Wochenrückblick: Neues Diabetes-Medikament, Trauer um Apothekerin, Opiumtinktur

Es gibt viel zu berichten, und das liegt nicht nur an den Reformplänen von Lauterbach, die derzeit weiter auf Eis liegen. Besonders erfreulich ist die wichtige Weiterentwicklung in der Behandlung von Diabetes mellitus.

Neues Arzneimittel: Awiqli® – ein Wocheninsulin

Awiqli® (Insulin icodec) ist ein neues Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen, das ab dem 1. September in Deutschland verfügbar sein wird. Dabei handelt es sich um ein langwirkendes Basalinsulin, das nur einmal wöchentlich subkutan verabreicht werden muss. Das enthaltene Insulin icodec bindet reversibel an Serumalbumin und wird langsam freigesetzt, was eine stabile Glucose-senkende Wirkung über mehrere Tage ermöglicht. So ist eine kontinuierliche Blutzuckerkontrolle gewährleistet.

Das Arzneimittel wird in den Oberschenkel, Oberarm oder die Bauchdecke injiziert. Es darf nicht intravenös oder intramuskulär verabreicht werden. Die Dosierung richtet sich nach dem individuellen Insulinbedarf der Patientin bzw. des Patienten. Es gibt verschiedene Dosierungen, die je nach Bedarf angepasst werden können.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Hypoglykämie, Reaktionen an der Injektionsstelle und periphere Ödeme. Awiqli® kann mit anderen Medikamenten interagieren, die den Glucosestoffwechsel beeinflussen. Das Medikament stellt eine wichtige Weiterentwicklung in der Diabetes-Behandlung dar und bietet eine praktische Alternative zu den bisherigen täglichen Injektionen.

Experten: Zu wenig Impfungen gegen Humane Papillomviren

Die Barmer Krankenkasse beklagte in der zurückliegenden Woche die niedrigen Impfquoten gegen Humane Papillomviren (HPV) in Deutschland, obwohl die Impfung nahezu 100-prozentigen Schutz vor bestimmten HPV-Typen bietet, die verschiedene Krebsarten, darunter Gebärmutterhals-, Penis-, Anal- und Mund-Rachen-Krebs, verursachen können. HPV ist weltweit eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) infiziert sich fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal mit dem Virus, wobei viele Infektionen symptomlos verlaufen und von allein verschwinden. In seltenen Fällen jedoch kann eine Infektion zu Krebs führen.

Trotz der Wirksamkeit der von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Impfung seien die Impfquoten, insbesondere bei Jungen, besorgniserregend niedrig. 2022 waren nur 60 Prozent der Mädchen im Alter von 14 Jahren vollständig geimpft, während die Quote bei Jungen im Alter von 13 Jahren lediglich bei 25 Prozent lag. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben der Impfmüdigkeit und dem Rückgang von Arztbesuchen während der Corona-Pandemie wird auch mangelnde Aufklärung als Ursache genannt.

Ein weiterer Faktor ist die Hemmung vieler Eltern, ihre Kinder bereits ab dem Alter von neun Jahren gegen eine sexuell übertragbare Krankheit impfen zu lassen. Viele Eltern schieben die Impfung auf ein höheres Alter hinaus, obwohl Experten betonen, dass die Impfung in jungen Jahren am wirksamsten ist. Die Impfung gilt als sicher und gut verträglich, dennoch bestehen bei vielen Eltern und sogar einigen Fachkreisen weiterhin Vorbehalte. Kinderärzt:innen stehen vor der Herausforderung, im stressigen Alltag ausreichend Aufklärungsarbeit zu leisten und den Impfstatus bei jedem Termin zu überprüfen. Fachleute fordern mehr Aufklärung und gegebenenfalls Schulimpfprogramme, um die Impfquoten zu steigern und langfristig HPV-bedingte Krebserkrankungen zu reduzieren. Die Effekte der bisherigen Impfungen sollen sich in den kommenden Jahren durch einen Rückgang der Krebserkrankungen in Zusammenhang mit HPV deutlich zeigen, prognostizieren Fachleute.

Apothekerin unter den Toten von Solingen

Zu den drei Toten, die während des Solinger Stadtfests am 23. August einem nach bisheriger Erkenntnis islamistisch motivierten Attentat zum Opfer fielen, gehört auch eine Apothekerin. Das geht aus einer Trauerbekundung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) hervor. Demnach handelt es sich um Ines Wallusch, die 1967 geboren wurde und 1992 ihre Approbation erhielt. Auf der Website der AKNR schreibt deren Präsident Armin Hoffmann:

„Unsere geschätzte Kollegin wurde am vergangenen Freitag bei dem furchtbaren und feigen Terror-Anschlag in Solingen aus dem Leben gerissen. Sie widmete ihr Berufsleben mit großer Hingabe der Gesundheit und dem Wohl der Menschen in der Region. Ihr Engagement und ihre Menschlichkeit werden uns stets in Erinnerung bleiben. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren Angehörigen.“ Bei dem Anschlag auf das Fest gab es neben den drei Toten auch acht Verletzte, die sich inzwischen auf dem Weg der Besserung befinden und nicht mehr in Lebensgefahr schweben. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, stellte sich einen Tag nach der Tat der Polizei. Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ hat die Tat für sich beansprucht.

