Oben hui, unten pfui? Warum Spargelessen "dufte" ist ...
Jedes Jahr im Frühling, wenn die Spargelzeit beginnt, stellen sich viele Menschen immer wieder die gleiche Frage: Warum riecht der Urin nach dem Spargelessen so seltsam? AMIRA kennt die Antwort.
Spargel besteht zu 93 Prozent aus Wasser und hat wenige Kalorien – steckt aber trotzdem voller Vitamine und Nährstoffe. Das Gemüse wirkt harntreibend – sobald die bleichen Stangen verzehrt werden, erhöht sich der Druck in der Blase innerhalb von Minuten, weil die Nieren den Flüssigkeitsgehalt der Stangen wieder aus dem Körper treiben. Beim „Kleinen Geschäft“ fällt dann ein deutlich veränderter, strenger Geruch auf. Ein Umstand, der schon vor Jahren vom „Stern“ in einer genialen Karikatur aufgegriffen wurde: Da saß ein Toilettenwart vor seinem Klimpergeld-Teller und seufzte nur „Spargelzeit“. Der Witz: Der Zeichner hatte ihm eine Gasmaske verpasst…
Der Grund für den strengen Geruch
>Die Asparaginsäure aus dem Spargel wird in schwefelhaltige Stoffe zersetzt, wenn ein spezielles Enzym vorhanden ist. Dadurch entsteht der unangenehme Geruch. Das Besondere daran ist: Nicht alle Menschen können diesen Geruch wahrnehmen. Grund dafür ist eine Mutation im Gen eines Geruchrezeptors. Betroffene leiden an einer spezifischen Anosmie, also einem selektiven Nicht-Riechen und können somit den schwefelhaltigen Geruch nicht wahrnehmen.
Wissen-Nuggets
Deutet der Geruch auf eine Erkrankung hin?
Der unangenehme Geruch nach dem Verzehr von Spargel im Urin ist harmlos und kein Anzeichen für eine Erkrankung. Da das Gemüse viele Ballaststoffe, Eisen, Vitamine und Kalzium enthält, ist Spargel ein „gesundes“ Lebensmittel, auch wenn der kalorische Nährwert wegen des hohen Wasseranteils eher gering ist. Aber Spargel isst man ja nicht, um satt zu werden…
Wer sollte lieber auf Spargel verzichten?
Laut Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) sollten Menschen keinen Spargel essen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion oder einen erhöhten Harnsäurespiegel haben. Unter diesen Umständen kann ein übermäßiger Spargelverzehr nämlich zu einer Reihe Problemen führen, darunter Gicht. Im Spargel kommen nämlich sogenannte Purine vor. Reichert sich Harnsäure im Körper an, können Kristalle gebildet werden, die rheumaartige Beschwerden von Entzündungen über Schwellungen bis hin zu starken Schmerzen hervorrufen.
Wie wirkt sich Purin auf den Harnsäurewert aus?
Purinreiche Lebensmittel erhöhen den Harnsäurewert im Körper und können sogar Gichtanfälle auslösen. Zwar lassen sich Gicht und Hyperurikämie, eine genetisch bedingte Störung des Harnsäurestoffwechsels, mithilfe von Ernährung nicht heilen, aber wesentlich beeinflussen. Eine purinarme Kost sollte daher immer Teil der Therapie sein.
Macht auch bei Spargel „die Dosis das Gift“?
Spargel ist sicherlich nicht ganz optimal für die Ernährung bei Gicht, jedoch gibt es zahlreiche andere Lebensmittel, die einen deutlich größeren Einfluss auf den Harnsäure-Spiegel haben.
Wie soll ich Gicht-anfällige Kunden denn nun beraten?
Solange solche Kunden Fleisch, Fisch, Alkohol und Fructose auf ein Minimum reduzieren und dazu ausreichend trinken, können sie die Spargelsaison zumindest in Maßen genießen, ohne ständig Sorge haben zu müssen, einen Gichtanfall zu erleiden.
AMRIA fragt: Wie ist das in eurer Apotheke, sind Gicht-Patienten während der Spargelzeit häufiger zu sehen? Und mal ganz privat gefragt: Mögt ihr Spargel eigentlich?