Wochenrückblick: Neue Liste für Engpässe, Diskussion um Verschiebung der Zeitumstellung

Heute Nacht wird auf Sommerzeit umgestellt – zwei Forscher halten das für keine so gute Idee. Die Stiftung Warentest warnt vor Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder. Mehr erfahrt ihr in unserer News-Rückblende.

Arzneimittelengpässe: Liste unverzichtbarer Wirkstoffe veröffentlicht

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) hat gemeinsam mit ihren Schwerpunktgesellschaften eine Liste mit über 600 essenziellen Wirkstoffen für die Innere Medizin erstellt. Diese soll helfen, Lieferengpässen entgegenzuwirken und eine stabile Versorgung internistischer Erkrankungen sicherzustellen. Die Liste basiert auf medizinischen Leitlinien und wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt.

Hintergrund der Initiative sind zunehmende Medikamentenengpässe, von denen allein Ende 2024 über drei Millionen gesetzlich Versicherte betroffen waren. Die DGIM sieht die Liste als Grundlage für Diskussionen zwischen Fachkreisen, Politik und Industrie, um gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit zu entwickeln. Die Liste ist ab sofort auf der Website der DGIM verfügbar und wird regelmäßig aktualisiert.

BGH urteilt zu Datenschutz bei Online-Arzneimittelverkauf 

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat entschieden, dass Apotheken bei Online-Verkäufen von rezeptfreien Medikamenten eine ausdrückliche Zustimmung zur Datenverarbeitung einholen müssen. Ohne Einwilligung verstießen sie gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Dies gelte auch für apothekenpflichtige, aber nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. Hintergrund sind sensible Gesundheitsdaten wie Name, Lieferadresse und medizinische Informationen. Die Richter orientierten sich an einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs. In zwei Gerichtsverfahren ging es um den Vertrieb von Medikamenten über Plattformen wie Amazon Marketplace. Der BGH betonte, die Einwilligung diene dem Schutz des Persönlichkeitsrechts. Verbraucher sollen demnach frei entscheiden können, ob und inwieweit sie ihre Daten preisgeben. Der Versandhandel von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln macht mittlerweile rund 20 Prozent des Geschäfts aus, bei homöopathischen Präparaten sogar ein Drittel.

Zeitumstellung im April besser als im März?

Zwei spanische Forscher, Jorge Mira und José María Martín-Olalla, haben sich dafür ausgesprochen, dass die heute anstehende Zeitumstellung nicht nur unter dem Aspekt der Energieeinsparung betrachtet werden sollte, sondern als ein natürlicher Anpassungsmechanismus an den Sonnenaufgang. Sie schlagen vor, die Sommerzeit in der EU erst Anfang April zu beginnen und sie bereits Anfang Oktober zu beenden, um bessere Lichtverhältnisse am Morgen zu nutzen.

Die beiden Forscher kritisieren, dass die Debatte über die Zeitumstellung oft einseitig auf mögliche negative Folgen wie Schlafstörungen und ein leicht erhöhtes Unfall- oder Herzinfarktrisiko fokussiert sei. Die Umstellung biete auch Vorteile, insbesondere durch mehr Tageslicht für Freizeitaktivitäten, was das Wohlbefinden und die Gesundheit fördere. Zudem warnen sie vor einer kompletten Abschaffung der Zeitumstellung, da dies dazu führen könnte, dass viele Menschen weniger von den längeren Sommerabenden profitieren. Auch eine dauerhafte Sommerzeit sei problematisch, da Schüler im Winter häufiger im Dunkeln zur Schule gehen müssten. Die Forscher empfehlen Betroffenen, sich künftig durch eine schrittweise Anpassung des Schlafrhythmus besser auf die Umstellung vorzubereiten.

AMIRA fragt: Was haltet ihr von der Idee?

