Wochenrückblick: Es geht gut los, das Jahr

Das Jahr legt gut los zu Beginn: Overwiening will´s bei der Wahl zum ABDA-Vorsitz doch noch mal wissen, der geforderte Karenztag bei der Krankschreibung macht Furore und der älteste Mensch verschied kürzlich in Japan – mit 116 Jahren. Wow!

Sonder-Honorar für Sichtbezug für Hamburger Apotheker

Seit dem 1. Januar 2025 erhalten Apotheken in Hamburg 5,49 Euro pro verordneter Einzeldosis, wenn sie Opioidabhängigen Substitutionsmittel zum unmittelbaren Verbrauch überlassen. Dies regelt eine Vereinbarung zwischen dem Hamburger Apothekerverein (HAV) und der AOK Rheinland/Hamburg, die auf einer bundesweiten Mustervereinbarung des Deutschen Apothekerverbands basiert. Die Teilnahme am sogenannten Sichtbezug ist freiwillig. Nur Apothekenleiter oder fachkundiges pharmazeutisches Personal dürfen diese Leistung erbringen, nachdem eine schriftliche oder elektronische Vereinbarung mit substituierenden Ärzten abgeschlossen wurde. Die Vergütung deckt die Überführung der Arzneimittel, die Vergabe der Substitutionsmittel und die patientenbezogene Dokumentation ab und ist umsatzsteuerfrei. Die Abrechnung erfolgt über das BtM-Rezept mit dem Sonderkennzeichen 18774506 und dem Vermerk „Sichtbezug in der Apotheke“. Ohne diesen Vermerk ist die Abgabe nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin und einer entsprechenden Dokumentation durch den Apotheker oder die Apothekerin möglich.

FDP feilt an Profil: Was die Liberalen für die Apotheken tun wollen

Die FDP positioniert sich seit ihrem Ausscheiden aus der Bundesregierung offensiv neu und distanziert sich von den ehemaligen Koalitionspartnern. Seit Mitte Dezember hat die Partei zahlreiche Anfragen und Anträge gestellt, darunter zur Entbürokratisierung, einem ihrer Kernthemen. Laut einer Erhebung verbringen Ärzte und Pflegekräfte einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Aufgaben. Um das Gesundheitswesen zu entlasten, fordert die FDP ein Gesetz, das Bürokratie abbaut. Sie schlägt unter anderem Abgabeerleichterungen in Apotheken bei Lieferengpässen, die Streichung der Druckpflicht für Betäubungsmittelbestände sowie die Verschlankung von Dokumentationspflichten vor.

AMIRA fragt: Klingt erstmal plausibel, was die Liberalen fordern. Kein Wunder, ist ja die klassische Apothekerpartei…

ABDA-Wahl: Overwiening tritt überraschend doch an

Am 16. Januar wählt die ABDA-Mitgliederversammlung eine neue Spitze, da Präsidentin Gabriele Regina Overwiening im Dezember als einzige Kandidatin nicht wiedergewählt worden war. Overwiening wird erneut antreten, obwohl sie zunächst das Gegenteil signalisiert hatte. Grund sei der Zuspruch vieler Kolleginnen und Kollegen in den letzten Wochen gewesen, die bei ihr zu einem Umdenken geführt hätten. Mit Thomas Preis, dem Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, wird es dieses Mal – anders als im Dezember – auch einen Gegenkandidaten geben. Preis fordert einen Neuanfang und bessere Verhandlungen mit der Politik. Das Präsidentenamt wird in einem gestuften Verfahren gewählt; ein Quorum aus Stimmenmehrheit und Unterstützung der Mitgliedsorganisationen ist erforderlich.

AMIRA meint: Das kommt überraschend. Overwiening hat offensichtlich sondiert, dass sie gute Chancen hat. Wir sind gepannt. Wie geht´s euch? Ist die Frage, wer die ABDA führt, überhaupt wichtig?

