Endwirt. Ihr Körper gleicht einem abgeflachten Band, das aus einzelnen Segmenten, sogenannten Proglottiden, besteht. Bandwürmer sind Zwitter. Jede Proglottis enthält männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Am Kopf der Bandwürmer befinden sich Haftorgane, mit denen sich der Wurm im Darm des Wirtes festhalten kann (Abbildung 4.14). Die eigefüllten reifen Endglieder lösen sich vom Wurm ab und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Nach oraler Aufnahme der Eier durch den Zwischenwirt bilden sich Larven, sogenannte Finnen, die sich in der Muskulatur und Organen des Zwischenwirtes ansiedeln. Wird der Zwischenwirt durch den Endwirt gefressen/verzehrt, gelangt die Finne in den Endwirt. Dort siedelt sie sich im Darm an und entwickelt sich zum adulten Wurm.

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Medizinische Bedeutung hatten hierzulande bisher nur der Rinder- und Schweinebandwurm (Taenia saginata bzw. solium). Die Ansteckung erfolgt durch den Genuss von rohem (Tartar, Rohwurst) oder ungenügend gegartem Fleisch. In Europa sind Schweine- und Rinderbandwürmer vor allem durch die Fleischbeschau weitgehend eliminiert worden, da die Finnen recht auffällig sind und gehäuft auftreten. Ein Befall des Menschen mit einem Rinder- oder Schweinebandwurm bleibt meist symptomlos. Mitunter treten leichte Bauchschmerzen, Hungergefühl und Unwohlsein auf. Auch eine ungewollte Gewichtsabnahme kann Zeichen eines Bandwurmbefalls sein. Im menschlichen Stuhl sind die etwa 1 cm langen und 0,7 cm breiten weißlichen Proglottiden sichtbar.

Anders als beim Rinderbandwurm kann der Mensch beim Schweinebandwurm auch zum Zwischenwirt werden. In diesem Fall siedeln sich die Finnen in den Skelettmuskeln, am Zwerchfell, Kehlkopf, Herz, Lymphdrüsen oder im Gehirn an und rufen unter Umständen erhebliche Probleme hervor: Kopfschmerzen, erhöhten Hirndruck, neurologische Ausfälle oder Hirnhautentzündung. Behandelt wird meist mit Praziquantel. Für die Beseitigung des Bandwurmbefalls ist in der Regel eine einmalige Anwendung ausreichend. Alternativ können Mebendazol oder Albendazol gegeben werden.

Der kleine Fuchsbandwurm (Echinococcus multilobularis) ist in den gemäßigten bis kalten Klimazonen der Nordhalbkugel heimisch. In den letzten Jahrzehnten ist in Europa eine zunehmende Ausbreitung des Parasiten festzustellen. Innerhalb Deutschlands gelten insbesondere die südöstlichen Teile Baden-Württembergs und die südwestlichen Teile von Bayern als die Hauptendemiegebiete. Insgesamt werden hierzulande jährlich zwischen 40 bis 50 Fuchsbandwurm-Erkrankungen diagnostiziert. Neben dem direkten Kontakt zu Füchsen im Rahmen von jagd- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten ist das Risiko für die Fuchsbandwurm-Erkrankung erhöht bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten und Waldarbeiten. Offenbar besteht in Gegenden, in denen viele Füchse vorkommen, auch für Hunde- und Katzenhalter ein erhöhtes Risiko. Sie sind deshalb dazu angehalten, ihre Tiere regelmäßig zu entwurmen und die allgemeinen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Der Verzehr von Waldbeeren konnte als Risikofaktor nicht bestätigt werden.

Für den Menschen ist der Wurm insofern gefährlich, als er zu dessen Zwischenwirt werden kann. Dann nämlich kann die Finne infiltrativ wie ein Tumor in der Leber wachsen. Die seltene Erkrankung ist schwer zu diagnostizieren und wird oft nicht, oder erst sehr spät in fortgeschrittenem Stadium, erkannt. Unbehandelt führt die Fuchsbandwurm-Erkrankung innerhalb eines Zeitraums von ca. 10–15 Jahren zum Tode. Die Behandlung erfolgt meist mit Albendazol oder Mebendazol, muss aber jahrelang oder lebenslang durchgehalten werden. Ansonsten bleibt nur die chirurgische Radikaloperation. Wenn eine chirurgische Entfernung möglich ist, sollte die Pharmakotherapie trotzdem über mindestens zwei Jahre fortgesetzt werden.

Eine Ansteckung mit dem Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum) ist möglich, wenn Fisch roh verzehrt wird. Der Hundebandwurm (Echinococcus) ist zwar in ganz Europa, besonders im Mittelmeerraum, verbreitet, Infektionen des Menschen sind aber sehr selten. Der Kürbiskernbandwurm ist bei Hund und Katze in städtischen Gebieten der am häufigsten vorkommende Bandwurm. Zwischenwirte des Kürbiskernbandwurms sind Flöhe oder Milben. Gelangen die Finnen in den menschlichen Magen, so löst der saure Magensaft die äußere Kapsel der Larve auf, der Kopf gelangt in den Dünndarm, wo er sich festsetzt. Dort werden die Glieder gebildet. Bandwürmer können jahrelang im menschlichen Körper leben, ohne dass klinische Symptome auftreten. Erst mit der Ausscheidung der Wurmglieder wird der Befall erkannt. Meist jedoch zeigen sich unklare Bauchbeschwerden, Gewichtsverlust und Blutarmut. Die Behandlung erfolgt mit Albendazol (Rp!), Niclosamid oder Praziquantel (Rp!), gelegentlich auch mit Mebendazol (Rp!).

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Weitere nützliche Informationen findest du im medizinisch-pharmazeutischen Leitfaden "Beratung aktiv Selbstmedikation".

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