Parkinson und die Tiefe Hirnstimulation (THS)
<p>Die degenerative Krankheit Parkinson beschäftigt die Menschen schon über zweihundert Jahre und trotzdem können wir sie noch nicht heilen. Wie äußert sich die Krankheit und was haben wir für Therapieansätze?</p>
Parkinson – Definition und Symptome
Die Parkinson-Krankheit oder der Morbus Parkinson ist ein fortschreitender Prozess, bei dem ein Verlust von Nervenzellen einsetzt. Sie ist hauptsächlich durch das Absterben dopaminproduzierender Nervenzellen im Mittelhirn gekennzeichnet. Letztlich führt der Mangel an Dopamin zu einer Verminderung der Aktivierung der Großhirnrinde und damit zu Bewegungsstörungen. Zu den Leitsymptomen gehören:
- Tremor: Muskelzittern, besonders als rhythmisches Zittern der Extremitäten wahrgenommen
- Rigor: Muskelstarre, unelastische und erhöhte Körperspannung im Ruhezustand
- Bradykinese/Akinese: verlangsamte Bewegung, die bis zur Bewegungslosigkeit führen kann
- Posturale Instabilität: Instabilität der Haltung
Auch andere Anzeichen wie vegetative Störungen, psychische Veränderungen, Schlafstörungen (in etwa 90 Prozent der Fälle) oder demenzielle Symptome können auftreten. Laut Deutscher Parkinson Vereinigung e.V. kommt sie bei etwa einem Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland vor. Die Zahl wird auf 240.000 bis 280.000 Parkinson-Kranke geschätzt. Darunter sind fünf bis zehn Prozent jünger als 40 Jahre.
Ein Symptom, das besonders gefährlich werden kann, sind Schluckstörungen, die im Laufe der Krankheit bei bis zu 80 Prozent auftreten. Dies führt zu Problemen bei der Tabletteneinnahme und somit zu einer verringerten Wirkung der Parkinson-Medikamente. Zusätzlich kommt es aufgrund einer Mangelernährung zu Gewichtsverlust, Austrocknung und im schlimmsten Fall einer Lungenentzündung.
Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Die Auslöser einer degenerativen Krankheit sind meistens erblich bedingt oder auf eine Funktionseinschränkung durch Verschleiß zurückzuführen. Studien zeigen, dass es sich bei Morbus Parkinson nicht um eine einheitliche Erkrankung handelt, sondern um ein Leiden mit einem Spektrum verschiedener Ausprägungen.
In der heutigen Medizin gibt es bisher keine Möglichkeit, Parkinson zu heilen. Jedoch können die Symptome medikamentös behandelt werden. Es wird oftmals eine Kombination mehrerer Medikamente verschrieben, um auf den individuellen Krankheitsverlauf zu reagieren. Je weiter Parkinson fortschreitet, desto weniger wirken die Medikamente. In diesem Fall kann möglicherweise das Implantieren eines Hirnschrittmachers helfen.
Neurochirurgische Ansätze: das Beispiel THS
Seit einigen Jahren werden ebenfalls neurochirurgische Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt. Eine seit Anfang der 1990er-Jahre angewandte Methode ist die sogenannte „Tiefe Hirnstimulation“ (THS). Dabei handelt es sich um einen programmierbaren Impulsgenerator (Hirnschrittmacher), der durch ein winziges Loch in der Schädeldecke in das Gehirn des Betroffenen eingesetzt wird. Die Anzahl derer, für die diese Therapie infrage kommt, ist allerding sehr klein: Nur circa zehn Prozent können von dieser Methodik profitieren.
Es werden elektrische Impulse erzeugt und an die krankheitsbetroffenen Gehirnregionen weitergeleitet, um Fehlimpulsen entgegenzuwirken. Es werden zwei Operationen benötigt, um die Elektroden des Schrittmachers sowie den batteriebetriebenen Impulsgenerator und dessen Kabelverbindungen einzusetzen. Die Therapie muss individuell angepasst werden. Auch nach der Operation erfolgen über mehrere Wochen Korrekturen bei der Einstellung, damit der Generator ideal für die Patient*innen konfiguriert ist und mögliche Nebenwirkungen minimiert werden. Dazu gehören ebenfalls Wesensveränderungen wie Extroversion, Reizbarkeit, Manie und Hypersexualität – je nach stimulierter Gehirnregion.
Das Kontrollgerät und dessen Batterie kann vom Parkinson-Erkrankten überprüft und bei Bedarf ein- und ausgeschaltet werden. Da die Batterie nicht gewechselt oder aufgeladen werden kann, muss bei einem entladenen Gerät eine weitere Operation durchgeführt werden.
Aktuelle Studie zur THS-Therapie
Laut INTREPID-Studie (2020), in der 313 Parkinson-Patient*innen zwischen 22 und 75 Jahren über vier Jahre beobachtet wurden, profitierten die Proband*innen, die mit der neueren MICC(multiple independent contact current-controlled)-Technologie behandelt wurden, von drei Stunden mehr Symptomkontrolle täglich als die Kontroll-Gruppe. Dieser Unterschied wirkt sich signifikant auf die Lebensqualität und somit Psyche der Betroffenen aus.
Über welchen Zeitraum genau eine THS den Betroffenen hilft, fällt je nach Patient*in sehr unterschiedlich aus. Bei manchen kann die Wirkung bis zu mehreren Jahrzehnten anhalten.
Auch hinsichtlich der Corona-Pandemie sind Parkinson-Erkrankte von einem besonders schweren und folgenreichen Verlauf betroffen – sie leiden überdurchschnittlich häufig an Pneumonien und gehören somit zu den Risiko-Patient*innen.