Wochenrückblick: Wann kommen die versprochenen Reformen?

Es gibt ein neues Positionspapier zur Zukunft der Apotheken. Eine Kampagne soll dem Grünen E-Rezept zu mehr Bekanntheit verhelfen. Forschende haben zudem eine spannende Entdeckung im Zusammenhang mit Paracetamol gemacht.

BVDAK fordert zügige Umsetzung der Apotheken-Reformen

Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) positioniert sich mit einem neuen Grundsatz- und Positionspapier klar für eine moderne, wirtschaftlich tragfähige und patientenzentrierte Apothekenversorgung. Angesichts des weiterhin angespannten wirtschaftlichen Umfelds fordert der Verband die rasche Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen.

Konkret spricht sich der BVDAK für eine sofortige Honorarerhöhung auf 9,50 Euro sowie die Einführung eines Grundkostenzuschlags für alle Apotheken aus – unabhängig vom Standort. Die Aufhebung des Skonti-Verbots müsse zeitnah erfolgen, ebenso wie die gesetzliche Verankerung neuer heilberuflicher Aufgaben in der Primärversorgung. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bürokratieabbau: Apotheken sollen von überbordender Verwaltung entlastet und bei Lieferengpässen rechtssicher handlungsfähig werden. Zugleich bekennt sich der BVDAK klar zu bewährten Rahmenbedingungen wie dem Fremdbesitzverbot, der Abgabe durch Apotheken und der freien Apothekenwahl.

Der Verband sieht sich als Impulsgeber für eine vernetzte, zukunftsfähige Apothekenlandschaft und ruft Politik, Verwaltung und Verbände zum Dialog auf.

Grünes E-Rezept: Pharma Deutschland startet digitale Informationskampagne

Mit einer bundesweiten Awareness-Kampagne will Pharma Deutschland das Grüne E-Rezept stärker im Gesundheitswesen verankern. Die Initiative zielt darauf ab, die digitale Version der ärztlichen Empfehlung für rezeptfreie Arzneimittel bei Ärzten, Apotheken und Patient:innen bekannter zu machen – und das Vertrauen in das neue Format zu stärken.

„Das Grüne Rezept ist eine Empfehlung, die ankommt und digital viele Vorteile hat“, betont Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Die Kampagne unterstreicht den doppelten Nutzen: Ärztliche Empfehlung trifft auf pharmazeutische Beratung – auch im digitalen Raum. Damit soll nicht nur die digitale Gesundheitskompetenz gefördert, sondern auch die Rolle der Vor-Ort-Apotheke gestärkt werden. Die Kampagne richtet sich an Fachkreise über ärztliche und pharmazeutische Medien sowie an Patienten über Publikumsformate. Begleitet wird sie vom Relaunch des Portals „Pro Grünes Rezept“, das nun gezielt die Vorteile der digitalen Anwendung in den Mittelpunkt rückt.

Seit seiner Einführung 2004 hat sich das Grüne Rezept als Orientierungshilfe im Bereich der Selbstmedikation etabliert – 2024 wurden rund 40 Millionen dieser Empfehlungen ausgestellt. Die digitale Weiterentwicklung soll diese Erfolgsgeschichte nun ins nächste Jahrzehnt führen.

ABDA wird 75

Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände begeht heute ihr 75-jähriges Jubiläum. Seit der Gründung 1950 vertritt die ABDA inzwischen 34 Kammern und Verbände sowie rund 17.000 Apotheken und 70.000 Apotheker:innen. Präsident Thomas Preis würdigte in einer Pressemitteilung anlässlich des Datums besonders Gründer Dr. Hans Meyer. Gefeiert wird der Geburtstag auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf im September.

Neues aus der Vitalstofftherapie: Selen Hevert 200 µg

Seit dem 1. Juli ergänzt Hevert-Arzneimittel sein Sortiment um Selen Hevert 200 µg. Das apothekenexklusive Präparat enthält Natriumselenit mit guter Bioverfügbarkeit und ist dank teilbarer Tablette flexibel dosierbar (100 oder 200 µg täglich). Selen Hevert 200 µg eignet sich besonders für Patient:innen mit einem erhöhten Bedarf an Selen – etwa bei chronischem Stress, autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder einer dauerhaft eingeschränkten Selenzufuhr, z. B. durch eine vegane Ernährung oder wegen selenarmer Böden in Mitteleuropa. Das Präparat unterstützt gezielt bei oxidativem Stress, trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems sowie der Schilddrüse bei und leistet einen wichtigen Beitrag zur ausreichenden Versorgung mit dem essenziellen Spurenelement. Selen Hevert 200 µg ist in einer preisgünstigen Vorteilspackung mit 200 Tabletten erhältlich und wird in Deutschland hergestellt.

0,5-Promillegrenze bleibt – schärfere Kritik an Cannabis im Straßenverkehr

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) spricht sich gegen eine Verschärfung der Promillegrenze für Autofahrer aus. In einem Interview mit der Funke Mediengruppe erklärte er: „Ich empfehle natürlich, sich ganz ohne Alkohol ans Steuer zu setzen“, betonte aber zugleich, dass die derzeitige 0,5-Promillegrenze „ausreichend und zielführend“ sei.

Alkohol werde oft aus gesellschaftlicher Höflichkeit konsumiert – etwa beim Anstoßen – ohne dass dabei gleich eine Verkehrsgefährdung entstehe, so Schnieder. Deutlich kritischer äußerte er sich hingegen zum Cannabiskonsum im Straßenverkehr: „Die Wirkung im Verkehr halte ich für relativ unberechenbar.“ Das Thema werde in dieser Legislaturperiode besonders im Fokus stehen, kündigte der Minister an.

AMIRA fragt: Was denkst du, ist die derzeitige Promillegrenze ausreichend oder müsste daran etwas geändert werden?

Aktuelles aus der Wissenschaft

Drei vielversprechende Forschungsansätze könnten den pharmazeutischen Alltag künftig entscheidend verändern. Ein Team der Universität Edinburgh hat Paracetamol erstmals aus recyceltem PET-Kunststoff (z. B. aus Flaschen) hergestellt. Dabei fermentierten die Forscher PET mithilfe gentechnisch veränderter E. coli zu Paracetamol – bei hoher Ausbeute und nahezu CO₂-neutral. Die Methode könnte fossile Rohstoffe langfristig ersetzen, erfordert aber noch Skalierungsstudien.

Eine weitere Studie identifizierte neue, schärfemildernde Verbindungen in Chili-Extrakten. Neben Capsaicin beeinflussen offenbar auch Capsianosid I, Roseosid und Gingerglycolipid A das Schärfeempfinden. Diese Substanzen könnten für die Schmerztherapie relevant werden, da sie TRPV1-Rezeptoren ohne initiales Brennen modulieren – eine interessante Alternative zu Capsaicin-basierten Präparaten.

In der Diagnostik wiederum könnte bald eine nadelfreie Natrium-Messung Realität werden: Chinesische Forscher entwickelten ein System, das Terahertz-Strahlung und Schallwellen kombiniert. Die Technik erlaubt eine Echtzeitmessung über die Haut, ist jedoch bislang nur unter Laborbedingungen einsetzbar. Weitere Entwicklungen sind nötig, bevor ein klinischer Einsatz denkbar ist.