Wochenrückblick: Apotheker sagen nein zu Lauterbach
Gibt´s jemanden, der aus unserem Metier Lauterbach nicht in die Wüste schicken will? Oder jemanden, der nicht über Arzneimittelengpässe klagt? Oder über den Onlinekauf von Arzneimitteln? Lesen! Danke!
Elektronische Patientenakte: Probleme müssen vor bundesweiter Einführung gelöst werden
Deutschlands Apothekerinnen und Apotheker begrüßen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), fordern jedoch weitere Tests unter realen Bedingungen sowie zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, um den Schutz sensibler Gesundheitsdaten zu verbessern. Thomas Preis, Präsident der ABDA, erklärte, die ePA könne einen echten Mehrwert bieten, müsse zuvor aber ausreichend erprobt werden. In der Pilotphase seien noch technische Probleme zu lösen. Zudem solle der Datenschutz weiter gestärkt werden.
In den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen sammeln neben Arztpraxen und Kliniken auch knapp 80 Apotheken seit dem 15. Januar praktische Erfahrungen mit der ePA sowie der darin enthaltenen elektronischen Medikationsliste (eML).
„Weil es um Menschen geht“: ABDA baut Kampagne aus
Die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) hat angekündigt, ihre bundesweite Kampagne „Gesundheit sichern. Die Apotheke.“ in eine neue Phase zu führen. Mit echten Apothekerinnen und Apothekern soll laut ABDA-Präsident Thomas Preis authentisch und emotional gezeigt werden, wie wichtig ihre Leistungen für die Arzneimittelversorgung sind. Der begleitende Slogan „Weil es um Menschen geht“ solle diese Botschaft verstärken. Die Kampagne werde breit gestreut, unter anderem auf Social Media und im öffentlichen Raum.
EU will per Gesetz gegen Arzneimittelengpässe vorgehen
Die EU-Kommission hat den Entwurf eines „Critical Medicines Act“ vorgelegt, um Arzneimittelengpässen entgegenzuwirken. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese bezeichnete dies als „mutigen Schritt“. Ziel des Gesetzes ist es, die Produktion kritischer Arzneimittel in der EU zu fördern, Lieferketten zu diversifizieren und Abhängigkeiten zu verringern. Präsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass dadurch die Resilienz der EU gestärkt werden solle. Strategische Projekte könnten demnach unterstützt werden, um Produktionskapazitäten zu erhöhen. Die Mitgliedstaaten wollen sich zusammenschließen, um ihre Kaufkraft zu bündeln. Auch gemeinsame Beschaffungen und internationale Partnerschaften sind vorgesehen, um Lieferketten zu stabilisieren.
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sprach sich für mehr Entscheidungsspielraum der Apotheker aus, um flexible Versorgungsmöglichkeiten zu schaffen. Auch Pharma Deutschland und der BPI begrüßen das Gesetz, fordern aber langfristige Maßnahmen zur Stärkung des EU-Pharmamarktes. Ulrike Holzgrabe äußerte jedoch Zweifel, ob eine rentable Arzneimittelproduktion in der EU möglich sei. Die Initiative sei ein Anfang, doch bleibe abzuwarten, ob die Maßnahmen ausreichten.
Immer mehr Apotheker wollen Lauterbach als erneuten Gesundheitsminister verhindern
Wird Karl Lauterbach nochmal Gesundheitsminister? Für viele Apothekerinnen und Apotheker und die Branche insgesamt ein Szenario, das unbedingt verhindert werden muss. Die Apotheker Parniyan Alamdari und Jan Siegel haben einen Brief an Friedrich Merz verfasst und fordern den designierten Bundeskanzler auf, den Posten an jemand anderes zu vergeben. Lauterbach habe in seiner Amtszeit misslungene Reformen vorangetrieben und zentrale Probleme im Gesundheitswesen vernachlässigt. Statt funktionierende Strukturen zu stärken, habe er Projekte wie Gesundheitskioske gefördert und die Cannabis-Teillegalisierung überhastet umgesetzt. Auch das E-Rezept sei zu früh eingeführt worden, was zu erheblichem Mehraufwand geführt habe. Seine Alleingänge – etwa bei Card Link – hätten vor allem Versandapotheken genutzt, während lokale Apotheken stärker belastet würden. Der Plan einer „Apotheke ohne Apotheker“ im ApoRG habe die Beratungsqualität gefährdet. Laut den Verfassern gefährde Lauterbach mit seinen Entscheidungen die Versorgung und sei ungeeignet für eine weitere Amtszeit.
Alamdari betont, seit ihrer vor drei Jahren angetretenen Selbstständigkeit vor allem mit Problembewältigung beschäftigt zu sein. Wen sie sich stattdessen als Ministerin oder Minister wünsche, lasse sie offen, fordere aber Dialogbereitschaft und eine besser Kommunikation. Bereits zuvor hatten u.a. Apothekeninhaber aus Mecklenburg-Vorpommern in einem offenen Brief gegen Lauterbachs Wiederwahl plädiert.
