Asthma – so wichtig ist Inhalationsberatung

Inhalatoren und ihre korrekte Anwendung – in der Apotheke werden sie im Rahmen der Pharmazeutischen Dienstleistungen behandelt. Viele der Anwender leiden unter Asthma, das bei Erwachsenen und Kindern eine weitverbreitete Erkrankung ist.

Der heutige Welt-Asthma-Tag will den Blick für diese Atem-Funktionsstörung schärfen. Wir schärfen mit.

Was ist Asthma?

Asthma ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mild verlaufen, aber auch dramatische Ausmaße annehmen kann. In letzterem Fall berichten Betroffene von höchster Atemnot, quälendem Reizhusten, Schleimbildung mit Auswurf, körperlicher Abgeschlagenheit und oft genug von einem „nichts geht mehr“. Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen von Asthma betroffen, allein in Deutschland sollen acht Prozent der Bevölkerung unter einer mehr oder minder starken Ausprägung leiden.

Die genauen Ursachen von Asthma sind noch nicht vollständig geklärt. Stand der Dinge ist, dass es eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren zur Entstehung von Asthma beiträgt. Menschen mit Asthma sind oft überempfindlich gegenüber Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaaren, Schimmelpilzen, Medikamenten, Mehlstaub (Bäckerasthma), Holzstaub oder Bestandteilen von Lebensmitteln. Jetzt spielt dem Asthmatiker sein „überaktives“ Immunsystem einen Streich: Seine körpereigene Abwehr nimmt bestimmte Stoffe als Gefahr wahr. Und weil sie diese Bedrohung so schnell wie möglich wieder loswerden möchte, kommt es in den unteren Atemwegen (Bronchien) zu einer starken Entzündungsreaktion. Stark verbreitet hat sich dabei der Irrtum, dass allergisches oder extrinsisches Asthma, wie es auch genannt wird, ausschließlich durch Allergene ausgelöst wird. Da jedoch auch hier eine Hyperreagibilität der Bronchien vorliegt, können Einflüsse wie Infekte, kalte Luft oder starke Gerüche ebenfalls zu akuten Symptomen führen.  Das „Asthma bronchiale“ ist dagegen eine chronische Entzündung, die im Wesentlichen durch Infekte wie Erkältungen oder Grippe ausgelöst werden kann, und die sich verstetigt. Diese Form des Asthmas tritt häufiger in fortgeschrittenem Lebensalter auf. Und ja: Auch Rauchen, Übergewicht, körperliche Anstrengung (“Anstrengungsasthma”), emotionale Belastung und Stress oder Luftverschmutzung – etwa im beruflichen Umfeld – tragen zur Ausbildung von Asthma bei. 

Die Diagnose

Wer mit den oben genannten Beschwerden die ärztliche Praxis aufsucht, wird sicher einen Lungenfunktionstest absolvieren, gegebenenfalls auch Allergietests machen. In der Blutuntersuchung wird heute nach den sogenannten „Eosinophilen“ gefahndet, das ist eine Unterart der weißen Blutkörperchen, die an der Immunreaktion der Lunge beteiligt sind. Ist die Zahl der Eosinophilen im Blut erhöht kommt es zu ausgeprägten Asthmabeschwerden, die oft nicht auf übliche Therapien ansprechen. Die neuesten Leitlinien zur Diagnostik von April 2023 empfehlen auch die Bestimmung des Stickstoffmonoxydgehalts in der ausgeatmeten Luft. 

Wie wird Asthma behandelt?

