Wenn die Spucke wegbleibt: Mundtrockenheit

Wenn sich der Mund wie Sandpapier anfühlt und die Zunge regelrecht am Gaumen klebt, liegt häufig Mundtrockenheit vor. Für die Betroffenen kann das sehr belastend sein. Was kann Kundinnen und Kunden empfohlen werden?

Ist die Speichelproduktion drastisch reduziert, spricht man von Xerostomie, ist sie lediglich vermindert, von Oligostomie. Untersuchungen zufolge sind jeder vierte Erwachsene und mehr als 50 Prozent der älteren Menschen von einer der beiden Formen betroffen.  

Symptome und Ursachen

Normalerweise produzieren unsere drei großen und die vielen kleinen Speicheldrüsen 600 bis 700 ml Speichel pro Tag. Läuft uns das „Wasser im Munde“ zusammen können es sogar bis zu zwei Liter sein. Eine Xerostomie entsteht, wenn die Speicheldrüsen zu wenig Speichel herstellen (Hyposalivation). Der Mund fühlt sich trocken und klebrig an, die Lippen sind rissig, das Sprechen, Schlucken und Kauen fällt schwer oder wird sogar als schmerzhaft empfunden. Der produzierte Speichel ist dickflüssig und klebrig. Häufig wird von einem verminderten bzw. veränderten Geschmackssinn berichtet. Auf Dauer wird das Tragen von Zahnersatz unangenehm, es entsteht Mundgeruch (Halitosis) und die gesamte Mundhygiene verschlechtert sich, was wiederum ideale Bedingungen für Karies oder Candidiasis (Pilzinfektion im Mundraum) schafft.  

Die Ursachen sind mannigfaltig. So können trockene Raumluft, eine zu geringe Trinkmenge bzw. starker Durst, Fieber, vermehrte oder ausschließliche Mundatmung (z. B. bei Erkältung oder nach einer Nasen-OP) oder Stress sowie Angstzustände eine Mundtrockenheit verursachen. Aber auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Parkinson, Depression, das Sjögren-Syndrom, Rheumatoide Arthritis, HIV oder Hypertonie können für Mundtrockenheit verantwortlich sein. Ebenso wie ein fortgeschrittenes Alter oder hormonelle Schwankungen (Wechseljahre der Frau), Tabakkonsum oder Drogenmissbrauch („Meth-Mund“). 

Bei krebskranken Patient:innen kommt es häufig durch Chemo- oder Strahlentherapie zur Xerostomie und auch Mukositis, aber auch durch chirurgische Eingriffe können die Speicheldrüsen nachhaltig geschädigt werden. Und dann gibt es da noch mehr als 1.800 häufig verordnete Medikamente, bei denen Mundtrockenheit als Nebenwirkung auftreten kann,  beispielsweise Anticholinergika (z. B. Butylscopolamin, Oxybutynin, Atropin, Scopolamin), Antihistaminika (z. B. Diphenhydramin, Meclozin, Doxylamin, Dexchlorpheniramin, Dimetinden), Antidepressiva (z. B. Moclobemid, Trizyklika wie Amitryptilin, Reboxetin, Johanniskraut), Chemotherapeutika, Parkinsontherapeutika (z. B. Entacapon, Biperiden, Bromocriptin, etc. ), Sedativa und Hypnotika (z. B. Benzodiazepine wie Clonazepam und Flunitrazepam, Zopiclon), hormonelle Kontrazeptiva und Antihypertonika (z. B. Betablocker wie Metoprolol, Reserpin, Calciumantagonisten wie Nifedipin und Verapamil, Moxonidin, Flunarizin, Lisinopril). 

Was kann helfen? 

