Überstunden - Alltag oder Ausnahme?
Für viele Mitarbeiter:innen in der Apotheke sind Überstunden nicht die Ausnahme, sondern leider Alltag. Kennst du das aus deinem Job selbst? AMIRA klärt dich heute über deine tariflichen Ansprüche, Rechte und Pflichten diesbezüglich auf.
Grundlegende Idee des Arbeitsverhältnisses sollte sein, dass die Apothekenleitung konkrete Vorstellung darüber hat, wie viele Mitarbeiter:innen für wie viele Stunden benötigt werden. Auch Urlaubsansprüche müssen einkalkuliert werden. Nur an der Umsetzung hapert es dann manchmal doch noch, besonders wenn unerwartet Krankheitsfälle oder sonstige Ereignisse eintreten, die selbst von einer eigentlich guten Planung nicht aufgefangen werden können.
In Zeiten des Fachkräftemangels und dauerhafter Unterbesetzung wird von Mitarbeiter:innen nicht selten verlangt, Überstunden zu machen, was jedoch nicht der gesetzlichen und tariflichen Regelung entspricht. Nur in begründeten Einzelfällen kann Apothekeninhaber:in von dir über deine normale Arbeitszeit hinaus Mehrarbeit verlangen.
Und falls du es noch nicht wusstest: Deine Mehrarbeit muss unter bestimmten Umständen auch mit Zuschlägen versehen werden. Ab der 41. Stunde in der Woche muss dir so beispielsweise ein Zuschlag von 25 Prozent und ab der 51. Stunde pro Woche von 50 Prozent ausgezahlt werden. Tariflich festgelegt ist dabei, dass Apothekeninhaber:in darüber entscheiden darf, ob dir die Vergütung in Geld oder in Freizeit gezahlt wird.
Wie gehst du im Idealfall möglichst clever mit so einer Situation im Alltag um, wenn Chef:in dich unerwartet darum bittet, Überstunden zu machen und für deine erkrankte Kollegin einzuspringen? Am besten du reagierst auf die Anfrage mit einer höflichen Antwort, mit welcher du um etwas Bedenkzeit bittest, um dir so Zeit zu verschaffen. Als Reaktion auf deine Antwort kannst du natürlich auch schon von vorneherein mit weniger Begeisterung rechnen. Du solltest jedoch standhaft bleiben, denn andernfalls, wenn du immer bereitwillig einspringst, riskierst du es, immer als erste:r angesprochen zu werden und generell weniger Wertschätzung zu erhalten, weil deine zusätzliche Arbeit als selbstverständlich eingestuft wird.
Wenn du dir nun etwas Bedenkzeit verschafft hast, liegt es an dir, für dich zu entscheiden, ob und wie viel Mehrarbeit du bereit bist zu leisten. Das Wichtigste ist nun nach Abwegen, deinen Entschluss klar und deutlich zu kommunizieren. Wenn du also keine zusätzlichen Stunden arbeiten willst, sag das auch ehrlich (natürlich dennoch höflich). Wenn du bereit bist Extraarbeit zu leisten, kommuniziere klar deine Grenzen und weise möglicherweise auch daraufhin, dass dir in diesem Fall Zuschläge zustehen oder du Anspruch auf das Abfeiern deiner Überstunden hast.
Sollte es häufiger vorkommen, dass du um Überstunden gebeten wirst, solltest du versuchen, das Gespräch im Team zu suchen und mit deinen Kolleg:innen abzuklären, wie es ihnen mit der Situation geht. Im Zweifel solltet ihr daraufhin gemeinsam Apothekeninhaber:in ansprechen und nach einer Lösung, die sich für alle Beteiligten eignet, suchen.