Achtung Zeckenalarm!

Das gefährlichste Tier Deutschlands: Die Rede ist hier nicht vom Bären, Wolf oder gar einem Wildschwein, das als Löwe „verkleidet“ war. Nein, wir sprechen über die Zecke, die uns mit schwerwiegenden Krankheiten infizieren kann. In der Apotheke beraten wir immer wieder zu den kleinen Biestern, sei es zu geeigneten Schutzmaßnahmen oder Hilfsmitteln zur richtigen Entfernung und auch, wenn wir ein Antibiotikum zur Therapie abgeben. Doch was genau sind Zecken und was ist wichtig für die Beratung?

Wissenswertes zu den kleinen Blutsaugern

Zecken gehören zur Klasse der Spinnentiere. Weltweit gibt es circa 900 verschieden Arten, die alle blutsaugende Ektoparasiten an Wirbeltieren, darunter auch am Menschen, sind. Viele Zeckenarten sind bedeutende Krankheitsüberträger. Sie sind ab Temperaturen von circa 8°C aktiv und man kann sie das ganze Jahr über in ganz Deutschland bzw. Europa finden. Die größte Aktivität findet sich jedoch im Frühling, Sommer und Herbst. Die in Europa häufigste Zeckenart ist der sogenannte gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Aber auch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die aus Südeuropa stammende braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) und seit neuestem auch die aus Asien bzw. Afrika stammende Hyalomma-Zecke kommen immer häufiger vor bzw. breiten sich mehr und mehr aus.

Zecken lassen sich nicht, wie immer wieder behauptet, von Bäumen auf ihre Opfer fallen, sondern werden abgestriffen, wenn man zum Beispiel durch hohes Gras oder Gebüsch läuft. So erklärt sich auch, warum freilaufende Haustiere so häufig von Zecken befallen werden. Achtung: Die von Hunden und Katzen aufgesammelten Zecken können bei engem Kontakt zum Haustier – etwa beim Streicheln oder dem Schlaf im menschlichen Bett – auf den Menschen übersiedeln und diesen beißen!

Wie kommt es zu einem Zeckenstich?

Haben die Tiere mittels ihrer Kohlendioxid-Sensoren (vorhanden im sog. Haller-Organ) einen passenden Wirt gefunden, suchen sie sich normalerweise Körperstellen, an denen die Haut weich und dünn ist. Meist stechen sie nicht sofort, sondern krabbeln teilweise über mehrere Stunden auf dem Körper umher. Wurde eine passende Stelle gefunden, ritzen sie mit ihren Mundwerkzeugen die Haut an, versenken ihren Stechapparat in die Wunde und saugen Blut, bis zu 15 Tage lang, wenn sie unentdeckt bleiben und/oder nicht entfernt werden. Danach lassen sie sich abfallen. Im Darm der Zecken befinden sich die Krankheitserreger. Je länger das Saugen dauert, desto größer die Gefahr, dass es zu einer Übertragung auf den Menschen kommt.

Im Fokus: FSME und Borreliose

In Deutschland sind das in erster Linie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch FSME-Viren sowie die Lyme-Borreliose, die durch Borrelien (Bakterien) übertragen wird. Eine FSME kommt wesentlich seltener vor, als eine Borreliose. Zudem zählen manche Bundesländer (z. B. Baden-Württemberg, Bayern) als Risikogebiete.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis

Im Jahr 2022 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 554 FSME-Fälle gemeldet. Die Erkrankung kann, muss aber nicht zu Beschwerden führen. Bei einer leichten Infektion ähneln die Symptome einer Grippe; es kommt zu Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. Manchmal kann es allerdings nach anfänglicher Besserung der Symptome zu einer Gehirnhautentzündung mit Bewusstseins- und Koordinationsstörungen sowie Lähmungen kommen. Diese können schlimmstenfalls bestehen bleiben. Schluck-, Sprach- und Sehstörungen können ebenfalls entstehen. Auch eine Entzündung des Rückenmarks kann auftreten. Etwa die Hälfte aller FSME-Fälle nehmen einen schweren Verlauf. Ältere Menschen sind eher betroffen als Jüngere.

