Verhütungspille und Zeitverschiebung – was ist zu beachten?

Auslandsreisen bringen oft Zeitverschiebungen mit sich, die die regelmäßige Einnahme der Verhütungspille beeinflussen können. Damit die Wirksamkeit auch während der Reise gewährleistet bleibt, ist einiges zu beachten.

Wirkungsweise der Verhütungspille

Orale Kontrazeptiva enthalten synthetische weibliche Hormone, meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen, die den Eisprung verhindern und die Gebärmutterschleimhaut so verändern, sodass eine Befruchtung und Einnistung der Eizelle verhindert wird. Die Verhütungspille muss täglich eingenommen werden, um einen konstanten Hormonspiegel zu gewährleisten und eine zuverlässige Verhütung zu erreichen.

Auswirkungen der Zeitverschiebung auf die Pilleneinnahme

Bei Reisen in andere Zeitzonen kann die regelmäßige Einnahme herausfordernd sein. Die Zeitverschiebung kann den Einnahmezeitpunkt beeinflussen und somit die Wirksamkeit der Verhütungspille gefährden. Grundsätzlich gilt, dass orale Kontrazeptiva alle 24 Stunden eingenommen werden sollten. Die Auswirkungen und Maßnahmen richten sich prinzipiell nach der Art der Pille.

Bei Kombinationspräparaten ist der kontrazeptive Schutz innerhalb von 12 Stunden nach dem üblichen Einnahmezeitpunkt noch gewährleistet. Wenn die Einnahmezeit um mehr als 12 Stunden überschritten wurde, werden zusätzliche Schutzmaßnahmen (z. B. Kondom) empfohlen. Die Einnahmezeitfenster der Minipille, die nur Gestagen enthält, sind je nach Wirkstoff unterschiedlich. Levonorgestrel darf höchstens 3 Stunden, Desogestrel höchstens 12 Stunden und Drospirenon höchstens 24 Stunden verspätet eingenommen werden. Um den Verhütungsschutz nicht zu gefährden, sollte das jeweilige Zeitfenster der eingenommenen Minipille berücksichtigt werden.

Je nach Art der Pille, vorangegangenem Geschlechtsverkehr und der betroffenen Woche können gemäß Fachinformationen weitere Dinge von Bedeutung sein. Die Anwendungshinweise im Beipackzettel des jeweiligen Präparates sollten daher genau beachtet werden.

Praktische Bedeutung

Bei Reisen in Länder, bei der die Zeitverschiebung der koordinierten Weltzeit (UTC) addiert wird (z. B. UTC+1 in Antalya (Türkei), UTC + 2 in Kairo (Ägypten), UTC + 7 in Bangkok (Thailand) oder UTC + 9 in Tokio (Japan) können Kombinationspräparate zur gewohnten Zeit eingenommen werden, wenn die Zeitverschiebung weniger als 12 Stunden beträgt. Ist sie größer, z. B. bedingt durch Zwischenstopps oder weitere Reise in einen noch entfernteren Ort, sollte einmalig eine zusätzliche Pille eingeschoben werden. So wird das Einnahme-Intervall einmalig verkürzt.

Bei der Minipille bestimmt das enthaltene Gestagen das Vorgehen: Levonorgestrel-Minipillen dürfen weiter zur gewohnten Uhrzeit eingenommen werden, wenn die Zeitverschiebung nicht mehr als 3 Stunden beträgt. Sonst muss eine zusätzliche Pille eingeschoben werden. Bei Desogestrel-Minipillen darf sich die Einnahme einmalig um bis zu 12 Stunden verzögern, bei Drospirenon-Minipillen um bis zu 24 Stunden.

Bei Reisen in Länder, bei der die Zeitverschiebung der koordinierten Weltzeit (UTC) abgezogen wird (z. B. UTC -5 bei Buenos Aires (Argentinien), UTC -6 bei New York (USA), UTC -9 bei Los Angeles (USA) ist eine Zeitverschiebung bezüglich der Einnahme der Kombi- oder Minipille in der Regel unproblematischer. Es kann sich an die gewohnte Einnahmezeit gehalten werden. Eine einmalige Verkürzung des Einnahmeabstands führt in der Regel nicht zu einer Zunahme von Nebenwirkungen.

Beratungstipps in der Apotheke

Um die Wirksamkeit der Verhütungspille auch bei Reisen in andere Zeitzonen zu gewährleisten, können folgende Tipps hilfreich sein:

  1. Vor der Reise planen: Sich über die Zeitverschiebung am Reiseziel informieren und dann den neuen Einnahmezeitpunkt berechnen.
  2. Zwischenpille bei großer Zeitverschiebung einnehmen, um den Hormonspiegel konstant zu halten. Danach kann die Pille zur gewohnten Ortszeit weiter eingenommen werden.
  3. Reisen über die Datumsgrenze: Bei Reisen über die Datumsgrenze sollte die Pille alle 24 Stunden unabhängig von der jeweiligen Zeitzone eingenommen werden. Dies verhindert eine zu lange Pause zwischen den Einnahmen und gewährleistet eine sichere Verhütung.
  4. Erinnerungen und Apps nutzen: Erinnerungen oder spezielle Apps können helfen, um den neuen Einnahmezeitpunkt nicht zu vergessen. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn die Tagesstruktur im Urlaub anders ist als zu Hause.

Fazit

Die Einnahme der Verhütungspille während der Urlaubszeit erfordert besondere Aufmerksamkeit, um die Wirksamkeit der Verhütung sicherzustellen. Das pharmazeutische Personal sollte die Kundinnen umfassend beraten und ihnen praktische Tipps zur Anpassung des Einnahmezeitpunkts bei Zeitverschiebungen geben. Zudem sollten mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die im Urlaub eingenommen werden könnten, besprochen werden. Mit der richtigen Planung und Unterstützung kann die Verhütungspille auch im Urlaub zuverlässig wirken.