Nebenwirkungen: Wenn die Haut Alarm schlägt

Rötung, Juckreiz, Ausschlag – Hautreaktionen, die als Folge einer Arzneimitteleinnahme auftreten, sollten im Apothekenalltag richtig eingeordnet werden. Was ist wichtig zu wissen?

Hautreaktionen durch Arzneimittel sind ein häufiges Problem. Sie können von milden Hautausschlägen bis hin zu schweren, lebensbedrohlichen Reaktionen reichen. Für das Apothekenpersonal ist es wichtig, diese Nebenwirkungen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Hier ist es wichtig, die Betroffenen professionell, aber dennoch empathisch zu beraten und gegebenenfalls Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu halten. Wichtig zu wissen: Apothekerinnen und Apotheker sollen unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und andere Arzneimittelrisiken an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) melden. Dies ist eine wichtige Aufgabe, um die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten und Informationen über Risiken zu sammeln.

Häufige Hautreaktionen auf Arzneimittel

Zu den häufigsten Hautreaktionen auf Arzneimittel gehören Exantheme, Urtikaria und Angioödeme. Exantheme sind meist fleckige oder knötchenartige Hautausschläge, die oft innerhalb der ersten drei Behandlungstage auftreten, aber auch verzögert bis zu acht Wochen nach Behandlungsbeginn erscheinen können. Urtikaria, auch Nesselsucht genannt, äußert sich durch stark juckende Quaddeln, die sich meist nach einigen Stunden zurückbilden. Angioödeme sind Schwellungen, die vor allem im Lippen- und Augenbereich auftreten und in schweren Fällen zu Atemnot führen können.

Ein weiteres häufiges Problem sind photosensible Reaktionen, bei denen die Haut nach Sonneneinstrahlung überempfindlich reagiert. Diese Reaktionen können durch verschiedene Medikamente wie Antibiotika, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Diuretika ausgelöst werden. Es gibt rund 400 verschiedene Medikamente oder Inhaltsstoffe mit einem Potenzial zur Photosensibilität. Wie sie sich äußert und welche Tipps du deiner Kundschaft dazu geben kannst, erfährst du hier.

Ursachen und Mechanismen

Die Ursachen für arzneimittelinduzierte Hautreaktionen sind vielfältig. Sie können durch allergische Reaktionen, pseudoallergische Reaktionen oder direkte toxische Effekte der Medikamente verursacht werden. Allergische Reaktionen erfordern eine vorherige Sensibilisierung des Immunsystems und treten bei wiederholter Einnahme des Medikaments auf. Pseudoallergische Reaktionen hingegen können bereits bei der ersten Einnahme auftreten und ähneln in ihrer Symptomatik den allergischen Reaktionen.

Direkte toxische Effekte entstehen durch die pharmakologischen Eigenschaften des Medikaments selbst. Ein Beispiel hierfür sind die Herzglykoside aus dem Roten Fingerhut (Digitalis purpurea), die bei Überdosierung zu schweren Hautreaktionen führen können.

Beispiele für Arzneimittel, die häufig Hautreaktionen als Nebenwirkung verursachen können:

  1. Antibiotika: Penicilline (z.B. Amoxicillin), Cephalosporine, Tetracycline (z.B. Doxycyclin), Sulfonamide (z.B. Cotrimoxazol), Makrolide (z.B. Clarithromycin), Chinolone (z.B. Ciprofloxacin)
  2. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Ibuprofen, Naproxen, Etoricoxib
  3. Analgetika/Antipyretika: Paracetamol
  4. Antimykotika: Fluconazol, Ketoconazol
  5. ACE-Hemmer: z.B. Ramipril, bekannt für Angioödeme (Schwellungen durch Flüssigkeitseinlagerung).
  6. Weitere Wirkstoffe: 
  • Allopurinol
  • Antikonvulsiva (z.B. Carbamazepin, Lamotrigin)
  • Hydralazin (Blutdrucksenker)
  • Insulin (selten, aber möglich bei Unverträglichkeit)
  • Röntgenkontrastmittel

 

Diese Medikamente können unterschiedliche Hautreaktionen hervorrufen – von leichten Exanthemen über Urtikaria (Nesselsucht) bis hin zu schweren Reaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) oder toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN). Detailliertere Angaben zum jeweiligen Präparat sind in den Fachinformationen zu finden.

Prävention und Management

Die Prävention arzneimittelinduzierter Hautreaktionen beginnt mit einer sorgfältigen Anamnese und der Identifikation von Risikofaktoren. Patientinnen und Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt und angewiesen werden, bei ersten Anzeichen einer Hautreaktion sofort ärztlichen Rat einzuholen. Bei bekannten Allergien oder Unverträglichkeiten sollten alternative Medikamente in Betracht gezogen werden.

Das Management von Hautreaktionen umfasst in erster Linie das Absetzen des auslösenden Medikaments. In vielen Fällen klingen die Symptome nach Absetzen des Medikaments von selbst ab. Bei schweren Reaktionen können Antihistaminika, Kortikosteroide oder andere immunsuppressive Therapien erforderlich sein. In lebensbedrohlichen Fällen, wie bei einem anaphylaktischen Schock, ist eine sofortige notfallmedizinische Behandlung notwendig.

Besondere Herausforderungen in der Apotheke

Apothekenmitarbeitende stehen vor der Herausforderung, Hautreaktionen auf Arzneimittel frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Dies erfordert ein fundiertes Wissen über die verschiedenen Arten von Hautreaktionen und ihre möglichen Ursachen. Zudem ist es wichtig, die Patient:innen über die richtige Anwendung von Sonnenschutzmitteln zu informieren, um photosensiblen Reaktionen vorzubeugen – falls Medikamente mit dieser bekannten UAW eingenommen werden.

Eine weitere Herausforderung ist die Polypharmazie, insbesondere bei älteren Patient:innen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Hier ist das Risiko für Wechselwirkungen und unerwünschte Hautreaktionen besonders hoch. In diesem Zusammenhang ist besondere Aufmerksamkeit geboten, gegebenenfalls sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin gehalten werden.

Fazit

UAW, die die Haut betreffen, sind ein häufiges und oft komplexes Problem, das eine sorgfältige Überwachung und ein fundiertes Wissen erfordert. Für Apothekenmitarbeitende ist es wichtig, über die verschiedenen Arten von Hautreaktionen und ihre Ursachen informiert zu sein, um Patient:innen kompetent beraten und im Bedarfsfall schnell reagieren zu können. Durch eine sorgfältige Anamnese in der Arztpraxis, Aufklärung der Betroffenen und enge Zusammenarbeit mit den ärztlichen Ansprechpartnern kann das Risiko für schwerwiegende Hautreaktionen minimiert werden.