Stiftung Warentest warnt vor Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder

Die Stiftung Warentest hat im Zusammenhang mit Nahrungsergänzungsmitteln 18 Produkte für Kinder untersucht und alarmierende Ergebnisse festgestellt. Nur ein Produkt habe keine Mängel aufgewiesen. 15 Produkte überschritten die empfohlenen Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen, von fünf Produkten werde dringend abgeraten, da sie zu einer Überdosierung von Vitamin A oder Kupfer führen könnten. Experten betonen, dass solche Mittel die Gesundheit schädigen können. „Kupfer hat in Kinderprodukten nichts zu suchen“, sagte Holger Brackemann von der Stiftung Warentest. Die meisten Kinder seien bereits durch ihre Ernährung gut versorgt. Nahrungsergänzungsmittel seien überflüssig und könnten sogar gefährlich sein. Problematisch sei zudem, dass die Produkte oft wie Süßigkeiten gestaltet sind und Kinder zum Mehrkonsum verleiten. Eltern geben bis zu 600 Euro jährlich für solche Produkte aus – ein „Geschäft mit der Angst“, so die Stiftung Warentest.

Depressionen verursachen deutlich mehr Fehltage

Die Krankenkasse DAK-Gesundheit verzeichnet einen signifikanten Anstieg von Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Im Jahr 2024 seien die Fehltage je 100 Beschäftigte von 323 auf 342 Tage gestiegen. Besonders auffällig ist der Anstieg bei Depressionen: von 122 auf 183 Fehltage. Besonders betroffen seien Beschäftigte in Kitas und der Altenpflege. DAK-Vorstandschef Andreas Storm unterstreicht die Bedeutung psychischer Gesundheit für eine resiliente Gesellschaft. Er fordert mehr Aufklärung und Unterstützungsangebote. Auffällig sei der sprunghafte Anstieg bei älteren Arbeitnehmern: Bei über 60-Jährigen erhöhten sich die Fehltage von 169 auf 249 Tage. Die durchschnittliche Krankschreibungsdauer liegt bei knapp 33 Tagen, langwierige Krankschreibungen stiegen um 14 Prozent. 

Gysi macht sich für Gesundheits-Gremien stark

Gregor Gysi hat diese Woche als Alterspräsident des Bundestags eine thematisch breite Rede bei der Eröffnung der 21. Wahlperiode gehalten, die zugleich die letzte ohne zeitliche Begrenzung war. Darin sprach der mittlerweile 77-jährige Politiker der Linken zahlreiche innen- und außenpolitische Themen an, besonders betonte er die Bedeutung von Gesundheit und Pflege als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Er forderte überparteiliche Gremien für Themen wie Rente, Steuergerechtigkeit und Bürokratieabbau. Krankenhäuser seien nicht primär dafür da, um wirtschaftlich zu arbeiten. Er hinterfragte auch die hohe Zahl gesetzlicher Krankenkassen und die Bevorzugung von Privatversicherten. 

Corona-Pandemie beeinträchtigt Fitness von Kindern

Eine umfassende Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) offenbart alarmierende Auswirkungen der Pandemie auf die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern. Die MoMo-Studie 2.0 untersuchte rund 4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 17 Jahren und stellte einen deutlichen Rückgang der Ausdauerleistung fest. Die Ergebnisse zeigen einen Leistungseinbruch beim Fahrrad-Ausdauertest: Bei Jungen sank die Leistung um 7,7 Prozent, bei Mädchen sogar um 9,6 Prozent. Studienleiter Professor Alexander Woll warnt vor langfristigen negativen Auswirkungen auf die motorische Entwicklung. Trotz der Erholung von Sportvereinen nach Corona erreichen nur etwa 20 Prozent der Kinder das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Aktivitätsniveau. Die Rohdaten wurden an 200 repräsentativen Orten in Deutschland erhoben. Eine wissenschaftliche Auswertung der Studiendaten wird in den kommenden Wochen erwartet. Neben Fitness wurden auch Aspekte wie Medienkonsum und psychische Gesundheit untersucht.