Mundsoor – lästiger Pilz im Mund

Pilzinfektion im Mund sind hin und wieder ein Thema in der Beratung. Kleine Babys oder auch ältere Menschen nach Cortison- oder Antibiotikaeinnahme sind häufig betroffen. Wie kann Ratsuchenden geholfen werden?

Als Soor wird eine Infektion mit dem weit verbreiteten Hefepilz Candida albicans bezeichnet. Dieser kann unterschiedliche Körperstellen befallen, mit am häufigsten ist aber der Mund- und Rachenraum betroffen. Man spricht daher von Mundsoor, Candida-Stomatitis oder Candidose der Mundschleimhaut.

Risikofaktoren

Vermehrt treten diese Pilzinfektionen bei Personen mit nicht ausgereiftem oder beeinträchtigtem Immunsystem auf. Besonders häufig erwischt es Säuglinge bis zum sechsten Lebensmonat, da sich noch kein natürliches Gleichgewicht ihrer Keimbesiedlung auf Häuten und Schleimhäuten eingependelt hat. Bereits während der Geburt kann sich ein Baby bei bestehender vaginaler Candidose der Mutter anstecken. Aber auch durch mangelnde Hygiene (schlecht sterilisierte Flaschen, Sauger, Schnuller oder Beißringe) oder durch Ablecken von Schnullern von den Eltern kann sich ein Baby anstecken.

Durch die Einnahme von Antibiotika kann ebenfalls die natürliche Mundflora so beeinträchtigt werden, dass Candida albicans überwuchern kann. Gleiches kann bei Einnahme oder Anwendung von Immunsuppressiva oder Kortikoiden passieren. Erkrankungen wie HIV sowie Strahlen- oder Chemotherapien bei Krebserkrankungen schwächen unser Immunsystem und erhöhen somit das Infektionsrisiko.

Auch eine schlechte oder eingeschränkte Mundhygiene oder schlechtsitzende Prothesen oder Zahnspangen bieten gute Wachstumsbedingungen für den Pilz. Mundtrockenheit oder eine geringe Trinkmenge fördern die Entstehung kleiner Wunden im Mund, die wiederum als Eintrittspforten dienen können.

Welche Symptome treten auf?

Der Pilzbefall auf der Mundschleimhaut ist deutlich im Mundraum als gräulich-weiße Beläge sichtbar. Diese treten auf der Zunge und der Wangenschleimhaut und sind teilweise abstreifbar. Darunter zeigen sich rote, entzündete und auch blutige Hautstellen. Dies kann äußerst schmerzhaft sein, was bei Babys häufig auch zu Trinkverweigerung führen kann. Häufig tritt bei Babys begleitend Fieber sowie gleichzeitig ein Pilzbefall im Windelbereich auf. Ältere klagen auch über Geschmacksstörungen sowie über Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Mundgeruch und ein pelziges Gefühl im Mund. Liegt eine sogenannte erythematöse orale Candidose vor, so fehlen die charakteristischen, weißen Beläge. Daher wird die Erkrankung oft übersehen.

Wie wird Mundsoor behandelt?

Zur Behandlung werden die apothekenpflichtigen Antimykotika Miconazol und Nystatin eingesetzt. Diese hemmen je nach Konzentration das Wachstum und/oder die Vermehrung der Pilzzellen oder lassen diese absterben. Mit beiden Wirkstoffen stehen Präparate verschiedener Hersteller als Mundgele oder als Suspensionen zur Verfügung. Empfehlenswert ist es die Beläge vor der Behandlung vorsichtig mit einem Wattestäbchen zu entfernen, damit der Wirkstoff direkt auf die Schleimhäute aufgetragen werden kann. Behandelt wird mehrmals täglich nach den Mahlzeiten, damit die Wirkstoffe möglichst lange auf der Schleimhaut bleiben und nicht sofort wieder abgespült werden. Die Dosierung erfolgt nach Alter mittels beiliegenden Dosierlöffeln oder -pipetten. Falls möglich sollte das Medikament vom Betroffenen im Mund verteilt und hin- und herbewegt werden, um die komplette Schleimhaut zu benetzen. Nach einiger Zeit können die Reste einfach runtergeschluckt werden. 

Herausnehmbare Prothesen oder Zahnspangen können mit dem Gel benetzt werden, um Pilzzellen zuverlässig abzutöten. Bei Stillkindern sollten auch die Brustwarzen der Mutter mitbehandelt werden, um eine erneute Ansteckung zu verhindern. 

Auch wenn nach circa drei Tagen eine Besserung sichtbar und/oder spürbar ist, sollte bei Symptomfreiheit unbedingt noch weiter behandelt werden (bei Nystatin weitere drei Tage, bei Miconazol weitere sieben Tage).

Mit dem Wirkstoff Miconazol gibt es im Handel Daktar® 2% Mundgel von Johnson & Johnson, Mykoderm® Mund-Gel von Engelhard, Micotar® Mundgel von Dermapharm und InfectoSoor® Mundgel von Infectopharm. Diese Mundgele werden nach den Mahlzeiten viermal täglich mit sauberen Fingern im Mund gleichmäßig verteilt. Nach ärztlicher Rücksprache kann es auch in der Schwangerschaft oder Stillzeit gegeben werden. In seltenen Fällen sind Allergien gegen den Wirkstoff bekannt geworden.

Der Wirkstoff Nystatin ist sehr gut verträglich. Es wirkt lokal auf der Schleimhaut und wird nicht resorbiert. Daher ist es auch in Schwangerschaft und Stillzeit anwendbar. Es ist unter anderem enthalten in den Mundgelen Nystatin acis® Mundgel von acis, Nystaderm® Mundgel von Dermapharm, Adiclair® Mundgel von Ardeypharm, Candio-Hermal® Mundgel von Almirall Hermal oder Biofanal® Suspensionsgel von Dr. Pfleger.

Auch in den Suspensionen Moronal® Suspension von Dermapharm, Nastatin Holsten® von Holsten Pharma, Candio-Hermal® Fertigsuspension von Almirall Hermal oder Adiclair® Suspension von Ardeypharm oder Nystaderm® Suspension von Dermapharm ist Nystatin enthalten. Diese müssen vor der Anwendung gut geschüttelt werden und anschließend mit der Dosierpipette in den Mund getropft werden, ohne die befallene Schleimhaut zu berühren.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

In der Regel kann ein Mundsoor in der Selbstmedikation behandelt werden. Bei Frühgeborenen, Immungeschwächten, Schwerstkranken oder sehr großflächigem Befall sollte hingegen eine Ärztin bzw. ein Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn bei Babys Fieber oder Trinkverweigerung hinzukommen, ist dies erforderlich. Auch wenn sich in der Selbstbehandlung nach einer Woche keine Besserung einstellt, kann der verschreibungspflichtige Wirkstoff Amphotericin B (z. B. in Ampho-Moronal® Lutschtabletten, Filmtabletten, Suspension von Dermapharm) verordnet werden. Bei sehr schwerem Befall kann auch eine intravenöse Therapie mit Amphotericin B erforderlich sein.

Was sollte noch beachtet werden?

Auch wenn Candida-Infektionen nicht gefährlich sind, sollten sie grundsätzlich behandelt werden, um eine Ansteckung von Neugeborenen oder Schwerstkranken zu verhindern. Auf eine gute Händehygiene (nicht nur bei Neugeborenen) muss geachtet werden, um eine Wiederansteckung auszuschließen.
Flaschen, Schnuller, Sauger und Spielzeug von Babys sollte regelmäßig sterilisiert und Schnuller nicht von anderen Personen abgeleckt werden.

Um die Schmerzen einzudämmen können Mundgele mit Lokalanästhetika (Lidocain oder Lauromacrogol) zusätzlich angewendet werden. Antiseptische Wirkstoffe wie Chlorhexidin, Hexetidin oder Octenidin können ebenfalls helfen, um die Infektion einzudämmen.