Zu viel Zucker und Fett: Bundesärztekammer mahnt umfassende Reformen an

Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert umfassende Reformen, um die medizinische Versorgung in Deutschland nachhaltig zu sichern. Laut Präsident Dr. Klaus Reinhardt stehen Prävention, Versorgungssteuerung, Entbürokratisierung und eine stabile Finanzierung des Gesundheitssystems im Mittelpunkt. Reinhardt fordert gezielte Maßnahmen, um Kinder vor übermäßigem Konsum von zucker- und fetthaltigen Lebensmitteln zu schützen, darunter Werbeverbote und eine Zuckersteuer. Zudem sollten Gesundheitsunterricht an Schulen und Berufsschulen verpflichtend eingeführt werden, um vermeidbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, die jährlich rund 60 Milliarden Euro kosten. Um Bürokratie abzubauen, regt Reinhardt eine dreijährige Taskforce an, die die Belastung im Gesundheitswesen um zehn Prozent pro Jahr senken soll. Dadurch sollen Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die Patientenversorgung erhalten. Zur Bekämpfung des Ärztemangels schlägt er vor, etwa 20.000 Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand durch flexible Anstellungsmodelle und geringere Abgaben wieder in die Versorgung einzubinden. Zur Stabilisierung der GKV-Finanzen fordert der BÄK-Präsident, versicherungsfremde Leistungen steuerfinanziert zu decken und die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von 19 auf 7 Prozent zu senken. Dies würde Krankenkassen rund sechs Milliarden Euro jährlich einsparen. Die Maßnahmen sollen die Effizienz und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems erhöhen, um die Versorgung langfristig sicherzustellen.

AMIRA meint: Tja – man glaubt´s nicht, aber die MwSt. auf Arzneimittel beträgt immer noch 19 Prozent. Zum Vergleich: In Frankreich sind´s 2,1%, in Italien 10%, in Schweden 0% auf verschreibungspflichtige Arzneimittel und in Großbitannien ebenfalls 0%. Hallo Politik! Bitte ein Beispiel nehmen!

Neue Studie: Süße Getränke als globales Gesundheitsrisiko

Apropos zuckerhaltige Getränke. Limonaden und Energydrinks sind laut einer aktuellen Studie im Fachblatt „Nature Medicine“ weltweit für etwa 2,2 Millionen neue Typ-2-Diabetes-Fälle und 1,2 Millionen neue Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Jahr 2020 verantwortlich. Ein Glas Cola (250 ml) enthält bereits knapp 27 Gramm Zucker - das entspricht fast neun Würfelzuckern. Besonders betroffen sind Länder in Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und der Karibik. In Deutschland liegt der wöchentliche Konsum bei etwa 650 Millilitern pro Person. Die Forschenden der US-amerikanischen Tufts University fordern als Gegenmaßnahmen Gesundheitskampagnen, strengere Werberegeln und eine „Limo-Steuer“ nach britischem Vorbild. In Großbritannien zeigt diese Steuer bereits Wirkung: Seit ihrer Einführung 2018 ist nicht nur der Konsum zurückgegangen, auch die Hersteller haben den Zuckergehalt ihrer Produkte reduziert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt: Zuckerhaltige Getränke sind als Durstlöscher ungeeignet, da sie mit 80-100 Gramm Zucker pro Liter zu viele Kalorien liefern.

Rekordkrankenstand: Streit um Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag

Der Rekordkrankenstand in Deutschland ist laut einer DAK-Studie und der Bundesärztekammer auf die Einführung der elektronischen Krankmeldung (eAU) und verstärkte Infektionswellen zurückzuführen. Die eAU führte zu einer vollständigen Erfassung aller Krankmeldungen, was vorher nicht gewährleistet war. Laut der DAK sind 60 Prozent des Anstiegs durch diesen Meldeeffekt bedingt, ein Drittel durch vermehrte Erkältungs- und Corona-Infektionen. In diesem Kontext forderte der Chef der Allianz Krankenversicherung, Oliver Bäte, die Wiedereinführung eines Karenztages bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dies stieß auf breite Kritik, unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der vor negativen Folgen wie erhöhter Ansteckungsgefahr warnte. Der Krankenstand in Deutschland liegt mit durchschnittlich 15,1 Fehltagen (Statistisches Bundesamt) bzw. 20 Tagen (DAK) 2023 deutlich über internationalen Werten.

