Wochenrückblick: Trump droht, ABDA mit "What's Apo" und Höhepunkt der Grippewelle
„What´s Apo“ scannt Gesundheitspositionen der Parteien, Aufruf zur Grippeschutzimpfung, auch wenn´s für den Körperkontakt an Karneval langsam knapp wird, und Herr Trump jagt der süddeutschen Pharmaindustrie so manchen Schrecken ein. Solches und mehr jetzt und an dieser Stelle.
„What's Apo“: Plattform informiert PTAs über gesundheitspolitische Positionen der Bundestagskandidaten
Da war doch was? Da war doch was? Genau! Morgen wird ein neuer Bundestag gewählt. Wer auch jetzt noch keine Wahlentscheidung getroffen hat und noch schnell wissen möchte, wie Bundestagskandidaten zu apotheken- und gesundheitspolitischen Themen stehen, findet auf der Plattform www.whatisapo.de eine wertvolle Informationsquelle. Die von der ABDA initiierte Kampagne „What's Apo – Status Gesundheitspolitik“ hat bereits rund 250 Statements von Kandidaten aus allen 299 Wahlkreisen gesammelt. Besonders relevant für den Apothekenalltag: Die Politikerinnen und Politiker nehmen konkret Stellung zu drängenden Problemen wie dem rapiden Rückgang der Apothekenzahl und den anhaltenden Arzneimittel-Lieferengpässen – Herausforderungen, mit denen PTAs täglich konfrontiert sind. ABDA-Präsident Thomas Preis betont: „Die Kandidatinnen und Kandidaten versichern parteiübergreifend, dass sie die Apotheken als unverzichtbare Instanz der Primärversorgung stärken wollen.“ Dies deckt sich mit den Wahlprogrammen und Antworten auf die ABDA-Wahlprüfsteine. Unter den prominenten Teilnehmern finden sich Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), Grünen-Spitzenkandidatin Franziska Brantner, CSU-Vizeparteivorsitzende Dorothee Bär, CDU-Vizeparteivorsitzender Andreas Jung, Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek sowie der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann. Die Plattform ermöglicht es PTAs, sich gezielt über die gesundheitspolitischen Ziele der Kandidaten in ihrem eigenen Wahlkreis zu informieren – wichtig für eine fundierte Wahlentscheidung mit Blick auf die Zukunft des Apothekenberufs.
AMIRA meint: Falls du noch überlegst, ob du wählen gehst, lies bitte die Kolumne unserer Apothekenspitzelin am morgigen Sonntag!
ABDA-Chef: Vor Karneval sich noch schnell impfen lassen
ABDA-Präsident Thomas Preis rät vor den Karnevalstagen zur Impfung gegen Grippe. Noch sei es nicht zu spät für eine Impfung, sagte Preis der „Rheinischen Post“ am 17. Februar. „Da der Rosenmontag erst in zwei Wochen ist, ist es in dieser Woche noch möglich, durch eine Grippeimpfung bis zum Höhepunkt des rheinischen Karnevals einen optimalen Impfschutz aufgebaut zu haben“, erklärte er. Zugleich bedauert Preis die beschränkte Impfempfehlung: „In diesem Jahr sind Schulkinder besonders stark durch Influenza-Infektionen betroffen. Das hätte vermieden werden können, wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) auch für Kinder standardmäßig eine Grippeschutzimpfung empfehlen würde“, so Preis. In vielen anderen Ländern sei die Grippeschutzimpfung für Kinder schon seit Jahren üblich. Dadurch würde man alle Kinder vor schweren Verläufen besser schützen und den Herdenschutz der gesamten Bevölkerung deutlich erhöhen.
RKI: Höhepunkt der Grippewelle erreicht
Das RKI sieht den Höhepunkt der Grippewelle erreicht, die Zahl der Fälle bleibt aber hoch. Aktuell leiden rund 7,5 Mio. Menschen in Deutschland an Atemwegsinfektionen, viele davon an Influenza. Hospitalisierungen nehmen in den meisten Altersgruppen ab, bleiben aber vor allem bei Schulkindern hoch. Das RKI rät Erkrankten, zu Hause zu bleiben und Masken zu tragen. Schutzimpfungen werden ebenfalls empfohlen.
