Dexibuprofen – neue rezeptfreie Option bei Schmerzen

Seit Kurzem sind in Deutschland die ersten OTC-Präparate mit dem Wirkstoff Dexibuprofen erhältlich. Damit haben Patienten eine weitere Möglichkeit, leichte bis moderate Schmerzen in der Selbstmedikation zu behandeln.

In diesem Artikel erfährst du, wie Dexibuprofen in die Selbstmedikation eingeführt wurde, worin die Unterschiede zum klassischen Ibuprofen und Dexibuprofen-Lysin liegen und welche Tipps dir bei der Beratung in der Apotheke helfen können.

Seit wann ist Dexibuprofen auf dem Markt?

Dexibuprofen, die aktive Enantiomerenform von Ibuprofen, wurde ursprünglich als verschreibungspflichtiger Wirkstoff in der Schmerztherapie eingesetzt. Im Jahr 2023 erfolgte die Zulassung der ersten rezeptfreien Präparate für die Selbstmedikation in Deutschland. Dies ist eine Reaktion auf die wachsende Nachfrage nach effektiven und gut verträglichen Schmerzmitteln im OTC-Bereich.

Unterschiede zwischen Dexibuprofen, Dexibuprofen-Lysin und Ibuprofen

Dexibuprofen ist das pharmakologisch aktive S-Enantiomer von Ibuprofen. Während Ibuprofen als Racemat vorliegt und aus einer Mischung des S- und des R-Enantiomers besteht, wirkt nur das S-Enantiomer schmerzlindernd und entzündungshemmend. Zusätzlich gibt es Dexibuprofen-Lysin, ein Salz von Dexibuprofen, das spezifische Vorteile bietet. Die Unterschiede im Detail:

  • Dexibuprofen enthält ausschließlich das aktive S-Enantiomer von Ibuprofen. Bei gleicher Dosis ist es wirksamer als Racemat-Ibuprofen. Studien zeigen, dass 200 mg Dexibuprofen vergleichbar mit 400 mg Ibuprofen sind. Es wird in der Regel langsamer aufgenommen, zeigt aber eine gleichmäßige Wirkung über einen längeren Zeitraum.
  • Dexibuprofen-Lysin: Hierbei handelt es sich um ein Salz von Dexibuprofen, das schneller resorbiert wird als reines Dexibuprofen. Es führt zu einem schnelleren Wirkungseintritt, was besonders bei akuten Schmerzen vorteilhaft sein dürfte. Aufgrund der besseren Löslichkeit im Magen-Darm-Trakt ist es potenziell auch bei empfindlichen Patientinnen und Patienten besser verträglich.
  • Ibuprofen (Racemat): Enthält sowohl das S-Enantiomer (wirksam) als auch das R-Enantiomer (pharmakologisch inaktiv). Für die gleiche schmerzlindernde Wirkung ist eine höhere Dosis erforderlich, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen kann.


Welche Präparate gibt es?

In der Selbstmedikation sind derzeit folgende Präparate mit Dexibuprofen verfügbar:

  • Dexibu-ratiopharm® 200 mg Filmtabletten
  • Dexibuprofen Fairmed Healthcare 200 mg Filmtabletten
  • Dexibuprofen Fairmed Healthcare 400 mg Filmtabletten
  • VoltaDexibu Schmerztabletten 200 mg Filmtabletten

 

Weitere Präparate könnten in den kommenden Jahren auf den Markt kommen, da die Nachfrage nach effizienten Schmerzmitteln ohne Rezept weiter steigt.

Dosierung von Dexibuprofen

  • Maximale Dosierungen: Maximale Einzeldosis: 400 mg, maximale Tagesdosis: 1.200 mg
  • Allgemeine Anwendungshinweise: Die niedrigste wirksame Dosis sollte für den kürzest möglichen Zeitraum zur Symptomkontrolle verwendet werden. Patientinnen und Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass die Einnahme ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als drei Tage erfolgen sollte.
  • Spezifische Dosierungsempfehlungen:

1.      Schmerzen und Entzündungen bei degenerativen Gelenkerkrankungen: Empfohlene Tagesdosis: 600 bis 900 mg, verteilt auf bis zu drei Einzeldosen (z. B. 400 mg zweimal täglich oder 300 mg zwei- bis dreimal täglich). Bei akuten Beschwerden oder Exazerbationen kann die Dosis auf bis zu 1.200 mg täglich erhöht werden.

2.      Schmerzen bei Dysmenorrhoe: Empfohlene Tagesdosis: 600 bis 900 mg, verteilt auf bis zu drei Einzeldosen.

3.      Leichte bis mäßig starke Schmerzen: Empfohlene Tagesdosis: 600 mg, verteilt auf bis zu drei Einzeldosen. Bei akuten Schmerzzuständen kann die Tagesdosis temporär auf 1.200 mg erhöht werden.

Die genauen Dosierungsangaben können je nach Präparat und Hersteller variieren.

Die Einnahme von Dexibuprofen: Vor, während oder nach dem Essen?

Dexibuprofen sollte vorzugsweise nach einer Mahlzeit eingenommen werden, um die Magenverträglichkeit zu verbessern.

Allgemeine Hinweise zur Einnahme:

  • Vor dem Essen: Nicht empfohlen, da die Einnahme auf nüchternen Magen das Risiko von Magen-Darm-Beschwerden erhöhen kann.
  • Während des Essens: Möglich, insbesondere bei empfindlichen Personen, um die Verträglichkeit weiter zu erhöhen.
  • Nach dem Essen: Optimal, da der Mageninhalt eine Schutzfunktion bietet und die Verträglichkeit verbessert.

Pharmazeutisches Personal sollte darauf hinweisen, dass Patientinnen und Patienten mit empfindlichem Magen oder einer Vorgeschichte von Magen-Darm-Beschwerden besonders darauf achten sollten, Dexibuprofen nicht auf nüchternen Magen einzunehmen.

Zusätzliche Informationen zur Einnahme:

Die Einnahme von 400 mg Dexibuprofen zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit verzögert das Erreichen der Spitzenplasmakonzentrationen leicht und reduziert diese geringfügig, beeinflusst jedoch nicht das Ausmaß der Resorption. Patientinnen und Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Tabletten unzerkaut mit ausreichend Wasser (mindestens 200 ml) einzunehmen, um den Transport in den Magen zu erleichtern und die Wirkung optimal zu entfalten. Bei besonders empfindlichen Personen kann die Einnahme zusammen mit Milch oder einem kleinen Snack die Verträglichkeit weiter verbessern.

Beratungstipps für die Apotheke

Die Einführung von Dexibuprofen in die Selbstmedikation bietet neue Chancen für die Beratung in der Apotheke. Hier sind einige wichtige Aspekte:

  • Indikation klären: Dexibuprofen eignet sich für die Behandlung von Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Schmerzen bei Erkältungen. Informiert eure Kunden darüber, dass Dexibuprofen nicht für chronische Schmerzen gedacht ist.
  • Patientinnen und Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass sie das Arzneimittel ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage anwenden sollten.
  • Verträglichkeit: Hebe hervor, dass Dexibuprofen magenfreundlicher sein kann als klassisches Ibuprofen. Du kannst empfindlichen Personen dennoch empfehlen, das Medikament nach einer Mahlzeit einzunehmen.
  • Zielgruppe definieren: Dexibuprofen ist besonders interessant für Patientinnen und Patientinnen und Patienten, die empfindlich auf hohe Dosen von klassischen NSAR (nicht-steroidalen Antirheumatika) reagieren oder eine schnellere Wirkung wünschen.
  • Wechselwirkungen beachten: Wie andere NSAR kann Dexibuprofen die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen, z. B. von Blutdrucksenkern oder Antikoagulantien. Hier ist eine gezielte Nachfrage im Beratungsgespräch wichtig.
  • Vergleich mit Ibuprofen: Kläre deine Kundinnen und Kunden darüber auf, dass Dexibuprofen in niedrigerer Dosis als Ibuprofen eine gute Alternative sein kann, besonders bei kurzzeitiger Anwendung.


Fazit

Mit Dexibuprofen steht ein neuer Wirkstoff für die Selbstmedikation zur Verfügung, der durch seine Effizienz und potenziell bessere Verträglichkeit gegenüber klassischem Ibuprofen überzeugt. In der Apotheke bietet die Einführung eine tolle Gelegenheit, das Beratungsspektrum zu erweitern und den Ratsuchenden eine innovative Lösung für die Schmerzbehandlung anzubieten. Durch fundierte Beratung und individuelle Empfehlungen kannst du dazu beitragen, die Vorteile von Dexibuprofen optimal zu nutzen und gleichzeitig auf eine sichere Anwendung bei der Kundschaft zu achten.