Cholesterin tut nicht weh. Aber es tötet.

Schlaganfall – das ist ein lebensveränderndes Ereignis. Hervorgerufen wird es oftmals durch eine Verengung oder den Verschluss von Hirn-Arterien. Dies wiederum ist auf Plaques zurückzuführen, die wesentlich durch zu hohe Konzentrationen der verschiedenen Cholesterine im Blut entstehen.

Genau darauf will heute, den 10. Mai, der Tag des Schlaganfalls 2023 hinweisen, denn er stellt die Rolle der Cholesterine in den Mittelpunkt. Sein Motto lautet: „Hohes Cholesterin tut nicht weh.“ Ziel ist, ein Bewusstsein für die Gefahren des Cholesterins zu schaffen und Menschen anzuregen, ihren Blutfett-Spiegel zu kontrollieren. Wie können wir in der Apotheke einen Beitrag leisten?

Tipp 1: Zusammenhänge erklären

Die Arteriosklerose ist eine Verengung der Gefäße, die zunächst mit Mikroverletzungen der Arterienwand (insbesondere durch Bluthochdruck verursacht) beginnt. An diese reparaturbedürftigen Stellen strömen dann Monozyten und Makrophagen, die im Blut zirkulierendes oxidiertes LDL (das eigentliche Haupttransportmedium von Cholesterol im Blut) einlagern und Schaumzellen bilden, welche die beschädigten Stellen abdichten sollen. Eigentlich als Arterienverschluss gedacht, ist das jedoch der Ausgangspunkt der Plaque-Entstehung. Diese passiert nie isoliert an einer Arterie, sondern im ganzen Arteriensystem verteilt. Zwar findet sich auch Kalzium in den Plaques („Arterienverkalkung“), aber zumindest das Kalzium aus der Nahrung (Milchprodukte) ist nicht entscheidend an der Verengung der Blutgefäße beteiligt. Problematisch sind die immer größer werdenden Plaque-Areale mit einer im weiteren Verlauf entzündlichen Komponente, einer zunehmenden Instabilität und schließlich dem Abreißen von Zellenverbänden: den Thromben. Lösen diese sich in den Hirn-Gefäßen, sind die Folgen unmittelbar und fatal. Die Thromben bleiben schließlich stecken und bilden einen Pfropf, hinter dem kein Blut und damit kein Sauerstoff mehr zirkuliert. Das Areal stirbt ab, der Schlaganfall verursacht mehr oder minder große Funktionsstörungen, die auch tödlich enden können.

Tipp 2: Aktuelles Wissen vermitteln

Auch wenn viele Fakten hinlänglich bekannt sind, so lohnt sich immer wieder ein Blick in aktuelle Forschungsergebnisse, da auch gerade auf dem Feld der Ernährung neue Erkenntnisse ältere ablösen.

Im „American Journal of Preventive Cardiology“ wurde vor rund einem Jahr (Juni 2022) ein Übersichtsartikel veröffentlicht: „Ten things to know about ten cardiovascular disease risk factors“ (zehn Dinge, die man über zehn Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten wissen muss), in dem die Frage nach der „richtigen“ Ernährung eine große Rolle spielt.

Hier eine Zusammenfassung:

  • Gesättigte Fettsäuren sollten durch ungesättigte ersetzt werden (günstiger für das „gute“ HDL-Cholesterin), der Verzehr von Transfettsäuren ist ein absolutes No-Go.
  • Kohlenhydrate sollten möglichst wenig verarbeitet sein (empfehlenswert sind also Vollkornprodukte).
  • Die Keto-Diät mit dem Fast-Verzicht auf Kohlenhydrate ist nicht besonders hilfreich, da insgesamt zu viel Fett verzehrt wird.
  • Eine Gewichtsabnahme durch Kalorienreduktion ist immer erwünscht, sei es durch eine generelle Kalorien-Reduktion oder durch Intervallfasten. Am besten sollte man nur drei Mahlzeiten am Tag verzehren mit einer möglichst langen Pause, in der nicht gegessen wird (über zwölf Stunden).
  • Eine vegetarische Ernährung ist nur dann gesund, wenn möglichst viele unverarbeitete Lebensmittel verzehrt werden.
  • Der Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren reduziert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in mehrfacher Hinsicht (Zellschutz, erniedrigte Triglycerid-Werte, erniedrigte Cholesterinspiegel) erheblich.
  • Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln statt gesunder Lebensmittel scheint sogar kontraproduktiv zu sein.

