Impfberatung für Weltenbummler

Urlaub nehmen, Reise buchen, Koffer packen – klingt ganz einfach! Doch vorher sollte der Impfpass rechtzeitig überprüft werden. Sonst können lästige Mitbringsel im Gepäck, nämlich Krankheiten aus dem Urlaubsland, die die Laune vermiesen.

Neben den Artpraxen werden auch häufig wir in der Apotheke vor Ort konsultiert, um zu checken, welche Impfungen für das Reiseland bzw. die Reiseart empfohlen werden. Dies lässt ich meist schnell mit dem aktuellen CRM Handbuch Reisemedizin oder den reisemedizinischen Infoseiten fit-for-travel.de oder tropeninstitut.de herausfinden. Die Reiseimpfungen sind wichtig und werden auch von der Ständigen Impfkommission (STIKO) neben den Standardimpfungen für die gesamte Bevölkerung empfohlen „zum individuellen Schutz Reisender mit einem Expositionsrisiko gegenüber bestimmten impfpräventablen Erkrankungen und um den Import von Infektionserregern in das bereiste Land oder bei Rückreise nach Deutschland zu verhindern.“

Egal wohin die Reise geht, ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Pertussis ist von großer Bedeutung. In afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Weiterhin werden folgende Impfungen für Reisende als sinnvoll erachtet:

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

In weiten Gebieten Deutschlands, Österreich, Osteuropas, Russlands und Südschwedens besteht Infektionsgefahr. Aber auch in Dänemark, Frankreich und Italien tritt die durch Zeckenstiche übertragene FSME vor. In Deutschland stehen ab dem Alter von zwölf Monaten zwei gut verträgliche Impfstoffe (FSME-Immun® von Pfizer und Ecepur® von Bavarian Nordic) zur Verfügung, die dreimal nach einem bestimmten Impfschema verabreicht werden müssen.

Hepatitis A und Hepatitis B

Die Immunisierungen gegen Hepatitis A und B gehören zu den wichtigsten Basisimpfungen in den meisten Fernreiseländern. Das Hepatitis-A-Virus wird über kontaminiertes Trinkwasser bzw. Lebensmittel (z. B. Meerestiere, Muscheln, Gemüse, Obst) übertragen und führt zu einer Entzündung der Leber. Meist heilt die Erkrankung folgenlos aus, allerdings sind die Betroffenen für mehrere Wochen außer Gefecht oder landen im Krankenhaus. Eine Impfung (Impfstoffe sind Vaqta® von MSD oder Havrix® 1440 von GSK) ist noch kurz vor Reiseantritt ab einem Alter von zwei Jahren möglich, sollte aber danach (nach ca. sechs Monaten) noch einmal aufgefrischt werden.

Das Hepatitis-B-Virus ist höchstansteckend und wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und bei Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten übertragen. Vorsicht ist auch geboten bei Zahnbehandlungen, in Tatoo-, Piercing oder Nagelstudios, die nicht unseren Hygienestandards entsprechen. Eine Infektion führt zu einer schweren Leberentzündung, die sich häufig chronifiziert und Leberzirrhose oder -krebs zur Folge haben kann. Engerix®-B von GSK ist der Monoimpfstoff, der ab einem Alter von zwei Monaten gegeben werden kann. Nach drei Impfungen besteht meist ein lebenslanger Impfschutz. In Deutschland ist eine Hepatitis-B-Komponente in der von der Stiko empfohlenen Sechsfachimpfung für alle Säuglinge enthalten. Mit Twinrix® von GSK steht ein Hepatitis A und B Kombi-Impfstoff zur Verfügung, der dreimalig verabreicht werden muss.

Typhus

Besonders in Latein- und Südamerika, Südostasien und Afrika besteht ein hohes Risiko sich mit der gefährlichen Erkrankung Typhus zu infizieren. Die verantwortlichen Bakterien (Salmonella Typhi) kommen in nicht richtig durchgegarten Lebensmitteln sowie in kontaminiertem Trinkwasser vor. Es kommt zu Fieber, Bauchschmerzen mit wässrigen Durchfällen sowie schwachem Puls. Unbehandelt kann die Infektion tödlich verlaufen. In Deutschland stehen ein Lebendimpfstoff (Typhoral® L von Emergent) als Schluckimpfung sowie der Totimpfstoff Typhim Vi® von Sanofi Pasteur, der intramuskulär gespritzt wird, zur Verfügung. Beide Präparate können relativ knapp vor Reiseantritt verabreicht werden (zehn bzw. 14 Tage und der Impfschutz hält zwei bis drei Jahre an. Der parenterale Impfstoff kann ab zwei Jahren gegeben werden, der orale ab einem Alter von fünf Jahren. Der Kombiimpfstoff ViATIM® von Sanofi bietet einen Schutz vor Typhus und Hepatitis A.

