Wochenrückblick: Kinderarzneimittel im Fokus, Tarifvertrag in Sachsen

Die Lieferengpässe bei Kinderarzneimitteln sollen mit Hilfe eines Gesetzes überwunden werden. Außerdem gibt es für Apothekenangestellten in Sachsen erstmals einen Tarifvertrag. Mehr Details findest du hier.

Kinderarzneimittel: Neues Gesetz soll Abhilfe bei Lieferengpässen schaffen

Medikamente sind in Apotheken derzeit so knapp wie selten zuvor, besonders betroffen sind jene für Kinder, von denen viele derzeit mit Atemwegserkrankungen zu kämpfen haben. Das soll sich alsbald ändern, versicherte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. „Wir werden sicherstellen, dass im Rahmen von Rabattverträgen oder in der Art und Weise, wie Medikamente, die jetzt knapp sind, in den Apotheken zur Verfügung gestellt werden, Engpässe überwunden werden können“, sagte er am Donnerstag. Ein entsprechendes Gesetz soll nächste Woche auf den Weg gebracht werden. Dies beziehe sich nicht nur auf Kinderarzneimittel, sondern auch auf Krebsmedikamente oder Antibiotika.

Um darüber hinaus die Versorgungsnotlage in Kinderarztpraxen und Kinderkliniken in den Griff zu bekommen, kündigte Lauterbach verschiedene Maßnahmen an. Niedergelassene Kinderärztinnen und -ärzte sollen bald u. a. mit festen Preisen vergütet werden, damit jede zusätzliche erbrachte Leistung auch bezahlt wird. „Wir werden es nicht zulassen, dass die Kinder, die in der Pandemie so viel aufgegeben haben, jetzt nicht die Versorgung bekommen, die sie brauchen. Wir wollen die Versorgung für die Kinder sicherstellen, was immer dafür notwendig ist“, betonte der SPD-Politiker.

Das sei aber noch nicht alles. Das Bundesgesundheitsministerium arbeite noch an weiteren Gesetzesvorhaben. Bis Weihnachten werde der Entwurf eines Generika-Gesetzes vorgelegt, das strukturelle Probleme beheben soll. Außerdem in nächster Zeit geplant: ein Cannabis-Gesetz, ein Gesetz zur Finanzierung und Ordnung der Gesetzlichen Krankenversicherung, ein großes Krankenhaushausgesetz und ein Gesetzespaket zur Digitalisierung.

Lieferengpässe: Kinderärzte und Union für Sofortmaßnahmen

Das Thema Lieferengpässe beschäftigt die Politik parteiübergreifend. Auch in der Opposition werden Stimmen lauter, die ein entschiedeneres Vorgehen verlangen. Angesichts der Lieferprobleme bei Medikamenten für Kleinkinder (wie Fiebersaft) macht sich die Union für umgehende Maßnahmen stark. „Noch vor Jahresende muss es einen Beschaffungsgipfel von Bund und Ländern geben, in dem Sofortmaßnahmen für diesen Winter koordiniert werden“, wird der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), beim Nachrichtenportal t-online zitiert. Wichtige Kinderarzneimittel, vor allem Fiebersenker, Antibiotika oder Hustenmittel, müssten jetzt zentral vom Bundesgesundheitsministerium gekauft, gelagert und verteilt werden, forderte Sorge.

„Es ist ein Armutszeugnis, dass so simple Medikamente wie ein Fiebersaft häufig nicht mehr verfügbar sind“, sagte Thomas Fischbach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte der Rheinischen Post (RP). Eltern kämen verzweifelt in die Praxen, Apotheker:innen bekämen unverschuldet den Ärger ab. Weil viel Apotheken inzwischen dazu übergegangen sind, einige der schwer zu beschaffenden Arzneimittel selbst herzustellen, fordert ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ein Zusatz-Honorar. „Für das Management der Lieferengpässe brauchen Apotheken dringend ein Honorar, um den hohen Zeit- und Personalaufwand stemmen zu können“, sagte sie am Donnerstag ebenfalls der RP. Mittel- und langfristig seien in Europa wieder mehr Produktionskapazitäten für wichtige Medikamente wie zum Beispiel für Antibiotika vonnöten.