 

Tipp 3: Eine Positiv-Liste geeigneter Lebensmittel vorschlagen

Egal, ob man diese Liste der Anti-Arteriosklerose-Lebensmittel, Mittelmeerdiät oder Mittelmeerküche oder wie neuerdings auch Nordic Diet nennt: Alles dreht sich um Gemüse, Obst, Nüsse, Öle, Ballaststoffe, fettarme Milchprodukte. Die Schwierigkeit: Es geht um eine grundsätzlich gesunde Ernährung – auch zwischendurch, abends, mit Freunden, im Urlaub, an Weihnachten – einfach (fast) immer. Am Ende braucht jeder einzelne oder jede Familie ein Gesamtkonzept – einen Katalog geeigneter Lebensmittel mit den empfohlenen Tagesmengen, so dass der Genuss nicht zu kurz kommt und die Gesundheit profitiert.

 


 

Tipp 4: Mut machen

Auf die Ernährung zu achten, lohnt sich für jeden Menschen. Nicht nur für die, die präventiv ernährungsbewusst leben, sondern auch für die, bei denen bereits arteriosklerotische Veränderungen festgestellt wurden und auch für diejenigen, die schon an Herz-Kreislauferkrankungen leiden. Zwar ist es viel eher ein Langstreckenlauf als ein Sprint: Die Ernährungsumstellung muss langfristig erfolgen, aber bereits nach einigen Monaten sind die Effekte messbar (leichter Abbau der Plaques) und eine Prävention von lebensbedrohlichen Ereignissen hat begonnen.

Hilfreich ist sicher das niederschwellige Angebot der Cholesterin-Messung in der Apotheke, durch das die Kunden und Kundinnen ein Monitoring ihrer Erfolge erfahren. Oder wie wäre es mit der Empfehlung eines Accutrend-Messgerätes für zuhause? Das kostet zwar, aber sicherlich ist mancher Kunde bereit Geld auszugeben, wenn man dafür eine Messgröße für die eigene Gesundheit und den Effekt der Bemühungen um die richtigen Nahrungsmittel erhält.

Das Fisch-Dilemma

Auf allen Speiseplänen, die als Blaupause für eine gesunde Ernährung gelten, steht Fisch, zweimal pro Woche: Nicht nur als Omega-3-Fettsäurelieferant (besonders Hering, Forelle oder Lachs), sondern auch als Jodquelle. Aber die Meere sind mittlerweile überfischt, die Transportwege werden immer länger und lediglich 12 Prozent des Bedarfes in Deutschland wird inländisch „produziert“. Fisch aus Aquakulturen ist zwar ökologisch viel empfehlenswerter – allerdings benötigen Forelle und Lachs als Nahrung Fischmehl, welches wiederum von Wildfischen stammt. Aus ökologischer Sicht ist deshalb nur eine Fischmahlzeit pro Monat vertretbar. Die Fische nehmen die Omega-3-Fettsäuren durch das Verspeisen von Mikroalgen auf, so dass es Überlegungen gibt, statt der Fische Algen-Öl oder Algenkapseln zu verzehren.

Literatur und Web-Tipp (Weitersagen!):

Wer ganz genau wissen möchte, welche Nährstoffe in Lebensmitteln enthalten sind, der schaut entweder nach im „Souci-Fachmann-Kraut: Lebensmitteltabelle für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Neuauflage 10.22 oder schaut unter https://www.naehrwertrechner.de. Wer das noch nicht kennt, ist erstaunt, was in seinen Lieblings-Lebensmitteln steckt.

Anmerkung: Dies ist die leicht veränderte Fassung eines Artikels, der erstmals im Juni 22 in der AMIRA-Welt erschien. Seine Inhalte sind gerade am heutigen "Tag des Schlaganfalls" aktueller denn je.