Rx-Beratung: Wirkungsweise von Ulkustherapeutika
Magenschmerzen aufgrund einer erhöhten Magensaftproduktion treten in der Bevölkerung häufig auf. Dadurch kann sich sogar ein Magengeschwür entwickeln, welches durch Ulkustherapeutika behandelt werden muss.
Magenschmerzen können viele unterschiedliche Ursachen haben. Sie können stressinduziert und dadurch psychosomatisch sein und sogar chronifizieren. Weiterhin kommen Lebensmittel- oder Wirkstoffunverträglichkeiten als Auslöser von Magenschmerzen in Frage, ebenso verschiedene Erkrankungen und Infektionen. Durch die übermäßige Produktion von Magensäure, die den Beschwerden zugrunde liegt, kann sich ein Magengeschwür (lat. Ulcus ventriculi) entwickeln. Die Therapie eines Magengeschwürs erfolgt durch den Einsatz von Ulkustherapeutika wie Sekretionshemmern oder Prostaglandinen, primär jedoch durch Protonenpumpenhemmer.
Wirkweise von Protonenpumpenhemmern
Eine Möglichkeit der Therapie sind Protonenpumpenhemmer. Diese reduzieren die Sekretion von Magensäure, indem sie die Protonen-Kalium-Pumpe in den Belegzellen der Magenschleimhaut bis zu drei Tage lang irreversibel hemmen. Diese Pumpe befördert eigentlich Protonen aus der Zelle in den Magen, wo sie sich mit Chloridionen zu Salzsäure verbinden. Dafür nimmt die Zelle im Gegenzug ein Kaliumion auf. Wird die Pumpe gehemmt, findet dieser Vorgang nicht mehr statt und der pH-Wert des Magens steigt an.
Die Protonenpumpenhemmer
- Omeprazol (z.B. Omeprazol (z.B. Antra MupsOmeprazol (z.B. Antra Mups von Cheplapharm Arzneimittel GmbH)
- Esomeprazol (z.B. Esomeprazol (z.B. Nexium MupsEsomeprazol (z.B. Nexium Mups von Grünenthal GmbH)
- Lansoprazol (z.B. Lansoprazol (z.B. AgoptonLansoprazol (z.B. Agopton von Takeda GmbH)
- Pantoprazol (z.B. Pantoprazol (z.B. PantozolPantoprazol (z.B. Pantozol von Takeda GmbH)
- Rabeprazol (z.B. Rabeprazol (z.B. ParietRabeprazol (z.B. Pariet von Eisai GmbH)
stellen alle Prodrugs dar, die erst nach der Einnahme und der Resorption über den Gastrointestinaltrakt ins Blut und nach ihrer Ankunft im stark sauren Milieu der sekretorischen Kanäle der Belegzellen in ihre Wirkform umgewandelt werden. Ihre volle Wirkung setzt aus diesem Grund auch erst zwei bis vier Tage – je nach Wirkstoff – nach Einnahme ein. Pantoprazol hat eine höhere Bioverfügbarkeit als Omeprazol und Esomeprazol, eine Linderung der Beschwerden ist hier bereits nach zwei Tagen spürbar. Dies solltest du deinen Kund:innen als Information mitgeben. Wenn sie einen Protonenpumpenhemmer neu verordnet bekommen haben, aber akut unter Beschwerden und Schmerzen leiden, dann ist es sinnvoll, wenn du ihnen zusätzlich zu den Protonenpumpenhemmern auch noch ein Antazidum für diese Übergangszeit empfiehlst. Dieses sollte in ausreichendem Abstand von mindestens zwei Stunden eingenommen werden.
Esomeprazol ist übrigens nicht nur dem Namen nach Omeprazol sehr ähnlich: Es handelt sich genauer gesagt um sein Enantiomer. Das bedeutet, dass sein chemischer Aufbau das genaue Spiegelbild von Omeprazol darstellt. Man erwartete sich von dieser Form eine Verbesserung der Wirkung, die sich aber im Laufe der Zeit als mehr oder weniger irrelevant herausgestellt hat. Es ist lediglich etwas schneller bioverfügbar als Omeprazol.
Für alle Protonenpumpenhemmer wird empfohlen, sie nüchtern einzunehmen. Zudem sollte der/die Patient:in nach der Einnahme bestenfalls noch eine weitere Stunde lang nüchtern bleiben. Es bietet sich daher an, dass die Einnahme vor dem Schlafengehen oder direkt nach dem Aufwachen erfolgt. Du kannst deinen Kund:innen dazu raten, die Tabletten zusammen mit einem Glas Wasser auf den Nachttisch zu stellen.
Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern
Die Nebenwirkungen der Protonenpumpenhemmer sind alle ähnlich und kommen glücklicherweise selten vor. Auftreten können:
- Allergien gegen den Wirkstoff (sehr selten)
- gastrointestinale Störungen durch die fehlende Magensäure
- ein Anstieg der Transaminasen
- Schwindel
- Geschmacksveränderung
- psychische Beeinträchtigungen bis zur Depression
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
Anwendungshinweise für Pantoprazol
Die Einnahme von Pantoprazol muss ausgeschlichen werden, da es bei abruptem Absetzen zu einem Rebound-Effekt mit verstärkter Bildung von Magensäure kommen kann. Bei länger andauernder Einnahme ist dazu eine Veränderung des Darmmikrobioms möglich, da aufgrund der verringerten Magensäureproduktion nicht mehr genügend Bakterien im Magen abgetötet werden. Es kann zu Durchfällen durch eine Besiedelung mit dem Bakterium Clostridium difficile kommen.
Misoprostol und Pirenzepin
Misoprostol (in Kombination mit Diclofenac: Arthotec forte von Pfizer Pharma GmbH) ist ebenfalls ein Prodrug, das erst nach der Passage der Leber in seine aktive Form umgewandelt wird. Als Prostaglandinrezeptor-Agonist bindet es an bestimmte Rezeptoren der Belegzellen. Dort verhindert es die Magensäure- und Pepsinproduktion. Zusätzlich zur Reduzierung des Säuregehaltes führt Misoprostol auch zu einer Erhöhung der Bicarbonatproduktion, was dazu beiträgt, die schützende Schleimschicht im Magen aufrechtzuerhalten. Es wird in der genannten Kombination zur Prävention von Magengeschwüren verwendet, wenn der/die Patient:in Diclofenac einnehmen muss und dadurch Probleme mit der damit einhergehenden vermehrten Magensaftproduktion hat.
Pirenzepin (Gastrozepin von Hikma Pharma GmbH) wird seltener verordnet. Der Wirkstoff gehört zu den Parasympatholytika und hemmt selektiv die muskarinischen Acetylcholinrezeptoren. Bei höherer Dosierung kann er die Belegzellen blockieren, sodass weniger Protonen für die Herstellung des sauren Magensaftes vorhanden sind.
Nebenwirkungen von Misoprostol und Pirenzepin
Die Einnahme von Misoprostol kann ebenfalls in manchen Fällen mit gastrointestinalen Nebenwirkungen einhergehen. Weiterhin kann es Kopfschmerzen verursachen. Wegen eines möglichen Fehlbildungsrisikos beim Embryo darf es nicht im ersten Drittel der Schwangerschaft eingesetzt werden. Zudem regt Misoprostol die Wehentätigkeit an.
Pirenzepin kann zu Kopfschmerzen, Durchfällen und zu Störungen der Nah- und Ferneinstellung des Auges führen. Das ist besonders für Autofahrer gefährlich. Bei der Abgabe dieses Medikamentes solltest du deine Patienten:innen auf diesen Sachverhalt hinweisen.
Zur weiteren Beratung
Am häufigsten werden dir in der Apotheke die Protonenpumpenhemmer begegnen, über die du daher besonders viel wissen solltest. Werden sie über einen längeren Zeitraum eingenommen, so kann sich die Aufnahme von Calcium, Vitamin C, D3, Folsäure und Vitamin B12 verringern, da hier die Magensäure bei der Resorption eine wichtige Rolle spielt. Die Aufnahme von Calcium erfolgt hauptsächlich über die Nahrung und zwar über Milch und Milchprodukte. Es liegt hierbei in seiner Carbonatform vor, die erst durch Magensäure resorbierbar wird. Ein zu niedriger pH-Wert des Magens kann also fatale Folgen für die Knochendichte haben. Wenn du deshalb eine Nahrungsergänzung empfiehlst, achte darauf, dass das Präparat Calciumcitrat oder Calciumgluconat enthält, welche auch bei höheren pH-Werten resorbiert werden können. Am besten wählst du eine Kombination mit Vitamin D3, welches bei dauerhafter Einnahme von Protonenpumpenhemmern ebenfalls in geringerem Ausmaß resorbiert wird. Das hängt übrigens mit dem Vitamin-C-Haushalt zusammen. Vitamin C wird mit dem Magensaft abgegeben, da es in der Magenschleimhaut gespeichert wird. Sinkt die Menge des Magensaftes, wird somit auch weniger Vitamin C sezerniert, welches an der Hydroxylierung (der metabolischen Aktivierung) von Vitamin D beteiligt ist.
Bekannt ist ebenfalls, dass die Protonenpumpenhemmer die Freisetzung und die Aufnahme von Vitamin B12 vermindern, denn für deren Abspaltung aus den Proteinen in der Nahrung ist Magensäure nötig. Wer einen Mangel hat, leidet vor allem unter verstärkter Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Im späteren Verlauf können neurologische Defizite und Gangunsicherheiten folgen. Es ist also sinnvoll, deine Kunden immer auch nach unerklärlicher Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf zu fragen und dann einen Bluttest beim Arzt oder gleich ein Vitamin B12 Präparat zu empfehlen.