Proteste in Thüringen: Gesundheitspolitik stößt mehr und mehr auf Ablehnung

Lautstark haben Apotheker:innen und Ärzt:innen am Mittwoch vor dem Thüringer Landtag gegen die aktuelle Gesundheitspolitik von Bund und Land demonstriert. Damit machten sie auf die Probleme bei der ambulanten medizinischen Versorgung in dem Freistaat aufmerksam. Zu der Protestaktion hatten die Berufsverbände von Praxisärzten, Zahnärzten und Apothekern in Thüringen aufgerufen. Die Apotheker:innen forderten unter anderem mehr Studienplätze für Pharmazie und eine bessere Honorierung, auch um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Apotheken halten zu können. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) verteidigte unter „Buh“-Rufen und Pfiffen die Politik der Landesregierung.

Sachsen: Erstmals Tarifvertrag für Apothekenangestellte

Der Sächsische Apothekerverband und die Apothekengewerkschaft ADEXA haben am Montag einen Rahmentarifvertrag und einen Gehaltstarifvertrag für die öffentlichen Apotheken im Kammerbezirk Sachsen unterzeichnet. Beide Verträge treten am 1. Januar 2023 in Kraft.

Der neu geschaffene Rahmentarifvertrag für Sachsen orientiere sich zwar an vielen Stellen an den bereits geltenden Rahmenverträgen (BRTV und RTV Nordrhein). „Er unterscheidet sich aber durch eine innovative Vereinbarung zur Honorierung von eigenverantwortlicher Fort- und Weiterbildung“, betont Dr. Sebastian Michael, Verhandlungsführer für den SAV. „Auch werden Berufsanfänger innerhalb der ersten Jahre kontinuierliche Gehaltssteigerungen erfahren, da wir vor allem jungen Kolleginnen und Kollegen einen zusätzlichen Anreiz für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke bieten wollen“, so Michael. Neu ist auch, dass Filialleitungen im Tarifvertrag berücksichtigt werden. Außerdem fällt die Klausel aus dem Bundesrahmentarifvertrag weg, wonach Notdienste abgegolten sind, wenn das Gehalt mindestens 13 Prozent über dem Tarifgehalt liegt.

Wie genau die Gehälter für Apotheker:innen, PTA und PKA etc. ausfallen und die weiteren Zahlen aussehen, könnt ihr dieser Übersicht entnehmen. Das Dokument zum Rahmentarifvertrag, in dem unter anderem die Urlaubstage festgelegt sind, kann hier eingesehen werden.

Grippeimpfungen in der Apotheke: Positives Feedback soll „Rückenwind“ geben

Seit knapp zwei Jahren wird in einigen Apotheken die Grippeimpfung verabreicht. Die Ergebnisse eines Modellprojekts wurden jetzt international veröffentlicht, das Feedback von Patientinnen und Patienten fällt sehr positiv aus. Der Apothekerverband Nordrhein, der als Landesapothekerverband gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg als Vertragspartner das Modellprojekt umgesetzt hatte, wertet diese internationale wissenschaftliche Anerkennung als Rückenwind für Grippeimpfungen und auch für neue Versorgungsangebote in den Apotheken. Durch das Modellprojekt sei belegt worden, dass viele Menschen durch das Impfangebot der Apotheken erstmals gegen Influenza geimpft worden seien und sich ohne diese schnelle und einfache Möglichkeit nicht hätten impfen lassen, erklärte Politikwissenschaftlerin Cosima Bauer von dem mit der Evaluation beauftragten Forschungsunternehmen „May & Bauer – Konzepte im Gesundheitsmarkt“.

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, zeigt sich zufrieden: „Es ist gut, dass die Bedeutung von niedrigschwelligen Gesundheitsangeboten der Apotheken jetzt durch diese hochkarätige wissenschaftliche Veröffentlichung weiteren Rückenwind erhält. Jetzt ist die Politik am Zug, in den Apotheken noch weitere pharmazeutische Dienstleistungen und wie anderen Ländern auch noch weitere Impfungen zu ermöglichen.“ Im Ausland etwa werde das Impfangebot der Apotheken nicht als Konkurrenz zum Impfangebot der Ärzte gesehen, sondern als wichtige Ergänzung. Das Evaluationsergebnis belege außerdem, dass keine Komplikationen aufgetreten seien und die Impfungen in der Apotheke sicher verliefen.
 

Nachfolger für Loceryl Nagellack gegen Nagelpilz

Galderma Laboratorium informiert, dass es für das Produkt Loceryl Nagellack gegen Nagelpilz einen Nachfolger mit neuer PZN und einem Direktapplikator gibt. Der Amorolfin-haltige Nagellack ist ab dem 15. Dezember nun unter der PZN 18223812 zu finden.