Bluthochdruck: Was bringen Kaliumsalze?
Ein mit Kaliumchlorid angereichertes Salz könnte statt herkömmlichem Kochsalz genutzt werden, da es ähnlich schmeckt und zusätzlich den Blutdruck senken kann. Doch was sagen Studien und Leitlinien dazu?
Etwa 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck. Die medikamentöse Behandlung mit Blutdrucksenkern allein reicht oft nicht für den Erfolg aus. Eine Änderung des Lebensstils ist ebenso erforderlich, einschließlich ausreichender körperlicher Betätigung, einer gesunden Ernährung, der Reduzierung des Alkoholkonsums und der Salzaufnahme. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfehlen, maximal 2 Gramm Natrium pro Tag zu verzehren, was etwa einem Teelöffel Kochsalz entspricht. Trotz dieser Empfehlung gelingt es vielen Menschen nicht, ihre Aufnahme zu reduzieren. Es ist seit langem bekannt, dass Natrium, das in Kochsalz (Natriumchlorid) enthalten ist, den Blutdruck erhöhen kann und daher nicht nur von Patienten mit Hypertonie, sondern auch von gesunden Menschen nur in Maßen verzehrt werden sollte.
Eine einfache und wirksame Lösung könnte die Verwendung von mit Kalium angereichertem Salz sein. Dieses kann das normale Küchensalz ersetzen, weil es keinen wesentlichen Geschmacksunterschied zeigt. Kaliumangereicherte Salze werden hergestellt, indem ein Teil des Natriumchlorids in normalem Salz durch Kaliumchlorid ersetzt wird. Mit Kalium angereichertes Salz senkt den Blutdruck, indem es die Natriumaufnahme reduziert und die Kaliumaufnahme erhöht. Denn ein Mangel an Kalium ist eine weitere wichtige Ursache für Bluthochdruck.
Vorsicht bei Nierenerkrankungen
Kann die Verwendung von Kaliumsalz problematisch sein? Häufig wird bei der erhöhten Kaliumaufnahme das Risiko einer Hyperkaliämie genannt, insbesondere bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung. Die National Institute for Health and Care Excellence im Vereinigten Königreich empfehlen beispielsweise, dass Salzersatzstoffe mit Kaliumchlorid, nicht von älteren Menschen, Menschen mit Diabetes, schwangeren Frauen, Menschen mit Nierenerkrankungen und Menschen, die blutdrucksenkende Medikamente wie ACE-Hemmer und Sartane einnehmen, verwendet werden sollten. Australische Forschende hingegen merken dazu an, dass diese Warnungen – abgesehen vom berechtigten Hinweis auf Nierenerkrankungen – nicht klar genug begründet seien.
Studien finden positive Effekte
Die Auswirkungen von mit Kalium angereicherten Salzen wurden in mehreren randomisierten Studien untersucht und die positiven Auswirkungen auf eine Reihe von klinischen Parametern bestätigt. So wurde beispielsweise der mittlere systolische um 4,61 mm Hg und der diastolische Blutdruck 1,61 mm Hg gesenkt. Einige Studien zeigten, dass mit Kalium angereichertes Salz schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 11 % und die kardiovaskuläre Mortalität um 13 % reduziert. Die DECIDE-Studie (Diet, Exercise and Cardiovascular Health) in China kam auch zu dem Ergebnis, dass mit Kalium angereichertes Salz zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks führte. Diese berichtete außerdem sogar über eine 40-prozentige Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse.
Für die WHO steht daher fest: „Eine moderate Reduzierung der Natriumaufnahme und eine Erhöhung der Kaliumaufnahme führen zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks und können Millionen vorzeitiger Todesfälle verhindern. Mit Kalium angereicherte Salzersatzstoffe sind eine kostengünstige Strategie zur Reduzierung von Natrium und zur gleichzeitigen Erhöhung der Kaliumaufnahme, mit nachgewiesenem Nutzen bei der Senkung des Blutdrucks und der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“.
Was sagen die Leitlinien?
Australische Forschende der University of New South Wales haben Ende Januar 2024 eine Zusammenfassung von 32 Leitlinien zur Behandlung von Bluthochdruck und chronischen Nierenerkrankungen veröffentlicht. Sie kamen zu dem Schluss, dass diese nicht ausreichend Informationen über den Wechsel auf Kaliumsalze enthalten. Einige Leitlinien enthielten spezifische Empfehlungen zur Kaliumzufuhr über die Nahrung über kaliumangereichertes Salz. Es gab aber auch Leitlinien, die nur allgemeine Informationen zu Kalium enthielten. Die Forscher fordern, dass Patienten mit Bluthochdruck klare Empfehlungen für einen Wechsel gegeben werden sollten.
Warum enthalten vor allem europäische Leitlinien keine Informationen zum Kaliumsalz? Zum einen gibt es weniger Studien über Kaliumsalze also solche über Natrium. Zum anderen wurden viele dieser Studien in Regionen mit besonders niedrigem Kaliumverbrauch durchgeführt, wie zum Beispiel im ländlichen China und Peru. Diese Ergebnisse lassen sich nicht so leicht auf die amerikanische und europäische Bevölkerung übertragen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit Kalium angereichertes Salz aufgrund seiner nachgewiesenen Vorteile eine vielversprechende nicht-medikamentöse Methode zur Behandlung von Bluthochdruck darstellt, von der vor allem Patienten ohne Nieren-Vorerkrankung profitieren könnten. Dennoch bedarf es weiterer klinischen Untersuchungen, um seine potenziellen Auswirkungen vollständig zu verstehen.