Wochenrückblick: KI auf dem Prüfstand, Abnehmspritzen und Organspende
Lust auf spannende Einblicke in die wichtigsten Themen der Woche? Von der Digitalisierung in Apotheken und den Chancen durch Künstliche Intelligenz, über das neue Cannabis-Gesetz und Medikamenten-Engpässe, bis hin zu einer kontroversen Organspende-Debatte und Abnehmspritzen für Arbeitslose – hier erfahrt ihr alles! Neugierig geworden? Dann taucht ein in unseren Wochenrückblick!
Apothekerschaft begrüßt die fortschreitende Digitalisierung
Die Apothekerschaft begrüßt die zunehmende Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten effizienter und hochwertiger zu gestalten. Dabei sollen Risiken minimiert werden. Die ABDA hat dazu das Positionspapier „Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pharmazie“ veröffentlicht, das die Haltung der Apotheker zu KI im pharmazeutischen Bereich darlegt. Einsatzmöglichkeiten in Apotheken umfassen die Kommunikation mit Patienten, die Arzneimitteltherapiesicherheit, Lieferkettenoptimierung, Qualitätsmanagement und non-invasive Diagnosemethoden.
„Apotheken treiben die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran“, sagt Anke Rüdinger, Leiterin des ABDA-Digital Hubs: „KI kann Apotheken bei komplexen Entscheidungen unterstützen, doch die finale Verantwortung für Beratung und Abgabe von Arzneimitteln muss bei den Apothekerinnen und Apothekern bleiben. Das persönliche Vertrauensverhältnis bleibt unverzichtbar.“
Das Positionspapier betont außerdem ethische Prinzipien wie Transparenz, Datensicherheit und Nutzerautonomie beim Einsatz von KI-Systemen.
Mehrheit der Deutschen ist gegen neues Cannabis-Gesetz
Kiffer feierten die Legalisierung von Cannabis, doch laut einer Umfrage der Plattform YouGov, die Anfang der Woche veröffentlicht wurde, ist das keine Mehrheitsmeinung. Fast ein Drittel der Deutschen nimmt mehr Cannabiskonsum in ihrem Umfeld wahr, während 55 Prozent die Legalisierung rückblickend ablehnen. Nur 37 Prozent unterstützen sie, während 8 Prozent unentschlossen sind.
Seit dem 1. April ist Kiffen für Volljährige unter Auflagen erlaubt, einschließlich des Anbaus von bis zu drei Pflanzen. Nicht-kommerzielle Cannabis-Clubs dürfen bis zu 500 Mitglieder haben, die gemeinsam anbauen und konsumieren können. Der Anbau zu gewerblichen Zwecken bleibt jedoch verboten. Erste Cannabis-Clubs stehen in zwischen vor der Ernte.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisiert die Reform. Vizechef Alexander Poitz bemängelt die fehlende staatliche Kontrolle und sieht durch das Gesetz steigenden Konsum und stärkere Aktivitäten der organisierten Kriminalität. „Es war falsch, ein Gesetz zu beschließen, dass die Verantwortung für ein berauschendes Mittel ausschließlich in private Hände legt“, sagte er gegenüber der Deutschen Presseagentur.
Nicht jeder Lieferengpass ist eine Versorgungslücke
In den letzten Wochen häuften sich Berichte über Lieferengpässe bei Medikamenten und Kochsalzlösungen. Ulrike Holzgrabe von der Universität Würzburg erklärte jetzt allerdings gegenübe der dpa, dass nicht jeder Engpass eine echte Versorgungslücke bedeute. So seien Lieferprobleme bei Blutdruckmedikamenten in der Regel durch Ausweichen auf andere Präparate beherrschbar. Problematisch seien vor allem Engpässe bei Antibiotika, Asthma-Medikamenten wie Salbutamol und ADHS-Therapien wie Atomoxetin.
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit fast 500 Medikamente betroffen. Trotz eines neuen Gesetzes zur Bekämpfung von Lieferengpässen habe sich die Lage kaum verbessert. Grund dafür seien niedrige Preise, die den Markt unattraktiv machen, sowie zunehmende Produktionsmonopole, sagen Experten. Strenge Vorschriften in Deutschland erschweren die Herstellung. So sei es deutschen Herstellern aus Sorge vor Verunreinigungen nicht erlaubt, mehrere Antibiotika in einer Fertigungsanlage herzustellen. Chinesische Hersteller dürften dies, was die Kosten senke. Allerdings hätten die chinesischen Hersteller immer wieder einmal mit Kontaminationen zu kämpfen.
