Juckt's noch – oder kratzt du schon?

Eigentlich sind, gerade im Sommer, schattenspendende Eichen herzlich willkommen. Leider verursachen sie seit einigen Jahren vermehrt Schlagzeilen, weil sie die Raupen des unscheinbaren Eichenprozessionsspinners beherbergen. Und der hat´s in – pardon: auf – sich.

Viele Wälder, Wander- und Radwege sind mit Eichenbäumen bepflanzt. Das ist schön, denn mit ihrem grünen Blätterdach sind sie eine Wohltat fürs Auge und bieten Schutz vor Sonneneinstrahlung. Wenn da nicht ein kleines haariges Tierchen sein Unwesen treiben würde: die Eichenprozessionspinner-Raupe.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der bevorzugt in warmen und trockenen Eichenwäldern lebt. Zu erkennen ist der etwa 35 mm große Eichenprozessionsspinner an seinen grau-braunen Flügeln, die mit dunklen Querstreifen überzogen sind. Für den Menschen sind jedoch vor allem seine Raupen relevant, die mit ihren unzähligen, feinen Brennhaaren schwere Gesundheitsschäden verursachen können.

In der Zeit von Mai bis Juni sind die Raupen besonders aktiv und verlieren dabei insbesondere in ihren Nestern viele der Brennhaare, die sich über den Wind verbreiten. Verdächtig aussehende, mit einem Fadengespinst umgebene Bäume sollten von Spaziergängen und Radfahrern weitläufig umgangen bzw. umfahren werden.

Raupendermatitis

Die Brennhaare der Raupe sind innen hohl und brechen leicht. Sie setzen dann eine Brennsubstanz frei, die bei direktem Hautkontakt Rötungen oder gar eine Dermatitis (Hautentzündung) auslösen kann. Diese häufig beobachtete Reaktion wird auf die Thaumetopoein-ähnliche Substanz und weitere Kinine aus den Brennhaaren zurückgeführt. Auch der mechanische Reiz durch das Eindringen der Haare in die Haut kann eine Histaminausschüttung bewirken. Die fast unsichtbaren Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest.

Für den Menschen gefährlich sind die Haare des dritten Larvenstadiums (Mai, Juni). Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen Rötungen, Bindehautentzündungen, manchmal auch Entzündungen der Hornhaut aus. 

Symptome der Raupendermatitis:

Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen:

Allergische Reaktionen der Haut

Als allergische Reaktion wird meist eine Nesselsucht vorwiegend im Nackenbereich und an den Armen sowie Schwellungen (Ödeme) vor allem der Augenlider beobachtet. Die Effekte treten 15-60 Minuten nach Kontakt mit den Brennhaaren auf. Auftreten können auch

  • Kontakt-Urtikaria (Quaddeln)
  • anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern
  • toxische irritative (Reiz auslösende) Dermatitis (Hautentzündung)

 

Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft ein bis zwei Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, die nicht bedeckt waren. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen können mit kortisonhaltigen Salben oder Gelen gut behandelt werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika, wie z.B. das Cetirizin. Kühlende Aloe Vera Gele oder mentholhaltige Salben und Kühlungen mit kaltem Wasser lindern die Hautsymptome ebenfalls.

Reizungen und Entzündungen in Rachenbereich, Nase und den oberen Luftwegen

Reizungen und Entzündungen in der Mund- und Nasenschleimhaut und den oberen Luftwegen durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. In einigen Fällen wurde über allergisches Asthma bei Patienten mit hyperreaktivem Bronchialsystem berichtet. Bei solchen Symptomen ist ein Besuch beim Arzt dringend zu empfehlen.

Augenbindehautentzündung/Hornhautentzündung 

Gelangen die Raupenhaare ins Auge, kommt es dort zu einer

  • akuten Bindehautentzündung mit Rötung,
  • Lichtscheuheit und
  • starker Schwellung der Augenlider.

 

Wenn sich die Brennhaare durch die Hornhaut bohren, ist Hornhautentzündung die Folge. Das macht den Besuch in der Augenarztpraxis unbedingt erforderlich!

Symptome:

  • Allergische Reaktionen der Haut, wie Nesselsucht, Quaddelbildung, Papeln und Hautentzündung
  • Schwellungen, Ödeme, vor allem der Augenlider
  • Reizungen der oberen Luftwege mit Husten und sogar allergischem Asthma
  • Augenbindehautentzündungen

 

Empfehlung:

  • Wege mit Eichenprozessionspinnern meiden. Oft weisen Schilder auf Gefahrenpunkte hin.
  • In befallenen Bereichen während der Arbeit/des Ausfluges nicht essen, trinken und rauchen.
  • Getragene Kleidung und Schuhe direkt ablegen, nicht mit ins Schlafzimmer nehmen.
  • Verunreinigte Kleidung bei mindestens 60 °C waschen, um das Nesselgift zu deaktivieren.
  • Bettwäsche nicht draußen trocknen, wenn sich Eichen mit Raupen in der Nähe befinden.
  • Nach Kontakt mit den Brennhaaren versuchen, auf der Haut vorhandene Brennhaare mit einem Klebeband zu entfernen.
  • Duschbad mit Haarwäsche vornehmen.
  • Bei Augenbeteiligung ein Spülen der Augen mit Wasser.
  • Bei einer Verschlimmerung der Symptome sollte eine ärztliche Abklärung/Behandlung erfolgen.
  • Sollte es nach dem Kontakt zu Atemnot oder anderen schwerwiegenden Reaktionen kommen, den Notruf (112) wählen.

 

AMIRA fragt: Welche Empfehlungen sprichst du im HV bei deiner Beratung aus? Welche Produkte empfiehlst du im Bereich der systemisch wirkenden Antiallergika, im Bereich Augenreizungen und-schwellungen und antiallergisch wirkenden Salben?

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