Nächtliches Schnarchen – nur lästig oder auch gefährlich?

Schnarchen ist vor allem bei älteren Personen ein häufig beobachtetes Phänomen. Was ist der Hintergrund? Ist der nächtliche Lärm harmlos oder steckt eine ernsthafte Gefahr dahinter? Wir haben recherchiert.

Anatomie des Schnarchens

Lautes Schnarchen entsteht durch das Vibrieren der Weichteile unseres Rachens. Die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft, damit engen Zäpfchen und Gaumensegel den Rachenraum ein und der Luftstrom wird behindert. Das Ergebnis ist das typische röchelnde, sägende Geräusch, das mit bis zu 70db so laut sein kann wie der Geräuschpegel in einem Großraumbüro. Circa 40 Prozent aller Frauen und 60 Prozent der Männer sind davon betroffen.

Gründe für den nächtlichen Lärm können beispielsweise übermäßiger Alkoholgenuss, die Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Gaumenpolypen, vergrößerte Nasenmuscheln oder auch Übergewicht sein.
Meist ist Schnarchen an sich harmlos, der Schnarcher selbst merkt davon nichts, dennoch wird es häufig vor allem von Partnern als sehr störend empfunden. Oft wird das gemeinsame Schlafzimmer verlassen, was auf beiden Seiten zu Frustration führt und eine Beziehung ernsthaft belasten kann.

Wenn die Atmung aussetzt

Klagen Betroffene über Abgeschlagenheit, Nervosität und Müdigkeit nach langen Schlafphasen, sollte man hellhörig werden, denn Schnarchen kann auch ein Symptom der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe (OSA) sein, von der ungefähr fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen betroffen sind. Diese kann ernste Folgen haben und sollte immer ärztlich abgeklärt werden. 

Bei einer OSA ist die Atmung sehr flach (Hypopnoe) und manchmal setzt sie für mehr als 10 Sekunden sogar ganz aus (Apnoe). In dieser Zeit wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Blutdruck und Puls sinken ab. Daher schlägt das Atemzentrum im Gehirn Alarm und löst einen Weckreiz aus. Der Betroffene wacht kurz auf, meist ohne es zu merken, Herzschlag und Blutdruck steigen an und der Schlafrhythmus ist unterbrochen. Diese plötzliche Aufweckreaktion bezeichnet man als „Arousal“. Diese Arousals können sich mehrmals pro Nacht wiederholen, sodass der Betroffene nicht in den erholsamen Tiefschlaf fallen kann.

Gefährliche Folgen

Ist der Schlaf über einen längeren Zeitraum nicht erholsam, so sind Übermüdung, Schwäche, Gereiztheit, Konzentrationsprobleme und Nervosität mögliche Folgen, aus denen sich sogar eine Depression entwickeln kann. Bei Männern kann sich durch die Schlafapnoe eine Potenzstörung entwickeln. Auch wurden bei Betroffenen häufiger Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arrhythmien, Herzinfarkt oder Schlaganfall beobachtet.

Therapie der Schlafapnoe

Wird eine Schlafapnoe vermutet, sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt zur Diagnostik aufgesucht werden. Eventuell wird der Patient auch für eine Nacht in ein Schlaflabor überwiesen. Dort kann der Schlaf gezielt überwacht und auch Parameter wie Blutdruck, Puls, der Sauerstoffgehalt im Blut und der Rhythmus der Atmung sowie die Hirnströme erfasst werden. Bewegungen der Augen und Beine im Schlaf werden ebenso registriert. 

Wurde eine OSA diagnostiziert, kann je nach Schwere, auch durch Änderungen des Lebensstils oder des Schlafverhaltens eine Besserung erzielt werden, beispielsweise durch eine Gewichtsabnahme und eine ideale Schlafhygiene. Zwei Stunden vor dem Zubettgehen sollte kein Alkohol mehr getrunken werden. Außerdem sollte auf Schlaf- und Beruhigungsmittel verzichtet werden, da sie zu einer stärkeren Erschlaffung der Atemmuskulatur führen.

Betroffene sollten möglichst in Seitenlage schlafen, da die Rückenlage die Apnoen fördern kann. Dazu gibt es spezielle Westen mit Keil im Rücken oder es kann einfach ein Tennisball in den Pyjama eingenäht werden, um ein unbewusstes Drehen auf den Rücken im Schlaf zu verhindern. Wenn durch diese Maßnahmen keine Besserung erzielt wird, kann eine sogenannte CPAP-Therapie helfen. Dabei wird den Atemwegen Raumluft mit leichtem Überdruck mittels Mund- oder Mund-Nasenmaske und einem Atemgerät zugeführt, sodass das Erschlaffen der Muskulatur verhindert wird. Man unterscheidet CPAP (continuous positive airway pressure) mit gleichem Druck bei der Ein- und Ausatmung und BiPAP (bilevel continuous positive airway pressure), einem Wechseldrucksystem, das beim Einatmen einen höheren und beim Ausatmen einen niedrigeren Druck abgibt.

Diese Atemtherapie kann die Atemaussetzer deutlich reduzieren, wenn das Gerät regelmäßig über mindestens fünf Stunden angewendet wird. Gerade anfangs wird das Tragen der Maske als sehr unangenehm und auch aufwendig empfunden.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit einer leichten Schlafapnoe und wenn die CPAP-Therapie keinen Erfolg bringt, kann eine sogenannte Unterkieferprothrusionsschiene bieten. Diese Kunststoffschiene soll den Unterkiefer weiter vorne halten, damit die Zunge nicht in den Rachen zurückfällt. Diese wird ebenfalls nachts getragen und muss von einem Kieferorthopäden oder einer Zahnärztin individuell angepasst werden. Bei anatomischen Anomalien kann eine Operation, wie zum Beispiel eine Gaumensegelstraffung, Verkleinerung der Nasenmuscheln oder Entfernung von Polypen oder Rachenmandeln, Abhilfe schaffen.

Bei freiverkäuflichen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten, da es weder eine ausreichende Studienlage noch Evidenz dafür gibt, die irgendeinen Nutzen davon belegen. Aufgrund der möglichen Folgeerkrankungen ist es daher immer besser, eine Schlafapnoe gezielt fachärztlich behandeln zu lassen.