Die Nase blutet. Und jetzt...?

Es fängt unvermittelt an und schreckt Betroffene wie Betrachter gleichermaßen auf: Nasenbluten. Warum es auftritt, was dagegen zu unternehmen und wann ein Arztbesuch erforderlich ist, erfährst du hier.

Bestimmt hatte jeder schon einmal damit zu tun: Nasenbluten, auch Epistaxis genannt. Dabei tropft oder läuft plötzlich Blut aus einem oder beiden Nasenlöchern und versetzt manche Betroffene in Angst und Schrecken. Zum Glück sieht es oft viel schlimmer aus als es ist, denn meist hört das Ganze so schnell wieder auf, wie es angefangen hat. Aber manchmal blutet es ziemlich heftig und es ist nötig, sich schnell in sachkundige Hilfe zu begeben. Wir in der Apotheke sind oft die ersten Ansprechpartner. Wie entsteht Nasenbluten, was kann man dagegen tun und wann muss man zum Arzt gehen? 

Ursachen und Häufigkeit

Die Schleimhaut in unserer Nase ist stark durchblutet, aber gleichzeitig auch sehr empfindlich. Ist sie gereizt oder trocken (warum sie trocken ist und wie sie wieder befeuchtet werden kann, erfährst du hier), können die Blutgefäße einreißen. Banalitäten wie kräftiges Schnäuzen, ein Schlag auf die Nase oder ein Stoß, Nasenbohren oder ein Fremdkörper, sowie Probleme mit der Nasenscheidewand können eine Blutung auslösen. Das Blut stammt häufig aus dem sogenannten Locus Kiesselbachii, einem Bereich im vorderen Nasenseptum an dem viele Gefäße als feines, dichtes Geflecht verlaufen. Weniger häufig, dafür aber umso gefährlicher sind Blutungen im hinteren Nasengewölbe. Hier kann eine der beiden Schlagadern bluten.
Prinzipiell kann jeder Nasenbluten bekommen, circa 60 Prozent der Menschen sind betroffen, aber einige haben ein erhöhtes Risiko. So kommt es bei Kindern und Jugendlichen während Wachstumsschüben oder bei Schwangeren (durch die vermehrte Durchblutung) häufiger zu Nasenbluten. Aber auch Menschen mit Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen oder Patient:innen, die Antikoagulantien einnehmen, neigen zu Blutungen aus der Nase.

Kopf in den Nacken? Keine gute Idee!

Insbesondere bei Kindern mit Nasenbluten gilt es, Ruhe zu bewahren und auch den kleinen Patienten zu trösten. Betroffene sollten aufrecht sitzen und nicht liegen. Der Kopf sollte nach vorne geneigt werden, damit das Blut aus der Nase laufen kann. Keinesfalls sollte der Kopf nach hinten in den Nacken gelegt werden, da das Ausmaß der Blutung nicht mehr beurteilt werden kann und das Blut verschluckt wird. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen führen und bei Bewusstseinseintrübungen droht die Gefahr der Aspiration.
Die Nasenflügel sollten für 10 Minuten mit einem Taschentuch komprimiert werden. Meist kommt dann die Blutung zum Stillstand. Ist dies nicht der Fall, können die Nasenflügel für weitere 5 Minuten zusammengedrückt werden. Ein feucht-kühles Tuch oder ein Coolpack, das um den Hals oder nur in den Nacken gelegt wird, bewirkt ein reflexartiges Zusammenziehen der Gefäße und somit einen schnelleren Blutungsstopp.

Was gibt es in der Apotheke?

Coolpacks zur Einmal- (z. B. WEPA Einmal-Kälte-Sofort-Kompresse 15 x 21 cm, u.a.) oder zur Wiederverwendung (z.B. WEPA Kalt und Warm Kompresse 8,5 x 14,5 cm, u.a.) gehören zu den apothekenüblichen Waren.
Die Stryphnasal®N Nasenstifte von der Firma Truw sehen auf den ersten Blick aus wie Zäpfchen und lassen sich bei Bedarf in das betroffene Nasenloch einführen. Sie enthalten basisches Bismutgallat und Tannin, die beide adstringierend und somit blutstillend wirken. Durch die Hartfettgrundlage schmilzt der Stift bei Körpertemperatur und die Nasenschleimhaut wird leicht eingefettet und geschmeidig. 
Eine weitere Möglichkeit bietet das Nozohaem® Nasen Gel von Hommel Pharma. Die praktischen Einmalapplikatoren ermöglichen eine einfache und hygienische Anwendung. Das hypertone Gel wird in das betroffene Nasenloch hineingedrückt und übt einen leichten Druck auf das blutende Gefäß aus. Weiterhin entzieht es der Schleimhaut Flüssigkeit und bewirkt ein Zusammenziehen und eine Verengung. Die Blutung kommt zum Stillstand. Es kann ab einem Alter von zwei Jahren angewendet werden und sollte für mindestens 30 Minuten in der Nase verbleiben. Eine Entfernung ist nicht nötig, da Gelreste durch den natürlichen Reinigungsmechanismus der Nase abtransportiert werden. 
Gelaspon®Strip ist ein steriler, resorbierbarer Gelatine-Schwamm zur Blutstillung bei leichtem bis mittelschwerem Nasenbluten, der auch bei kleineren Schürf- und Schnittwunden oder nach Zahnextraktionen verwendet werden kann. Er hat ein hohes Saugvermögen, ist gut gewebeverträglich und kann rückstandslos entfernt werden. In einer Packung sind 4 Strips von 4x1x1 cm enthalten.
Des Weiteren können auch abschwellende Nasensprays mit Vasokonstriktoren (Xylometazolin oder Oxymetazolin) gegeben werden. 
Zur Pflege der gereizten Schleimhaut eignen sich Salben oder befeuchtende Nasensprays (Verlinkung zu meinem Artikel trockene Nasenschleimhaut). 

Wann sollten Betroffene zum Arzt gehen?

Lässt sich eine Blutung mit den Sofortmaßnahmen nicht innerhalb von 20 Minuten stillen, oder Anzeichen für einen erhöhten Blutverlust (Schwindel, Bewusstseinsstörungen) oder Übelkeit bzw. Erbrechen auftreten, sollte man sich in ärztliche Hilfe begeben. Bei schwallartigen Blutungen aus dem Mund (dahinter können Speiseröhren-Varizen stecken) oder wenn klare, hellrosa Flüssigkeit (Liquor!) aus der Nase austritt, ist unverzüglich der Notarzt zu alarmieren.
Auch wenn man regelmäßig und ohne ersichtlichen Grund starkes Nasenbluten hat, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Eventuell steckt hinter dem Ganzen eine unerkannte Grunderkrankung, wie Hypertonie, etc. Ein HNO-Arzt kann die betroffenen Gefäße veröden, in seltenen Fällen kann sogar eine Operation erforderlich werden.

Kann man Nasenbluten vorbeugen?

Ausreichend Flüssigkeit und ein gutes Raumklima mit ausreichend hoher Luftfeuchtigkeit sowie eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung pflegen die Schleimhäute und schützen die Gefäße. Nasenbohren bitte unterlassen, ebenso wie kräftiges Schnäuzen. Unsere Nase verfügt über einen Selbstreinigungsmechanismus, vorsichtiges Schnäuzen reicht völlig aus.

AMIRA fragt: Hast du noch einen besonderen Trick, um das Nasenbluten zu stoppen? Teile ihn uns in den Kommentaren mit!