Gesundheitsrisiken von Rohmilch überwiegen vermeintliche Vorteile
Die direkt vom Bauernhof erhältliche Rohmilch gilt bei manchen Verbrauchern als besonders natürlich, da sie nicht pasteurisiert und homogenisiert wird. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: Die gesundheitlichen Risiken überwiegen die vermeintlichen Vorteile. Da Rohmilch nicht erhitzt wird, kann sie Krankheitserreger wie Salmonellen und E. Coli enthalten, die besonders für Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, Ältere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden können. Bei regelmäßigen Untersuchungen wurden in Rohmilch-Proben wiederholt solche Keime nachgewiesen. Entgegen verbreiteter Annahmen verursacht das Pasteurisieren laut BfR keine gesundheitlichen Nachteile. Lediglich der B-Vitamin-Gehalt nimmt geringfügig ab, was bei der hierzulande guten Nährstoffversorgung unbedeutend ist. Mineralstoffe und Milchfette bleiben unverändert. Das BfR empfiehlt, Rohmilch vor dem Verzehr zu erhitzen. Grundsätzlich ist der Verkauf von Rohmilch verboten – außer direkt auf Höfen und an Milchtankstellen.
AMIRA fragt: Wie ist es bei euch – kauft und konsumiert ihr Rohmilch oder deren Produkte? Würde ihr das jetzt überdenken?
Schlafmangel erhöht Infektionsrisiko
Zu wenig Schlaf kann das Risiko für Infektionen wie Erkältungen deutlich erhöhen. Das zeigt eine norwegische Studie mit 1.335 Pflegekräften. Wer bis zu zwei Stunden weniger schlief als nötig, hatte ein um 33 % erhöhtes Erkältungsrisiko. Bei noch größerem Schlafdefizit stieg es weiter an – ebenso das Risiko für Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündungen und Magen-Darm-Infekte. Schlaf beeinflusst das Immunsystem, unter anderem durch die Freisetzung von Hormonen wie das Wachstumshormon. Dies wurde auch in Schlaflabors nachgewiesen. Ob Schlafmangel Infektionen verursacht oder Infektionen den Schlaf stören, bleibt aber unklar. Studien zeigen jedoch, dass ausreichender Schlaf die Immunantwort verbessert – sogar nach Impfungen. Schlaf ist also ein wichtiger Faktor für die Gesundheit, insbesondere für Schichtarbeiter.
Online-Kauf von Arzneimitteln steigt weiter
Immer mehr Menschen in Deutschland bestellen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel online. Laut Statistischem Bundesamt lag der Anteil der Online-Käufer im Jahr 2023 bei 21 Prozent – ein Anstieg gegenüber 16 Prozent im Jahr 2021. Frauen kaufen häufiger online (24 Prozent) als Männer (17 Prozent). Besonders aktiv sind die 25- bis 64-Jährigen: 23 Prozent dieser Altersgruppe bestellen Arzneimittel oder Vitamine im Internet. Jüngere (16–24 Jahre) und ältere Menschen (65–74 Jahre) greifen seltener zur Online-Bestellung, hier liegt der Anteil bei 12 bzw. 17 Prozent.
EU will Medikamentenproduktion stärken
Um die Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln zu sichern, soll die Medikamentenproduktion in der EU ausgebaut werden. Geplant sind schnellere Genehmigungsverfahren und finanzielle Unterstützung. Vor Inkrafttreten muss der Vorschlag von EU-Parlament und Mitgliedstaaten genehmigt werden. In den letzten Jahren gab es immer wieder Engpässe bei Schmerzmitteln, Antibiotika und Fiebersäften. Ursachen sind unter anderem Lieferprobleme bei Wirkstoffen und die Konzentration der Produktion in wenigen Ländern. Derzeit stammen 80–90 % der Medikamente aus Asien. EU-Gesundheitsminister warnen vor gefährlichen Folgen bei Lieferausfällen und fordern Investitionen in die Medikamentensicherheit. Zudem soll medizinisches Personal entlastet werden. Apotheker fordern angesichts der seit Jahren bekannten Probleme mehr Entscheidungsfreiheit bei Alternativen für vergriffene Medikamente.
Studie: Viele Jugendliche gefährdet durch exzessive Mediennutzung
Eine Studie der DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigt, dass über ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland soziale Medien problematisch nutzt, 4,7 Prozent gelten als süchtig. Diese Raten liegen weit über denen von Alkohol- oder Cannabiskonsum. Besonders betroffen sind Jungen (6 Prozent), während es bei Mädchen 3,2 Prozent sind. Mediensucht kann zu Schulproblemen, sozialer Isolation und familiären Konflikten führen. Die Grenze zwischen riskanter und krankhafter Nutzung ist fließend, problematisch wird es, wenn Symptome über zwölf Monate anhalten. Experten raten Eltern, frühzeitig einzugreifen, Zeitlimits zu setzen und Interesse an der Online-Welt ihrer Kinder zu zeigen. Allerdings scheitern viele daran: 40 Prozent kontrollieren die Bildschirmzeit nicht ausreichend, ein Viertel überwacht nicht, welche Inhalte konsumiert werden.
AMIRA fragt: Falls ihr Eltern seid – wie steht´s um das Medienverhalten eurer Kinder?
Masernfälle in Europa und Zentralasien auf Rekordhoch
2024 wurden in der WHO-Region Europa und Zentralasien über 127.000 Masernfälle gemeldet – doppelt so viele wie im Vorjahr und die höchste Zahl seit 1997, teilten WHO und Unicef mit. Besonders betroffen waren Rumänien (30.692 Fälle) und Kasachstan (28.000). In Deutschland registrierte das RKI bis Ende September 553 Fälle. 40 % der Erkrankten waren Kinder unter fünf Jahren, über die Hälfte musste ins Krankenhaus. Bislang wurden 38 Todesfälle gemeldet (Stand: 6. März 2025). Als Hauptursache gilt eine sinkende Impfquote, verstärkt durch die Pandemie. Masern sind hoch ansteckend und können schwere Folgeerkrankungen verursachen.