Bundesdrogenbeauftragter fordert Alkoholverbot bis 18 Jahre

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert forderte in der vergangenen Woche gegenüber der Rheinischen Post, Alkoholkonsum erst ab 18 Jahren zu erlauben, wie es bereits für Tabakprodukte gilt. Derzeit dürfen Jugendliche ab 14 Jahren in Begleitung ihrer Eltern Bier oder Wein trinken, was Blienert strikt ablehnt. Er betont, dass Alkohol ein Zellgift ist, das besonders für Jugendliche in der Entwicklung schädlich ist. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder prüft derzeit eine mögliche Anhebung der Altersgrenze für den Alkoholkonsum.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unterstützt ein Verbot des begleiteten Trinkens für 14- bis 16-Jährige. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät mittlerweile vollständig vom Alkoholkonsum ab, da selbst moderate Mengen nicht gesundheitsfördernd sind.

Alkohol wird mit über 200 gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, einschließlich Entwicklungsstörungen, Unfällen und psychosozialen Beeinträchtigungen. Frühere Studien, die moderate Mengen als unbedenklich darstellten, litten unter methodischen Mängeln, wie eine Analyse der Universität Victoria zeigte. Dies führte zu verzerrten Ergebnissen bezüglich der angeblichen Vorteile von moderatem Alkoholkonsum.

Stada wächst

Gute Geschäfte mit Generika und Spezialpharmazeutika haben dem Arzneihersteller Stada im ersten Halbjahr einen Umsatzanstieg von neun Prozent auf über zwei Milliarden Euro beschert. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) wuchs um 11 Prozent auf 463,5 Millionen Euro. Vorstandschef Peter Goldschmidt betonte, dass das Unternehmen über dem Marktdurchschnitt wachse. Der Nettogewinn stieg um 15 Prozent auf 186 Millionen Euro.

Während das Geschäft mit Generika und Spezialpharmazeutika, auch durch neue Marken, zweistellig zulegte, wuchs der Umsatz bei rezeptfreien Medikamenten nur um drei Prozent. Stada führte dies auf eine milde Erkältungs- und Hustensaison zurück, die die Nachfrage nach einigen eigenen Marken sinken ließ. Die Halbjahreszahlen sind ohne das Russland-Geschäft, das ausgegliedert wurde, da ein Verkauf oder Börsengang von Stada vorbereitet wird. Verhandlungen mit Interessenten dauerten länger als erwartet, während parallel ein Börsengang vorbereitet werde, hieß es.

Probleme bei Dosierung von Opiumtinktur gegen Durchfälle

Eingestellte Opiumtinktur wird bei Erwachsenen zur Behandlung schwerer Durchfälle eingesetzt. Das Präparat wird tropfenweise eingenommen, was zu Dosierungsproblemen führen kann, wie mehrere Apotheken nun berichteten. Apothekerinnen und Apotheker meldeten an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), dass nach längerer Anwendung die jeweilige Tropfengröße und die Tropfgeschwindigkeit stark schwanken kann oder sich das Behältnis nicht komplett entleeren ließe. Der betroffene Hersteller verweist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit von Ausfällungen, die den Tropfer verstopfen können.

Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der AMK, dazu: „Der Hersteller gibt die Empfehlung, die Tropfen in die geschlossene Hand zu nehmen, um durch Körperwärme die Tropfgeschwindigkeit wieder zu regulieren. Patientinnen und Patienten sollten sich in ihrer Apotheke vor Ort daher unbedingt zur korrekten Anwendung beraten lassen.“ Durch die schwankende Tropfengröße war auch eine korrekte Dosierung für Patientinnen und Patienten nicht immer möglich, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Schulz weiter: „Es ist wichtig, die möglichen Symptome einer Überdosierung wie Atemdepression oder Schläfrigkeit zu kennen.“

Proteste in Dresden und Erfurt gegen Lauterbachs Pläne

In Dresden und Erfurt protestierten am Mittwoch Apotheken gegen die Reformpläne von Gesundheitsminister Lauterbach, trotz sommerlicher Hitze und technischen Problemen. In Dresden versammelten sich rund 1.000 Menschen. Eine geplante Live-Schaltung zwischen den Städten scheiterte, sodass der Moderator Stephan Torke improvisieren musste. Der selbstständige Apotheker und Musiker unterhielt die Menge mit spontanen Redebeiträgen und Rap-Songs über Apotheken-Themen. Die Protestierenden forderten bessere Arbeitsbedingungen und eine Lösung der Lieferengpässe, um die Apothekenversorgung in ländlichen Gebieten sicherzustellen.

In Dresden erhielten sie Unterstützung von Landespolitikern der CDU und SPD. CDU-Politiker Mario Voigt aus Thüringen forderte mehr wirtschaftliche Sicherheit für Apotheken und eine Erhöhung des Fixums. Alexander Dierks, CDU-Sozialpolitiker aus Sachsen, kritisierte die Reformpläne als Bedrohung für die Apotheken, die er als „letzten Anker“ der medizinischen Versorgung bezeichnete. Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) betonte die Bedeutung inhabergeführter Apotheken und kündigte an, notfalls den Vermittlungsausschuss einzuberufen, um die Pläne zu stoppen.

„Geflasht“: Münsteraner PTA-Schule mit neuem Gebäude

In Münster wurde am Montag das neue Gebäude der PTA-Schule eingeweiht, was eine Verdopplung der dortigen Ausbildungsplätze für pharmazeutisch-technische Assistenten mit sich bringt. Die Vorsitzende des Bundesverbands PTA, Anja Zierath, lobte das moderne Gebäude („Ich bin geflasht“), während Schüler:innen auf die Notwendigkeit besserer Rahmenbedingungen, mehr Entwicklungsmöglichkeiten und einer angemessenen Bezahlung hinwiesen. Die Baukosten des neuen Gebäudes bezifferte der Apothekerverband Westfalen-Lippe auf etwa 12,5 Millionen Euro, der Investitionszuschuss der Stadt Münster habe 3,075 Mio. Euro betragen.