Ist der Mund zu trocken, hilft vor allem eins: mehr trinken! Gerade im Sommer bei heißen Temperaturen sollten über den Tag verteilt oder auch nachts mindestens zwei Liter Flüssigkeit, am besten Wasser, Tees oder verdünnte Fruchtsaftschorlen (Vorsicht: Zuckergehalt kann Karies befördern!) getrunken werden. Auch wenn man unterwegs ist, sollte man immer eine Trinkflasche mit sich führen. Kleiner Tipp: Dazu eignen sich flache – nicht runde – Flaschen viel besser, denn die verschwinden zur Not auch in der Jackentasche, ohne groß aufzutragen, und lassen sich gut in der Handtasche transportieren. Außerdem gilt: Die Mahlzeiten sollten gut gekaut werden. Wasserhaltige Speisen, wie Suppe, Kompott, Smoothies, Puddings, Joghurt, Soßen sollten bevorzugt und trockene, krümelige Lebensmittel eher gemieden werden. Außerdem ist es sinnvoll, mehrere kleine Mahlzeiten zu essen als eine große. 

Das Kauen von Kaugummi sowie das Lutschen von sauren Bonbons, Eiswürfeln oder gefrorenen Frucht- oder Gemüsestücken regen den Speichelfluss zusätzlich an. Trockener Raumluft lässt sich durch regelmäßiges Lüften (außer an besonders kalten Tagen) oder mittels Luftbefeuchter entgegenwirken. 

Essenziell ist gute Mundhygiene. Deshalb sollte der Mund mehrmals täglich, aber zwingend nach jeder Mahlzeit ausgespült werden, um Speisereste zu entfernen. Dazu eignet sich reines Wasser oder eine Mischung aus 500 ml Wasser und 0,5 TL Walnuss- oder Leinöl (reich an Omega-3-Fettsäuren). Auf Alkohol, koffein- oder säurehaltige Getränke sowie saure, scharfe, salzige oder stark zuckerhaltige Lebensmittel sollten Betroffene besser verzichten. Auch der Tabakkonsum sollte idealerweise eingestellt, zumindest eingeschränkt werden. 

Was gibt es in der Apotheke? 

Bei leichteren Beschwerden können Lutschpastillen mit befeuchtenden Wirkstoffen wie Hyaluronsäure, Isländisch Moos oder verschiedenen Mineralsalzen helfen. Emser Pastillen® von Sidroga, Gelo Revoice® von Pohl Boskamp, Isla® moos und Isla® med voice von Engelhard gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen je nach individueller Vorliebe. Mehrmals täglich gelutscht, befeuchten sie die Schleimhäute und bilden einen länger anhaltenden Film. Übrigens: Zu den Produkten von Isla® findest du auch Kurse im AMIRA-Campus, mit denen du dein Wissen auffrischen und vertiefen kannst.

Bei starker Xerostomie kann vom Arzt bzw. von der Ärztin der adrenerge Arzneistoff Pilocarpin verordnet werden, um den Speichelfluss wieder anzuregen. Es hat aber starke Nebenwirkungen. Weiterhin gibt es in den USA Cevimelin, das Arzneimittel ist in Deutschland aber nicht zugelassen.  

Gute Effekte können auch mit Bromhexin und Nicotinamid erzielt werden. Häufiger werden allerdings Speichelersatzmittel eingesetzt, da diese besser verträglich sind. Diese befeuchten die Mundschleimhaut nachhaltig und überziehen sie mit einem schützenden Film. Es gibt verschiedene Mundsprays, Spüllösungen oder Mundgele, die Kalium-, Natrium-, Magnesium- oder Calciumsalze enthalten, die die Sekretion stimulieren und die Schleimhaut feucht halten sollen, z. B. Saseem® Mundspray von Pohl Boskamp oder TePe® Feuchtigkeitsspendendes Mundgel (Minze), Mundspray mit Minz- oder Apfelgeschmack, oder Mundspülung von TePe DACH. Im NRF gibt es sogar eine Individualrezeptur für Künstlichen Speichel (NRF 5.7.).  

Aldiamed® Mundgel, -spray oder -lösung von Certmedica enthalten zusätzlich noch die Enzyme Lactoferrin und Lysozym, um die Mundflora zu stabilisieren und schädliche Keime abzuwehren. Eine pflanzliche Alternative bietet das Saliva Natura® Mundspray von medac, das als Wirkstoffe Santakraut-Schleim, keimhemmendes Xylitol und Sorbitol enthält. Diese Produkte werden in der Regel mehrmals täglich und können auch längerfristig angewendet werden.