Wochenrückblick: OTC-Kaufverhalten, mehr Geld, Minister als Apotheker

Eine Umfrage zeigt, dass die Menschen weiter auf die Apotheke vor Ort setzen. Der AMK-Jahresbericht ist da. In Griechenland packt der Gesundheitsminister selbst mit an. Mehr News lest ihr in unserem Rückblick.

Apotheken vor Ort punkten: Kaum Veränderungen beim Kauf rezeptfreier Arzneimittel

Laut einer Umfrage von Pharma Deutschland hat sich der Kaufort von rezeptfreien Arzneimitteln in Deutschland zwischen Mai und Dezember 2024 nur geringfügig verändert. Der Anteil derjenigen, die in stationären Apotheken kauften, sei von 67 auf 62 Prozent gesunken. Gleichzeitig hätten 23 Prozent Online-Apotheken genutzt (zuvor 20 Prozent) und neun Prozent Drogerien (zuvor sechs Prozent). Männer hätten dabei eine größere Verschiebung hin zu Versandapotheken und Drogerien gezeigt als Frauen.

Als Hauptgründe für die Nutzung von Vor-Ort-Apotheken seien die Nähe (36 Prozent) und das Vertrauen in die Beratung (22 Prozent) genannt worden. Versandapotheken würden vor allem mit günstigen Preisen punkten (54 Prozent). Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, kommentierte die Zahlen wie folgt: „In den Apotheken vor Ort kommen fachliche Expertise und eine hohe Produktqualität zusammen. Das macht sie für eine sichere und effektive Gesundheitsversorgung so unverzichtbar. Die Menschen schätzen die Nähe, die persönliche Beratung und das Vertrauen in die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker.“

Mehr Geld für Angestellte im Kammerbezirk Nordrhein 

ADEXA und TGL Nordrhein haben rückwirkend zum 1. Januar 2025 einen neuen Gehaltstarifvertrag abgeschlossen. Vollzeitkräfte erhalten demnach 140 Euro mehr pro Monat. Das 13. Gehalt wird teils monatlich ausgezahlt, was das Nettogehalt erhöht. Beispiele: Approbierte verdienen 4.089–4.823 Euro brutto, PTA 2.590–3.226 Euro. Ausbildungsvergütungen steigen auf bis zu 1.100 Euro. Die Laufzeit beträgt 18 Monate bis Juni 2026, Verhandlungen für 2026 sollen im zweiten Halbjahr 2025 beginnen. Die Tariftabelle soll in Kürze unter hier bereitstehen.

AMK veröffentlicht Bericht für 2024

Die Arzneimittelkommission (AMK) verzeichnete 2024 eigenen Angaben zufolge einen starken Anstieg von 1.809 Meldungen zu Qualitätsmängeln bei Metamizol-haltigen Tropfen von Zentiva, darunter Kristallisationen, unlesbare Daten und schwer zu öffnende Flaschen. Die Probleme hätten in 89 Fällen zu gesundheitlichen Folgen wie verzögerter Schmerztherapie und Dosierungsschwierigkeiten geführt. Rückrufe ausgewählter Chargen und empfohlene Sichtprüfungen durch Apotheken werden im Jahresbericht als unzureichend kritisiert, da sie die Verantwortung auf Apotheken verlagerten. Tests des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker e. V. (ZL) zeigten zudem Mängel bei der Dosierungsgleichförmigkeit. Die AMK fordert für die Zukunft konsequente Maßnahmen, um Patientenrisiken zu minimieren, und empfiehlt alternative Darreichungsformen wie Tabletten oder Zäpfchen.

Deutscher Apotheken-Award: Bewerbungsfrist endet in wenigen Wochen

Der Deutsche Apotheken-Award würdigt seit 2015 innovative Projekte, die Apotheken in der Patientenversorgung umsetzen. Für 2024 wird der Preis in der Kategorie „Beste Versorgung durch die Vor-Ort-Apotheke“ verliehen. Bewerbungen sind noch bis zum 17. Februar 2025 möglich, die Preise liegen bei 1.000–4.000 Euro. Der Bewerbungsbogen kann hier abgerufen werden. Bewerben können sich Apotheken allein oder gemeinsam mit Kooperationspartnern aus verschiedensten Bereichen wie der Patienten-Selbsthilfe.

Griechischer Gesundheitsminister springt für abwesende Apotheker ein

Griechenlands Gesundheitsminister Adonis Georgiadis hat in Athen Medikamente verteilt, nachdem eine staatliche Apotheke wegen kranker Mitarbeiter geschlossen blieb und Schwerkranke vor der Tür warteten. Er ließ die Apotheke per Schlüsseldienst öffnen und entschuldigte sich bei den Wartenden, denen er auch Kaffee brachte. Georgiadis kündigte Reformen an: Hochpreisige Medikamente sollen künftig auch private Apotheken abgeben dürfen, dazu sei ein Heimlieferservice für Schwerkranke geplant. Der Minister, bekannt für seinen direkten Stil, versprach eine schnelle Verbesserung des Systems.