AMIRA fragt: Habt ihr eine Meinung zu dem Thema? Welche denn? Wir würden sie gern hören!

Curevac: Neuausrichtung nach Corona-Verlusten

Das Biotech-Unternehmen Curevac richtet sich nach den Verlusten bei der Corona-Impfstoffentwicklung neu aus. Der Fokus liegt künftig auf der mRNA-Forschung in den Bereichen Onkologie und bakterielle Erkrankungen, wie CEO Alexander Zehnder mitteilte. Die Rechte für mRNA-basierte Grippe- und Covid-19-Impfstoffe wurden an GSK verkauft, was dem Unternehmen eine Vorauszahlung von 400 Millionen Euro einbrachte. Nach einem Stellenabbau von 300 Mitarbeitern und der Verschlankung der Hierarchieebenen sieht sich das Tübinger Unternehmen bis 2028 finanziell abgesichert. Im dritten Quartal schrieb Curevac erstmals seit der Pandemie wieder schwarze Zahlen.

Stada plant milliardenschweren Börsengang und strukturelle Neuausrichtung

Der hessische Arzneimittelhersteller Stada, bekannt für Produkte wie Grippostad und Silomat, plant einen milliardenschweren Börsengang in Frankfurt, der um Ostern 2024 stattfinden könnte. Das Unternehmen kündigte an, hierfür eine neue Führungsstruktur einzuführen und Änderungen in der Unternehmensorganisation vorzunehmen. Der ehemalige Bayer-Manager Andreas Fibig soll unabhängiger Verwaltungsratsvorsitzender werden, eine Position vergleichbar mit einem Aufsichtsratschef. Der aktuelle CEO Peter Goldschmidt bleibt globaler Vorstandschef. Zudem soll eine Holdinggesellschaft nach niederländischem Recht gegründet werden, die jedoch ihren Sitz in Deutschland behält. Die bisherigen Eigentümer, Bain Capital und Cinven, hatten Stada 2017 für 5,3 Milliarden Euro über- und später von der Börse genommen. Ein Verkauf an andere Investoren scheiterte offenbar an der Preisvorstellung von rund 10 Milliarden Euro. Unter der Führung von Goldschmidt und den Finanzinvestoren ist Stada stark gewachsen, insbesondere durch Übernahmen. Das Unternehmen hat sein Portfolio um rezeptfreie Produkte und Spezialpharmazeutika erweitert. 2023 stieg der Umsatz um 14 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, während der bereinigte Gewinn (Ebitda) um 19 Prozent auf 802 Millionen Euro wuchs. Die Zentrale in Bad Vilbel bleibt erhalten, trotz der geplanten strukturellen Änderungen. Der Börsengang wäre einer der größten in Deutschland seit Jahren und soll Stada neue Wachstumschancen eröffnen. 

Ältester Mensch der Welt: Bananen und ein Milchgetränk als Lebenselixier

Die Japanerin Tomiko Itooka, mit 116 Jahren der älteste Mensch der Welt, ist am 29. Dezember 2024 verstorben. Als Geheimnis ihrer Langlebigkeit nannte sie den regelmäßigen Verzehr von Bananen und Calpis, einem japanischen Milchgetränk mit Joghurt-Geschmack. Die 1908 geborene Itooka führte bis ins hohe Alter ein aktives Leben und bestieg noch als 80-Jährige Berge. Die japanische Bevölkerung gilt als eine der langlebigsten weltweit - zurückgeführt wird dies auf die traditionelle Ernährung mit viel Fisch, Reis und Gemüse, sowie fortschrittliche medizinische Versorgung. Aktuell leben in Japan über 95.100 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind.