Wochenrückblick: Apotheke geplündert, „Pfusch-Apotheker“ auf freiem Fuß, EPA für alle kommt

Nach einer kurzen Pause melden wir uns mit dem bei euch beliebten Wochenrückblick zurück. Im Fokus: Die Silvesternacht, der „Pfusch“-Apotheker aus Bottrop sowie die elektronische Patientenakte.

Silvesterbilanz: Apotheke in Berlin teilweise geplündert 

Die Silvesternacht war in vielen Orten von Ausschreitungen geprägt, besonders heftig fielen diese wie schon in den letzten Jahren in Berlin aus. Einsatz- und Rettungskräfte mussten zu rund 2200 Einsätzen ausrücken und wurden dabei vielfach mit Pyrotechnik angegriffen, wobei 37 Polizeikräfte verletzt wurden, 14 davon durch Feuerwerkskörper. Eine Person musste stationär behandelt werden. Es wurden etwa 670 Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz, Brandstiftung und Körperverletzung, eingeleitet. Rund 400 Personen wurden festgenommen.

Im Bezirk Schöneberg kam es zu einer Explosion, bei der fünf Personen verletzt wurden, darunter eine 15-Jährige. Die Detonation beschädigte mehrere Gebäude und Autos sowie eine Apotheke, die anschließend teilweise geplündert wurde. Drei Verdächtige wurden festgenommen, die Ermittlungen dauern an.

AMIRA fragt: Wie hat eure Apotheke die Knallerei überstanden? Wie steht ihr allgemein zu einem möglichen Böller-Verbot, das alle Jahre diskutiert, aber nicht umgesetzt wird?

Bottroper „Pfusch-Apotheker“ kommt überraschend frei 

Der Bottroper Ex-Apotheker Peter S., der 2018 wegen unterdosierter Krebsmedikamente und Betrugs in Höhe von 50 Millionen Euro zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war, ist nach acht Jahren vorzeitig auf Bewährung freigekommen. Die Entscheidung des Landgerichts Bielefeld erfolgte kurz vor Silvester ohne Begründung. S., dessen Handeln 3800 Patientinnen und Patienten und von denen einige bereits gestorben sind betraf, darf nie wieder als Apotheker arbeiten.  

Während des Strafverfahrens schwieg er und zeigte auch später keine Reue, leugnete die Taten und legte Berufung gegen Schmerzensgeldansprüche der Opfer ein. Krebspatienten, die den Prozess als Nebenklägerinnen begleiteten, fühlten sich enttäuscht und verstehen bis heute nicht, warum er nicht wegen Mordes angeklagt wurde. Dem Urteil von 2018 zufolge hatte Peter S. die lebenswichtige Medizin seiner Patientinnen und Patienten von 2012 bis 2016 aus Habgier unterdosiert und mit den Millionen ein Luxusleben aufgebaut.

AMIRA fragt: Findest du es richtig, dass der Mann vorzeitig entlassen wird?

Erst testweise, dann flächendeckend: EPA für alle kommt

Ab diesem Jahr erhalten gesetzlich Versicherte automatisch eine elektronische Patientenakte (EPA), sofern sie nicht widersprechen. Darin werden Gesundheitsdaten wie Röntgenbilder, Arztbriefe und Laborbefunde gespeichert, um den Dokumentenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken zu erleichtern. Die Einführung startet ab dem 15. Januar in Modellregionen (Franken, Hamburg, NRW). Nach einer vierwöchigen Testphase soll die EPA bundesweit nutzbar sein. Besonders relevant für Apotheken wird die elektronische Medikationsliste (EML), die jedoch zunächst nur E-Rezepte enthält und sich erst im Laufe der Zeit füllt. Diese Liste zeigt, welche Präparate in der Apotheke abgegeben wurden.

Was sich im neuen Jahr sonst noch alles ändert und einen Apothekenbezug hat, liest du hier.

Krankenkassen: Zusatzbeiträge gestiegen

Fast alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben die Zusatzbeiträge zum Jahreswechsel erhöht – im Schnitt um einen Prozentpunkt auf 2,91 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens. Das übersteigt den Orientierungswert von 2,5 Prozent. Nur elf von 94 Kassen verzichteten auf eine Erhöhung. Versicherte können bei Beitragserhöhung per Sonderkündigungsrecht wechseln.  

Zusätzlich stieg der Pflegebeitrag um 0,2 Prozentpunkte, was bei einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro monatlich rund 18 Euro weniger Netto bedeutet. Während die Krankenkassen höhere Beiträge wegen steigender Kosten für Krankenhäuser und Medikamente fordern, kritisiert der GKV-Spitzenverband mangelnde Reformen und verweist auf steigende Ausgaben: 2023 gaben Kassen 94 Milliarden Euro für Krankenhausbehandlungen aus (2019: 80 Milliarden). Entlastungen bei der Einkommensteuer dämpfen die Belastung leicht.

Pharmaunternehmen schließt Firmensitz bei Köln 

Das Pharmaunternehmen Krewel-Meuselbach, bekannt für Produkte wie den Hustensaft Hedelix®, schließt seinen Firmensitz in Eitorf bei Köln. Rund 100 Arbeitsplätze sind betroffen. Gründe für die Schieflage seien gestiegene Energiekosten, die Corona-Pandemie sowie massive Umsatzeinbußen infolge des Ukrainekrieges, der auch die Produktionsstätte im ukrainischen Lwiw beeinträchtigt habe. Der neue Investor, Dr. Theiss Naturwaren, wolle sich fortan auf den Standort im thüringischen Gehren konzentrieren, wo die Produktion fortgeführt und strategisch ausgebaut werden solle. Die Belegschaft in Eitorf werde über eine Transfergesellschaft sozialverträglich unterstützt. 

Neue Studie: Jede Zigarette kostet 20 Minuten Lebenszeit 

Jede gerauchte Zigarette verkürzt das Leben durchschnittlich um 20 Minuten – bei Männern um 17, bei Frauen um 22 Minuten. Das zeigt eine neue Auswertung britischer Langzeitstudien durch Forschende des University College London. Die Zahlen sind deutlich höher als bei früheren Schätzungen und laut Deutschem Krebsforschungszentrum auch auf Deutschland übertragbar. Wer am Neujahrstag mit dem Rauchen aufgehört habe, so die Forscher, kann bis zum 20. Februar bereits eine Woche Lebenszeit zurückgewinnen, bis Jahresende sogar 50 Tage. Die Studienautoren gehen davon aus, dass Raucher ihre Lebenserwartung insgesamt um zehn (Männer) bis elf Jahre (Frauen) verkürzen. Die Untersuchung wurde im Fachjournal „Addiction“ veröffentlicht und ist Teil einer britischen Regierungskampagne gegen das Rauchen. In Großbritannien sterben jährlich 80.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums – ein Viertel aller Krebserkrankungen geht darauf zurück. 

AMIRA fragt: Rauchst du? Hast du die Absicht, damit aufzuhören? Oder wird dir darüber viel zu viel geredet, weil es einfach deine Privatsache ist? Sag uns deine Meinung? 

Studie: 40 Prozent aller Krebserkrankungen sind vermeidbar 

Und weil wir geade dabei sind: Etwa 40 Prozent aller Krebserkrankungen bei Erwachsenen ab 30 Jahren lassen sich auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückführen, zeigt eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie der American Cancer Society. Die Daten sind laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) auf Deutschland übertragbar. 

Die Hauptrisiken in der Reihenfolge ihrer Bedeutung: Rauchen, Übergewicht, Alkohol, Bewegungsmangel, zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch sowie zu wenig Obst, Gemüse und Ballaststoffe. Besonders das Adipositas-Risiko wird oft unterschätzt: Bei Gebärmutter-, Nieren- und Speiseröhrenkrebs ist fast die Hälfte aller Fälle durch Fettleibigkeit bedingt. Für die Beratungspraxis in eurer Apotheke wichtig: Auch Impfungen können vor bestimmten Krebsarten schützen, etwa gegen Hepatitis-B-Virus (Leberkrebs) und HPV (verschiedene Krebsarten). In Deutschland erkranken jährlich über 500.000 Menschen neu an Krebs, mehr als 220.000 sterben daran. 

Glück im neuen Jahr – einfach selbst dran arbeiten 

Zum Schluss noch eine rundum positive Meldung. Hast du gute Vorsätze fürs neue Jahr? Dann kommt eine ermutigende Botschaft aus Trier: Glück lässt sich trainieren – ganz wissenschaftlich belegt. Die Neurowissenschaftlerin Michaela Brohm-Badry erforscht, wie positive Erfahrungen buchstäblich unser Gehirn umbauen können. Mit EEG-Messungen zeigt sie: Ähnlich wie beim Sport- oder Musiktraining können wir durch positive Gedanken und Erlebnisse die Struktur unseres Gehirns nachhaltig verändern. Das Resultat? Mehr Glücksbotenstoffe wie Serotonin und Dopamin. Das Erfolgsrezept ist dabei überraschend bodenständig: Echte Begegnungen mit Menschen suchen (statt nur online zu chatten), Sport treiben oder ein Instrument spielen. Je öfter wir solche guten Erfahrungen machen, desto stärker prägt sich unser Gehirn in Richtung Glücksmodus um. 

Also keine Ausreden mehr – das neue Jahr ist die perfekte Gelegenheit, das eigene Glück aktiv in die Hand zu nehmen. Die Wissenschaft gibt grünes Licht! 

AMIRA fragt: Was tust du, um im neuen Jahr glücklich zu werden?  

AMIRA wünscht euch allen einen guten und vor allem gesunden Start ins neue Jahr!