Wochenrückblick: EU-Verordnung gefährdet Versorgung mit Metformin und Salbutamol

Unter anderem neue Abwasser-Regeln sorgen wohl dafür, dass zwei Medikamente vom Markt verschwinden. Die Bundesgesundheitsministerin steigt innerhalb ihrer Partei weiter auf. Mehr dazu und weitere News im Wochenrückblick.

Wegen Klimaschutz: Aus für Salbutamol-Dosieraerosole bei Sandoz

Sandoz plant, die Produktion von Salbutamol-Dosieraerosolen in ein bis zwei Jahren einzustellen, da die Umstellung auf ein klimafreundlicheres Treibgas zu teuer sei. Hintergrund ist die neue EU-Verordnung, die den Einsatz des klimaschädlichen Norflurans stark einschränkt. Auch andere Hersteller verwenden bislang dieses Treibgas. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sieht aktuell keine akute Gefahr für die Versorgung, schließt aber nicht aus, dass einige Anbieter auf alternative Inhalationsformen umsteigen. Derzeit sind zwei Neuzulassungen beantragt, die die Versorgungslage verbessern könnten.

Verschwindet Metformin bald vom Markt?

Metformin, das wichtigste Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, könnte laut „Spiegel“ bald vom Markt verschwinden. Grund ist die neue EU-Abwasser-Richtlinie, die Pharmahersteller verpflichtet, sich an den Kosten einer vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen zu beteiligen. Da Metformin unverändert über den Urin ausgeschieden wird, entstehen hohe Umweltkosten – laut IQVIA bis zu 445 Prozent der Herstellungskosten. Diese dürfen Hersteller wegen der Festbetragsregelung nicht weitergeben. Ohne Anpassung droht der Rückzug vom Markt. Alternativen wären für das Gesundheitssystem deutlich teurer. Auch andere Wirkstoffe wie Amoxicillin oder Tamoxifen sind betroffen.

Große Ehre für Vorsitzenden des Sächsischen Apothekerverbandes

Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes und DAV-Vorstandsmitglied, wurde am Dienstag in Dresden mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ehrte Dittrich für sein langjähriges Engagement für die inhabergeführte Apotheke sowie sein kommunales Wirken. Dittrich betonte, die Auszeichnung sei Anerkennung für sein Engagement auf lokaler Ebene und für den Berufsstand der Apotheker – und Ansporn, sich weiter für eine starke Vor-Ort-Apotheke einzusetzen.

Expopharm war „Beste Veranstaltung 2025“

Die Expopharm wurde als „Beste Veranstaltung 2025“ mit dem Award der Deutschen Fachpresse ausgezeichnet. Die Jury lobte die Messe als zukunftsweisendes Branchenformat mit Innovationsgeist und starker Community. Mit rund 24.000 Besucher:innen, 500 Ausstellern und rund 180 Beiträgen ist die Expopharm Europas Leitmesse für den Apothekenmarkt. Dieses Jahr findet sie vom 16. bis 18. September in Düsseldorf statt. Schwerpunkte werden u.a. KI in der Offizin, die elektronische Patientenakte, moderne Führungsmodelle sowie neue Formate für PTA und PKA sein. Die Auszeichnung bestätigt die Relevanz der Messe als Plattform für Austausch, Innovation und Fortbildung.

AMIRA freut sich: Auch unser Team wird wieder mit einem Stand vertreten sein!

Klingbeil fordert Strukturreformen bei Sozialkassen

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) warnt vor steigenden Beiträgen bei Kranken- und Pflegeversicherungen und pocht auf grundlegende Strukturreformen. Immer höhere Bundeszuschüsse seien keine Dauerlösung: „Der Finanzminister kann nicht dauernd angerufen und nach mehr Geld gefragt werden.“ Leistungskürzungen lehnt er ab, ebenso Beitragserhöhungen, da diese Arbeitnehmer wie Unternehmen belasteten.

Auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) fordert Reformen für Rente, Gesundheit und Pflege – mit mehr Eigenverantwortung und Effizienz. Der Koalitionsvertrag sieht zur Stabilisierung der Sozialversicherungen entsprechende Kommissionen vor. Gesundheitsministerin Nina Warken kündigte eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Pflege an. Das Rentenniveau von derzeit 48 % soll bis 2031 gehalten werden. Es beschreibt, wie hoch eine Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen liegt.

Warken neue Vorsitzende der Frauen-Union der CDU

Gesundheitsministerin Nina Warken ist zur neuen Vorsitzenden der Frauen-Union der CDU gewählt worden. Die 46-Jährige setzte sich beim Bundesdelegiertentag in Reutlingen mit 62,1 Prozent der Stimmen gegen Ina Scharrenbach (37,4 %) durch. Warken folgt auf Annette Widmann-Mauz, die das Amt zehn Jahre innehatte und nicht erneut kandidierte. In ihrer Rede forderte Warken mehr weibliche Perspektiven in der Politik.

Zuvor hatten Widmann-Mauz und Familienministerin Karin Prien einen Mangel an Frauen in CDU-Führungspositionen beklagt. Trotz Fortschritten – etwa einem 44-prozentigen Frauenanteil im Parteivorstand – seien Schlüsselämter weiter fest in Männerhand. Die Frauen-Union verstehe sich nicht als „Cheerleader-Gruppe“, so Widmann-Mauz, sondern als politische Kraft mit eigener Agenda. Die Frauen-Union hat rund 95.000 Mitglieder, die Vorsitzende gehört automatisch dem CDU-Bundesvorstand an.

Streeck wird neuer Drogenbeauftragter

Virologe Hendrik Streeck ist neuer Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Das Kabinett berief den CDU-Abgeordneten auf Vorschlag von Gesundheitsministerin Warken. Der 47-Jährige folgt auf Burkhard Blienert (SPD). Streeck will als Arzt und Wissenschaftler sachlich aufklären, besonders Kinder und Jugendliche besser vor Sucht, digitalen Risiken und gefährlichen Substanzen schützen. Der Professor ist Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Bonn und seit Februar Bundestagsabgeordneter. Neben Streeck wurden Katrin Staffler (CSU) zur Pflegebevollmächtigten und Stefan Schwartze (SPD) erneut zum Patientenbeauftragten ernannt. Ein Schwerpunkt Streecks wird die geplante Evaluierung der Cannabis-Legalisierung sein. Seit April 2024 ist Cannabis für Erwachsene unter Auflagen erlaubt. Union und SPD wollen im Herbst eine offene Überprüfung der Auswirkungen starten.