Das RKI empfiehlt Menschen, die sich in einem Risikogebiet aufhalten und viel in der Natur unterwegs sind, sich impfen zu lassen. Für Kinder ab zwölf Monaten und Erwachsene stehen die Impfstoffe FSME-Immun Junior oder Erwachsene von Pfizer sowie Encepur® Kinder oder Erwachsene von Bavarian Nordic A/C zur Verfügung. Nach der Grundimmunisierung mit drei Impfdosen soll die Imfpung nach drei bis fünf Jahren aufgefrischt werden. Ein Schnellimpfschema ist ebenfalls möglich. In seltenen Fällen können nach der Impfung grippeähnliche Symptome auftreten.

Die Borreliose – eine bakterielle Infektion

An einer Borreliose erkrankt ungefähr 1 von 100 Menschen nach einem Zeckenstich. Entfernt man die Zecke frühzeitig nach dem Stich, kann das Risiko minimiert werden. Eine juckende Rötung um die Einstichstelle ist eine normale Entzündungsreaktion, die innerhalb von einigen Tagen wieder abklingt.

Bildet sich allerdings einige Tage oder Wochen nach dem Zeckenstich ein abgrenzbarer, roter Fleck um die Einstichstelle, kann dies auf eine Borreliose hindeuten. Typisch ist ein Fleck von mehr als 5 cm Durchmesser, der sich ringförmig ausbreitet (Wanderröte). Es ist wichtig, nun schnellstmöglich eine Antibiotikatherapie zu beginnen, die über zwei bis drei Wochen beibehalten werden muss.

Auch wenn innerhalb von sechs Wochen grippeähnliche Symptome ohne jegliche Anzeichen einer Wanderröte auftreten, sollte an eine Borreliose gedacht und ärztliche Hilfe gesucht werden. Schlägt die Behandlung nicht an, sollte das Antibiotikum gewechselt werden. Wird die Infektion nicht erkannt oder nicht antibiotisch behandelt, ist die Gefahr für einen schweren Verlauf größer. Die Bakterien können Gehirn und Nerven befallen und Nervenschmerzen sowie Lähmungen verursachen, eine sog. Neuroborreliose entsteht. Monate bis Jahre nach der Infektion können auch die Gelenke befallen werden (Lyme-Arthritis), was wiederum sehr schmerzhaft für die Betroffenen ist. Sehr selten können auch chronische Entzündungen der Haut sowie Herzprobleme auftreten.

Weitere durch Zecken auf Menschen übertragene Erkrankungen wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen wurden bislang in Deutschland nicht oder nur selten beobachtet.

Was gibt es in der Apotheke?

Das Beste ist es immer, einem Zeckenstich vorzubeugen. Dazu eignen sich Repellentien mit den Wirkstoffen Icaridin, Diethyltoluamid (DEET) oder auch Zitroneneukalyptusextrakten. Produkte wie AntiBrumm® Zecken-Stopp von Hermes, Autan® Zeckenschutz von SK Pharma, Ballistol® Stichfrei Kids Mücken und Zeckenschutz von Hager Pharma oder mosquito®Protect Zecken-Schutzspray von Wepa sind für verschiedene Altersgruppen geeignet. Sie werden auf Haut und/oder Kleidung aufgebracht und schützen wirkungsvoll über mehrere Stunden vor Zeckenbefall.

Des Weiteren sollte helle Kleidung Kleidung getragen und die Hosenbeine sollten in die Socken gesteckt werden. Trotz dieser Maßnahmen ist es unerlässlich, die Haut nach einem Aufenthalt in Feld und Flur auf Zecken zu untersuchen. Sollte es zu einem Biss gekommen sein, muss die Zecke möglichst schnell und ohne zu viel Manipulation (die Zecke sollte nicht gequetscht werden) entfernt werden. Hilfsmittel wie Zeckenzange, -pinzette, -haken und -karte sind je nach individueller Vorliebe geeignet.

Auf keinen Fall sollten „alte Hausmittel“ wie Klebstoff, Öl oder Nagellack verwendet werden, da es so zu einer Reizung des Tieres und somit zur Abgabe von Speichel oder Darminhalt in die Wunde kommt. Und noch etwas: Auch wenn wir in der Apotheke das Werkzeug und das Fachwissen haben, sind wir nicht befugt, eine Zecke zu entfernen. Patient:innen müssen so schnell wie möglich an eine Arztpraxis verwiesen werden.

AMIRA fragt: Wie sind deine Erfahrungen mit Zecken bzw. mit Zeckenabwehr? Schreibe es uns in die Kommentare.