Gelbfieber

Im tropischen Afrika (südlich der Sahara) sowie in Südamerika ist eine Impfung gegen Gelbfieber besonders wichtig und in manchen Ländern sogar Einreisevoraussetzung. Übertragen wird die Viruserkrankung durch Stiche von Aedes-Mücken. Sie ist schwer behandelbar und kann nach einem ersten harmlosen Fieberschub äußerst kritisch verlaufen, da hämorrhagisches Fieber mit Multi-Organ-Versagen auftreten kann. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 40 Prozent.

Die Impfung mit dem Lebendimfpstoff Stamaril® von Sanofi muss in einer zertifizierten Gelbfieberimpfstelle 
mindestens zehn Tage vor Reisebeginn durchgeführt werden und erzeugt einen lebenslangen Schutz. Auch wenn der Impfstoff bereits ab sechs Monaten zugelassen ist, kann es bei Säuglingen und auch bei älteren Menschen zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Kontraindiziert ist der Impfstoff bei Stillenden, bei Immunsupprimierten sowie bei Menschen mit Hühnereiweißallergie.

Japanische Enzephalitis

Ebenfalls von Stechmücken wird die in Ost- oder Südasien vorkommende Japanische Enzephalitis übertragen. Die Viruserkrankung wird häufig unterschätzt. Zwar kommt sie selten vor, kann aber bei schweren Verläufen zu einer Gehirnentzündung führen. Der Impfstoff Ixiaro® von Valneva sollte zweimal im Abstand von 28 Tagen verabreicht werden. Die Immunisierung kann ab zwei Jahren durchgeführt werden und sollte spätestens eine Woche vor Reiseantritt abgeschlossen sein. Ein Schnellimpfschema für Kurzentschlossene ist dennoch möglich.

Cholera

Bei Cholera handelt es sich um eine schwere bakterielle Darminfektion, die in seltenen Fällen tödliche verlaufen kann. In wenig entwickelten Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas kommt es bei der einheimischen Bevölkerung in armen oder einfachen Verhältnissen immer wieder zu Epidemien. Erreger finden sich in erster Linie in Fäkalien sowie verseuchtem Meeres- oder Flusswasser. Auch Fische oder andere aus dem Meer oder Flüssen stammende Nahrungsmittel können kontaminiert sein. Eine Schluckimpfung mit Dukoral® von Valneva, die spätestens eine Woche vor Reiseantritt genommen wird, bietet einen wirksamen Schutz vor Ansteckung. Kinder ab zwei Jahren können immunisiert werden.
Durch eine entstehende Kreuzimmunität schützt Dukoral nicht nur vor Cholera, sondern auch vor anderen Bakterien, die eine Reisediarrhö verursachen können.

Tollwut

Tollwut ist eine sehr seltene Virusinfektion, die eine akute Enzephalitis auslöst, wenn nicht sofort nach Exposition geimpft wird. Ist die Gehirnhautentzündung ausgebrochen, verläuft diese immer tödlich. Die Erkrankung wird durch Lecken, Kratzer oder Bisse von streunenden Hunden oder anderen Tieren (Fledermäuse, Affen) übertragen. Vor allem bei Langzeitaufenthalten in Afrika, Asien und Südamerika und unter einfachen Reisebedingungen ist im Umgang mit Tieren absolute Vorsicht geboten. Nur in Australien und weiten Teilen Europas gelten Tiere als tollwutfrei, in allen anderen Gebieten kommt die Erkrankung vor. Daher ist eine Impfung gerade für besonders tierliebe Menschen durchaus sinnvoll. Die beiden Tollwutimpfstoffe Rabipur® von Bavarian Nordic A/C sowie Tollwutimpfstoff (HDC) inaktiviert von Sanofi sind Totimpfstoffe und können ab Geburt verabreicht werden. Eine Immunisierung mit drei Impfdosen an den Tagen 0 / 7 / 21 bietet zwei Wochen danach einen wirksamen Schutz vor der Erkrankung. Verschiedene Schnellschemata, teilweise aber off-label, stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die teilweise sehr teuren Impfungen müssen von den Kund:innen in der Apotheke komplett selbst bezahlt werden. Dennoch lohnt sich diese Investition, da eine medizinische Versorgung im Ausland, wenn überhaupt möglich, wesentlich teurer ist. Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Reiseimpfungen als Zusatzleistung – nachfragen lohnt sich.

AMIRA fragt: Welche Impfungen empfehlt ihr Ratsuchenden? Sind welche dabei, die wir hier nicht vorgestellt haben? Sagt es uns.