Medikamenten-induzierte Photosensibilität – das solltest du wissen

Es gibt rund 400 verschiedene Medikamente oder Inhaltsstoffe mit einem Potenzial zur Photosensibilität. Wie sie sich äußert und welche Tipps du deiner Kundschaft dazu geben kannst, erfährst du hier.

Gerade jetzt zur heißen Jahreszeit steigt die Bedeutung von einer Medikamenten-induzierten Photosensibilität, die auf eine Wechselwirkung zwischen Arzneimittel und Licht zurückzuführen ist. Unerwünschte Ereignisse, die in diesem Zusammenhang auftreten, werden in der Regel als phototoxisch oder photoallergisch sowie zusätzlich als topisch oder systemisch eingestuft.

Photosensibilität – phototoxische Reaktion führt zu Hautschädigungen

Um eine phototoxische Reaktion zu zeigen, müssen Patient:innen nicht unbedingt allergisch auf einen Inhaltsstoff reagieren. Es hängt lediglich von der Menge des aufgenommenen Stoffes und der Intensität der Sonneneinstrahlung ab, ob und wie heftig sie reagieren. Die Haut wird bei einer solchen Reaktion lokal stärker durchblutet und rötet sich. Es entsteht ein sogenanntes Erythem, das sich sowohl direkt nach der Sonnenexposition als auch verzögert nach einem halben oder einem ganzen Tag entwickeln kann. Dieser späte Typ ist besonders tückisch, da viele Betroffene die aufgetretene Hautrötung nicht mit der Sonneneinwirkung in Zusammenhang bringen können.

Die Mehrzahl der phototoxischen Reaktionen ist die Folge einer Exposition mit UV-A-Strahlen. UV-B- und UV-C-Strahlung ist hier üblicherweise weniger relevant. Die UV-A-Strahlung – die übrigens auch Glas durchdringen kann – sorgt dafür, dass der aufgenommene Wirkstoff entweder selbst gewebsschädigende Stoffe freisetzt oder deren Bildung in den Zellen ermöglicht.

Schwere der Hautschäden abhängig vom Melanin-Gehalt

Die typischen Hautreaktionen können dabei sowohl relativ mild als auch deutlich heftiger ausfallen. Die Phototoxizität äußert sich über sonnenbrandartigen Reaktionen, ein Kribbeln und Brennen der Haut bis zu Ödemen, Hyperpigmentierung und in schwereren Fällen sogar bis zur Pseudoporphyrie (blasenbildende Hauterkrankung mit nachfolgenden Ulzera, Hyperkeratosen und Narbenbildung) und Photoonycholysen (Abtrennung der Nagelplatte vom Nagelbett). Personen mit hellem Hauttyp sind übrigens gegenüber phototoxischen Reaktionen anfälliger. Je höher der Melanin-Gehalt der Haut ist, desto mehr Eigenschutz scheint sie zu bieten.

Wann spricht man von einer Medikamenten-induzierten Phototoxizität?

Um die photoxischen Hautreaktionen eindeutig einer Medikamenten-induzierten Photosensibilität zuzuordnen, darf sie niemals generalisiert auftreten – wie es bei einer allergischen oder immunologischen Reaktion der Fall wäre. Sie ist nur an den Hautarealen zu beobachten, die direktem Sonnenlicht ausgesetzt waren. In Bereichen, über denen Kleidung getragen wurde, kann keine der genannten Symptome beobachtet werden. Diese sichtbare Abgrenzung verschwimmt bei einer photoallergischen Reaktion viel mehr. Zudem ist eine phototoxische Reaktion bei einer systemischen Verabreichung der Wirkstoffe häufiger zu beobachten, während eine Photoallergie beinahe ausschließlich nach topischer Anwendung auftritt. Ein Arzt bzw. eine Ärztin kann die genaue Diagnose mittels Photopatch-Test stellen.

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Diese Medikamente können zu phototoxischen Reaktionen führen

Auch wenn etwa 50 Prozent aller abgegebenen Medikamente potenziell phototoxische Reaktionen hervorrufen können, müssen sie nicht unbedingt erwähnt werden. Eine österreichische Studie nennt die 26 Wirkstoffe, bei denen eine Phototoxizität relativ häufig beschrieben wurde. Diese Details kannst du für deine Kundschaft nutzen und sie darüber aufklären – besonders wenn die Arzneimittel dauerhaft von ihnen eingenommen werden müssen. Auf diese Weise können sie sich bewusst vor zu intensiver Sonneneinstrahlung schützen. Zu den Arzneistoffen, die besonders mit Phototoxizität in Verbindung gebracht werden, gehören beispielsweise:

  • Amiodaron
  • Ciprofloxacin
  • Dabrafenib
  • Demeclocyclin
  • Doxycyclin
  • Enoxacin
  • Fenofibrat
  • Furosemid
  • Griseofulvin
  • Hypericin (Johanniskraut)
  • Ketoprofen
  • Lomefloxacin
  • Methotrexat
  • 8-Methoxypsoralen
  • Naproxen
  • Piroxicam
  • Promethazin
  • Tetracyclin
  • Tiaprofensäure
  • Voriconazol

Therapie von phototoxischen Reaktionen

Grundsätzlich gleicht die Behandlung von phototoxischen Reaktionen der Behandlung eines Sonnenbrandes, bei einer Blasenbildung der Behandlung von Brandwunden. Vor allem ist eine ausreichende Kühlung sowie die Zufuhr von Feuchtigkeit für die betroffenen Hautareale ausschlaggebend. Je nach betroffener Fläche ist entweder eine topische Behandlung mit kortisonhaltigen Cremes, eine orale Gabe von Kortison-Präparaten oder Antihistaminika möglich.

Die Medikamente, die die phototoxische Reaktion ausgelöst haben, sollten ohne ärztliche Rücksprache nicht einfach abgesetzt werden. Dieses Handeln könnte weit schwerwiegendere gesundheitliche Folgen als die Photosensibilität nach sich ziehen. Gib den Fall auch unbedingt an die Arzneimittelkommission (AMK) weiter, denn häufig werden diese Art von Nebenwirkungen nicht gemeldet. Eine hohe Dunkelziffer sorgt somit dafür, dass ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Es gilt grundsätzlich, dass Vorbeugung besser als Nachsorge ist. Kläre deine Kundschaft daher umfassend über Photosensibilität und ihr erhöhtes Risiko einer phototoxischen Reaktion auf, wenn sie entsprechende Medikamente einnehmen müssen. So können sie sich wirkungsvoll mittels Kleidung oder angepasstem Sonnenschutz vor schwerwiegenderen Folgen bewahren.