Aktuelle Engpässe bei Kochsalzlösungen sollen durch Importe überbrückt werden. Schwierigkeiten bei dieser Produktlinie seien schon früher im Jahr absehbar gewesen, unter anderem durch einen Mangel an Glasflaschen. Dies zeige, wie anfällig die globale Lieferkette ist, da Naturkatastrophen und Produktionsprobleme weltweit Auswirkungen haben.
KI und Chatbots liefern keine zuverlässigen Ergebnisse zu Medikamenten
Eine Studie hat gezeigt, dass KI-gestützte Suchmaschinen und Chatbots keine verlässlichen Informationen zu Medikamenten liefern. Die Antworten seien oft ungenau, unvollständig und schwer verständlich, berichten Forschende im Fachjournal „BMJ Quality & Safety“. Sie empfehlen daher, Vorsicht walten zu lassen und fordern deutliche Warnhinweise für Nutzer.
„Die Qualität der Chatbot-Antworten reicht aktuell nicht aus, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten“, erklärt Wahram Andrikyan von der Universität Erlangen. Wichtig sei ein klarer Hinweis, dass diese Informationen keinen professionellen Rat ersetzen können.
Die Studie testete im April 2023 den KI-Chatbot der Bing-Suchmaschine mit Fragen zu häufig verordneten Medikamenten in den USA. Zwar gab der Chatbot meist vollständige und genaue Antworten, doch in einigen Fällen traten Mängel auf. Dies sei für medizinische Laien problematisch, da sie die Qualität der Antworten nicht beurteilen könnten. Trotz Fortschritten in der KI-Technologie bleiben die Risiken für die Patientensicherheit bestehen, weshalb Andrikyan zu weiteren Untersuchungen bei anderen Systemen rät.
AMIRA meint: Jetzt die Preisfrage, liebe Forscher, Politiker, Anwender und Patienten: Wo bekommt man zuverlässige Informationen?
Neuer Vorschlag für Organspende
Die FDP im Bundestag plant, die Voraussetzungen für Organspenden zu erweitern. Künftig soll auch ein Herz-Kreislauf-Stillstand als Grundlage für eine selbstbestimmte Organspende gelten – bislang war der Nachweis des Hirntods erforderlich. Dies könnte laut Rechtspolitikerin Katrin Helling-Plahr die Zahl der Spender erhöhen und das Selbstbestimmungsrecht der Menschen stärken.
Ein entsprechendes Positionspapier soll bald in der Fraktion beschlossen werden. Potenzielle Spender könnten ihren Willen in einem zusätzlichen Feld im Organspende-Register festhalten.
Der gesundheitspolitische Sprecher Andrew Ullmann betont, dass der Herztod einfacher festzustellen sei als der Hirntod, der aufwändigere Tests erfordert und die Zahl potenzieller Spender begrenzt. Angesichts von 8400 Menschen auf Wartelisten und nur 965 Spenden im letzten Jahr besteht weiterhin ein dringender Bedarf an Organen.
Abnehmspritzen für Arbeitslose in Großbritannien
Die britische Regierung hat eine kuriose Idee: Übergewichtige Arbeitslose sollen sich Abnehmspritzen setzen, um wieder fit für den Arbeitsmarkt zu werden. Premierminister Keir Starmer glaubt, das könnte nicht nur der Wirtschaft, sondern auch dem kränkelnden National Health Service (NHS) helfen. Immerhin kosten fettleibigkeitsbedingte Krankheiten den Gesundheitsdienst jährlich elf Milliarden Pfund. Gesundheitsminister Wes Streeting sieht in den „immer breiter werdenden Hosenbünden“ eine ernsthafte Bedrohung und glaubt, dass Abnehmspritzen die Lösung sein könnten.
Doch Experten warnen: Pillen und Spritzen ersetzen weder gesunde Ernährung noch Bewegung. Zudem haben die Mittel Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, und was passiert, wenn man sie absetzt? Na klar – das Gewicht kommt zurück. Ohne dauerhafte Einnahme sieht es düster aus.
Trotzdem setzt die Regierung auf Praxistests, und der Pharmakonzern Eli Lilly investiert Millionen in Großbritannien, um herauszufinden, ob die Spritzen tatsächlich Arbeitslosigkeit bekämpfen und den NHS entlasten.
AMIRA fragt: Geht es hier wirklich um die Gesundheit oder eher um ein schlankes Budget?