USA: Pilotprojekt zu Abtreibungsmedikamenten

In den USA darf speziell geschultes Apothekenpersonal erstmals Abtreibungsmedikamente verschreiben. Es handelt sich um ein Pilotprojekt im Bundesstaat Washington. Ziel sei, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, besonders in ländlichen Gebieten, zu erleichtern. Kritiker bemängeln Sicherheitsrisiken, Befürworter betonen hingegen Kosteneffizienz und die Schließung von Versorgungslücken. Unterdessen hat die neue US-Regierung eine von Ex-Präsident Joe Biden initiierte Website zu Frauenrechten offline gestellt, was die im Land anhaltende Debatte um Abtreibungsrechte weiter verschärft. 

Französischer Zoll beschlagnahmt tonnenweise illegalen Potenzhonig

Dass sich mit Sildenafil und Co. prima Geschäfte machen lassen, scheint nun auch zu Imkern in Asien durchgedrungen zu sein. Der französische Zoll nämlich beschlagnahmte im zurückliegenden Jahr 2024 mehr als 13 Tonnen mit Potenzmitteln versetzten Honig. Der hauptsächlich aus asiatischen Ländern importierte Honig enthielt verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Sildenafil oder Tadalafil, die – wie wir wissen – zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt werden. Allein im Hafen von Marseille wurden im November 860.000 Potenzhonig-Sticks aus Malaysia sichergestellt. Die als natürlicher Honig deklarierten Produkte werden häufig in kleinen Läden oder im Internet als gesundheitsfördernde Mittel angeboten. Der Zoll warnt vor dem Konsum, da weder Dosierung noch Nebenwirkungen angegeben sind. Auch in Deutschland ist der gefährliche Trend angekommen: Am Flughafen Köln-Bonn wurden im vergangenen Jahr 80 Kilo Potenzhonig im Reisegepäck entdeckt, weitere Mengen wurden in Baden-Württemberg sichergestellt.

Medizinisches Cannabis: Kretschmer fordert klare Trennung vom Genusskonsum

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) plädiert für eine deutliche Unterscheidung zwischen medizinischem und privatem Cannabis-Konsum. Bei einem Besuch der Leipziger Cannabis-Gruppe „Grünhorn“ betonte er seine Unterstützung für den medizinischen Bereich, während er dem Freizeitkonsum weiterhin kritisch gegenübersteht. Seit der Teillegalisierung von Cannabis hat sich der bürokratische Aufwand für Unternehmen deutlich reduziert, berichtet Matthias Fischer von der Canymed GmbH. Die Grünhorn-Gruppe, die seit 2020 in Leipzig ansässig ist und rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, verzeichnet ein stark gestiegenes Bestellaufkommen. Die unternehmenseigene Cannabis-Apotheke, die größte in Deutschland, meldet eine Verdreifachung der Bestellungen seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes. Während die Union plant, das Cannabis-Gesetz nach der Bundestagswahl zu kippen, sollte sie an die Regierung kommen, spricht sich Kretschmer für eine Sonderregelung aus, die den medizinischen Bereich schützt und dessen Entwicklung fördert.

Trump kündigt erneut WHO-Austritt der USA an

Noch am Tage seiner Vereidigung als neuer US-Präsident hat Donald Trump einen zweiten Anlauf für den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angekündigt. Als Gründe nannte er die aus seiner Sicht mangelnde Reaktion der WHO auf die Corona-Pandemie und unfaire Beitragszahlungen. Bereits 2020 hatte Trump einen WHO-Austritt eingeleitet, der jedoch von seinem Nachfolger Joe Biden 2021 rückgängig gemacht wurde. Die WHO-Beiträge berechnen sich hauptsächlich nach der Wirtschaftsleistung eines Landes. Die USA tragen derzeit 22 Prozent der Pflichtbeiträge und waren 2022/23 mit 1,3 Milliarden Dollar größter Beitragszahler. Trump kritisierte besonders die von Biden zugesagten 500 Millionen Dollar und verglich dies mit Chinas geringerem Beitrag. China, so Trump, habe zwar vier Mal mehr Einwohner als die USA, zahle aber rund 90 Prozent weniger. Die WHO reagierte mit Bedauern und hofft auf einen weiteren Dialog. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnte, der Austritt würde den Kampf gegen globale Gesundheitskrisen erheblich erschweren und viele humanitäre Programme gefährden. Ein möglicher Austritt würde gemäß der Beitrittsresolution von 1948 erst nach einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist wirksam werden.