Weiterhin Lieferengpässe bei Medikamenten in Hessen
Hessen kämpft auch 2025 mit Arzneimittelknappheit. Während im Vorjahr vor allem Antibiotika und Kindermedikamente betroffen waren, fehlen aktuell besonders Kochsalzlösungen für Infusionen, neurologische Präparate und ADHS-Medikamente, erklärte Christian Ude, neuer Präsident der hessischen Landesapothekerkammer, vergangene Woche gegenüber der dpa. „Bei Kinderarzneien haben wir momentan glücklicherweise keine Probleme.“ Als Hauptursache sieht Ude die globale Verteilung der Produktionsstandorte: „Wir haben zu wenige Fertigungsstätten, und diese befinden sich oft an ungünstigen Standorten weltweit.“ Ude betont die Notwendigkeit einer unabhängigeren Selbstversorgung. Die Versorgungsprobleme entstünden durch Schwierigkeiten bei Wirkstoffen, Verpackungsmaterialien sowie Logistik. Die aktuelle weltpolitische Situation verschärfe diese Herausforderungen bei internationalen Lieferketten. Der Darmstädter Apotheker warnt: „Bei steigender Weltbevölkerung und wachsendem Bedarf könnten internationale Produktionsstandorte irgendwann nicht mehr bereit sein, für Europa und Deutschland zu produzieren.“
Neue Regelungen stärken Hausarztpraxen und verbessern Patientenversorgung
Der Bundesrat hat ein Gesetz zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung gebilligt. Die neuen Regelungen schaffen finanzielle Anreize und bauen bürokratische Hürden ab. Kernpunkt ist die Abschaffung der Vergütungsobergrenzen für Hausärzte – analog zur bereits bestehenden Regelung bei Kinderärzten. Dadurch wird jede erbrachte Leistung garantiert honoriert, auch nach Ausschöpfung des Budgets. Dies soll Ärzte motivieren, mehr Patienten anzunehmen. Die gesetzlichen Krankenkassen rechnen mit Mehrkosten von jährlich 400 Millionen Euro, zweifeln aber an der Wirksamkeit der Regelung. Das Gesetz führt zudem neue Pauschalen ein: Eine „Versorgungspauschale“ für Patienten mit leichten chronischen Erkrankungen ermöglicht Abrechnungen für bis zu einem Jahr, ohne dass Patienten jedes Quartal einbestellt werden müssen. Eine zusätzliche „Vorhaltepauschale“ belohnt Praxen, die Haus- und Pflegeheimbesuche anbieten oder bedarfsgerechte Sprechzeiten einrichten. Hintergrund ist der bundesweite Mangel von 5.000 unbesetzten Hausarztsitzen, besonders in ländlichen Regionen und sozial benachteiligten Stadtvierteln. Zusätzlich wurde die Altersgrenze für die kostenfreie „Pille danach“ nach sexuellem Missbrauch aufgehoben.
Antibiotika-Verordnungen in Deutschland auf Rekordhoch
Die Zahl der Antibiotika-Verschreibungen in Deutschland hat 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Laut einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK wurden 36,1 Millionen Packungen über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet - ein Anstieg von 18% gegenüber 2022 und erstmals mehr als im Vor-Pandemie-Jahr 2019. Insgesamt wurden 323,7 Millionen Tagesdosen verschrieben, was 486 Verordnungen pro 1.000 Versicherte entspricht. Regional gibt es deutliche Unterschiede: Im Saarland wurden mit 539 Verordnungen pro 1.000 Versicherte die meisten Antibiotika verschrieben, in Hamburg mit 328 die wenigsten.
Besonders besorgniserregend: 43,4% der verordneten Antibiotika (15,7 Millionen Packungen) waren Reserveantibiotika - Medikamente, die eigentlich nur bei Resistenzen gegen Standardantibiotika eingesetzt werden sollten und zu den letzten verfügbaren Behandlungsoptionen zählen. Der jahrelange Rückgang der Antibiotika-Verordnungen seit 2014 hat sich damit umgekehrt, während in der Veterinärmedizin der positive Trend anhält: Mit 529 Tonnen wurde 2023 der niedrigste Wert seit Beginn der Erfassung 2011 verzeichnet - weniger als die Hälfte im Vergleich zu 2014 (1.238 Tonnen).
AMIRA fragt: Wie ist deine Erfahrung – wurden außergewöhnlich viele Antibiotika abgegeben? Oder kannst du dazu keine Aussage treffen?
Trump-Zolldrohung lässt Baden-Württembergs Pharmaindustrie zittern
Die baden-württembergische Pharmaindustrie blickt mit Sorge auf mögliche US-Importzölle. Donald Trumps Ankündigung, am 2. April Details zu geplanten Zöllen auf Arzneimittel zu präsentieren, versetzt die Branche in Alarmbereitschaft.
„Wir erzielen sieben Milliarden Euro Umsatz im US-Markt – er ist für unsere Pharmaunternehmen von enormer Bedeutung“, erklärt Martin Haag, Landesvorsitzender des Verbands der Chemischen Industrie in Stuttgart. Laut Ifo-Institut könnten Zölle von 25 Prozent zu dramatischen Umsatzeinbrüchen von bis zu 30 Prozent führen. Haag weist auf einen wichtigen Aspekt hin: Die Zölle würden letztlich auch die US-amerikanische Gesundheitsversorgung beeinträchtigen. Baden-Württemberg produziert hauptsächlich patentgeschützte Originalpräparate, deren Herstellung aufgrund komplexer Zulassungs- und Genehmigungsverfahren nicht kurzfristig in andere Länder verlagert werden kann. Die Branche steht nun vor einem Dilemma zwischen möglichen Gewinneinbußen und der schwierigen Anpassung ihrer Produktions- und Vertriebsstrategien.
Längere Haltbarkeit: Antiscabiosum jetzt drei Wochen nach Anbruch verwendbar
Gute Nachrichten für Patienten und Apotheken: Die Haltbarkeit von Antiscabiosum® 10 % für Kinder und Antiscabiosum® 25 % für Erwachsene hat sich verlängert. Der Hersteller Strathmann GmbH & Co. KG informiert, dass die Präparate mit dem Wirkstoff Benzylbenzoat ab sofort drei Wochen nach Anbruch haltbar sind – zuvor waren es lediglich drei Tage. Diese Änderung bietet Vorteile für die Behandlung von Krätze (Skabies), da angebrochene Packungen nun länger verwendet werden können. Patientinnen und Patienten sollten dennoch die Anwendungshinweise beachten und das Medikament nach Ablauf der neuen Haltbarkeitsfrist entsorgen.