In der Regel wird eine Kombination aus Medikamenten und Verhaltensänderungen empfohlen. Wer raucht, sollte damit aufhören, wer zu schwer ist, was ohnehin zu Kurzatmigkeit führen kann, sollte sein Gewicht reduzieren. Leicht gesagt, aber wir alle wissen, wie schwer das ist. Und die Allergene, sofern sie Auslöser des Asthmas sind, bitte meiden: Etwa durch Pollenfilter im Auto und vor den Fenstern, durch das Entfernen getragener Kleidung aus dem Schlafzimmer und das Waschen der Haare vor dem Zubettgehen.  Auch gegen eine genetische Disposition ist noch kein Kraut gewachsen. Das ist bedauerlich, denn häufig findet sich die Erkrankung in manchen Familien gehäuft. Generell geht der Trend weg von der Notfall-Medikation hin zur konsequenten Basis-Therapie, die Notfälle im besten Fall verhindert. Die langfristige Behandlung von Asthma orientiert sich daher an einem Stufenplan, der unter anderem von der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) bei Asthma befürwortet wird und deshalb auch einfach Asthma-Leitlinie genannt wird. Bei dem Stufenplan handelt es sich um eine medikamentöse Therapieempfehlung für Ärzte in fünf Stufen, bei der die Behandlung des Asthmas von Stufe zu Stufe intensiviert werden kann. Im Verlauf der Stufentherapie bei Asthma geschieht der Wechsel zu einer höheren Therapiestufe nach der Asthma-Leitlinie entweder durch eine erhöhte Dosierung Langzeitmedikamente bei Asthma (auch Controller genannt) oder durch die Gabe eines zusätzlichen Controllers.

Welche Medikamente werden gemeinhin verordnet?

  • inhalative Kortikosteroide wie Beclometason. Es wird zur langfristigen Behandlung von Asthma eingesetzt, weil es die Entzündungen in den Atemwegen reduziert und das Risiko von Asthmaanfällen reduziert. Wichtig beim Gebrauch von Inhalatoren ist, dass die Wirkstoffe nicht in Mund oder Rachen verbleiben, sondern in die Lunge bzw. die Bronchien vordringen. Hier kommt ihr mit dem Angebot der entsprechenden Pharmazeutischen Dienstleistung ins Spiel. 
  • Beta-2-Agonisten wie Salbutamol, das die Muskeln in den Atemwegen entspannt und dadurch den Luststrom verbessert. (By the way: Viele Leistungssportler haben sich die Diagnose Asthma in ihren biologischen Pass schreiben lassen, um das Mittel legal einsetzen zu können. Kurz: es ist auch ein beliebtes Doping-Präparat…)
  • Leukotrien-Modulatoren wie Montelukast. Es wirkt indem es die Wirkung von leukotrienartigen Substanzen blockiert, die zu Entzündungen und Schwellungen in den Atemwegen führen können.  
  • Hinzu kommen Anticholinergika und Immunmodulatoren. Meist werden entzündungshemmende und langfristig Bronchien-erweiternde Präparate in einer Kombinationstherapie eingesetzt.

Recht neu in der Therapie angekommen sind die Biologika. Zur Herstellung werden biotechnologische Verfahren (durch Nutzung tierischer oder menschlicher Zellklone) angewendet. Mit ihrer Hilfe gelang es in den letzten Jahren, Antikörper gegen die Entzündungsmediatoren von Asthma zu produzieren. Diese sogenannten monoklonalen Antikörper sind körpereigenen Abwehrzellen sehr ähnlich und daher fast immer gut verträglich. Sie blockieren punktgenau und gezielt die Signalwege der Entzündung. Nachteil: Sie sind teuer und müssen in der Regel per Injektion appliziert werden.

Was bietet der OTC-Bereich?

Mit einem Wort: wenig. Hausmittel und rezeptfreie (OTC) Medikamente können in einigen Fällen zur Linderung von Asthma-Symptomen beitragen, aber sie sind selbstredend kein Ersatz für eine medizinische Behandlung.

Zu empfehlen sind schleimlösende Tees oder Dampfbäder mit Emser Salz, was die Schleimhäute befeuchtet und Linderung verschaffen bzw. dem Eindringen von Allergenen vorbeugen kann. Auch das regelmäßige Befeuchten und dadurch Pflegen der Schleimhäute im Hals mit Ipalat Pastillen oder Isla Moos ist eine gute Ergänzung zur Asthmatherapie. Kamillen- oder Eukalyptus sollten nach neueren Erkenntnissen keine Anwendung finden, da sie zu stark reizen oder ihrerseits Allergieschübe auslösen können. 

Was bleibt? Am ehesten die sorgsame und auf individuelle Bedürfnisse eingehende Beratung zur Inhalationstherapie. Sie ist die Basis und kann den Patientinnen und Patienten ein annähernd normales Leben ermöglichen. 

AMRIA fragt: Wie häufig beratet ihr im Rahmen der Pharmazeutischen Dienstleistungen zum richtigen Gebrauch der Inhalatoren? Kommt es häufig vor, dass eure Kunden die Geräte falsch einsetzen?