Statin-haltige Dermatika: Tipps für die Herstellung

Statine sind als Cholesterinsenker bekannt, doch sie werden auch bei der Behandlung von seltenen Hautkrankheiten eingesetzt. Hier erhältst du praktische Tipps für die Herstellung von Statin-haltigen Dermatika.

Oral eingenommen, wirken Statine (z. B. Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin) über eine Hemmung der HMG-CoA-Reduktase, was zur Folge hat, dass die Cholesterinneusynthese unterdrückt wird. Jenseits der systemischen Anwendung kommen hin und wieder in der Apotheke auch Verordnungen über Individualrezepturen mit Statinen vor. Behandelt werden seltene Hauterkrankungen wie Porokeratose bzw. Hemidysplasie. Lokal angewendet macht man sich andere Wirkungen des Wirkstoffs zunutze.

Entzündungshemmende Effekte bei topischer Anwendung

Die entzündungshemmende Wirkung von Statinen beruht auf ihrer Fähigkeit, die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen zu hemmen. Außerdem beeinflussen sie bestimmte Signalwege in den Zellen, die mit der Zellproliferation zusammenhängen. Die topische Anwendung ermöglicht eine hohe Wirkstoffkonzentration an der betroffenen Hautstelle, wodurch systemische Nebenwirkungen minimiert werden. Insbesondere Simvastatin und Lovastatin werden aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften bevorzugt in Dermatika eingesetzt.

Worauf du bei der Herstellung achten solltest

Ärzte verordnen meist Zubereitungen, die neben dem Statin auch Cholesterol enthalten. Letzteres ergänzt das Stratum corneum, die äußerste Hautschicht, und unterstützt so die Hautbarriere. Bei der Herstellung von Dermatika mit Statinen gibt es noch weitere Besonderheiten, die du beachten solltest, um die Stabilität und Wirksamkeit deiner Rezeptur zu gewährleisten:

  • Wahl der Basis: Statine sind lipophil, daher eignen sie sich besonders gut für lipidhaltige Grundlagen wie hydrophobe Salben (z. B. Wollwachsalkoholsalbe oder wasserfreie Gele). Allerdings ist auch eine Verarbeitung in hydrophilen Zubereitungen wie Cremes möglich, solange geeignete Emulgatoren verwendet werden. Die Wahl der Basis hängt von der gewünschten Penetrationstiefe und dem Hautzustand des Patienten ab.
  • Löslichkeit: Simvastatin ist in Wasser nahezu unlöslich, in organischen Lösungsmitteln oder lipophilen Grundlagen hingegen gut löslich. 
  • Konzentration und Dosierung: In der dermatologischen Anwendung liegt die Statin-Konzentration in der Regel zwischen ein und fünf Prozent. Da Statine in der Dermatologie off-label eingesetzt werden, ist es wichtig, die Verordnung sorgfältig zu dokumentieren und die Patientin bzw. den Patienten auf mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen hinzuweisen.
  • Verarbeitung: Da es derzeit keine fertigen topischen Präparate mit diesen Wirkstoffen gibt, ist die Herstellung als Rezeptur notwendig. Weder Lovastatin noch Simvastatin stehen als reine Rezeptursubstanzen zur Verfügung. Daher greift man in der Apothekenpraxis auf Fertigarzneimittel (Tabletten) zurück, die vor dem Einarbeiten in die Grundlage in Gereinigtem oder Konserviertem Wasser suspendiert werden. Sowohl die Herstellung in einem Rührgerät ist möglich als auch die Verarbeitung in der Fantaschale. Wird in der Fantaschale gearbeitet, ist es nötig, die Grundlage auf dem Wasserbad zu schmelzen, und die Tablettensuspension vor dem Einarbeiten auf etwa 40°C zu erwärmen.
  • Lagerung und Haltbarkeit: Statin-haltige Dermatika sind relativ stabil, sollten jedoch lichtgeschützt und bei Raumtemperatur gelagert werden. Die Haltbarkeit beträgt in der Regel bis zu sechs Monate, kann jedoch je nach Basis und Zusatzstoffen variieren. Du solltest die Patientin bzw. den Patienten darauf hinweisen, dass sich die Creme bei der Lagerung leicht gelblich verfärben kann, was aber keinen Qualitätsmangel darstellt.

 

Tipps für die pharmazeutische Beratung

Bei der Beratung von Patienten zur Anwendung von Statin-haltigen Dermatika ist Fingerspitzengefühl gefragt. Da es sich um eine off-label-Anwendung handelt, ist es besonders wichtig, umfassend zu informieren.

  • Anwendungshinweise: Erkläre der Patientin bzw. dem Patienten genau, wie und in welcher Häufigkeit das Präparat anzuwenden ist. Meist wird es ein- bis zweimal täglich auf die betroffene Hautstelle aufgetragen. Üblicherweise ist die Rezeptur vorsichtig einzumassieren, um die Wirkstoffpenetration zu erhöhen.
  • Nebenwirkungen: Weise darauf hin, dass bei der topischen Anwendung von Statinen Hautirritationen wie Rötung oder Trockenheit auftreten können. Diese sind in der Regel mild und vorübergehend, sollten aber überwacht werden. Bei Unsicherheiten oder starken Nebenwirkungen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. 

 

Zusammenfassung

Die Herstellung von Statin-haltigen Dermatika eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten in der Behandlung von Hauterkrankungen. Durch die entzündungshemmenden und antiproliferativen Effekte der Statine können sie bei bestimmten Indikationen eine wertvolle Ergänzung zu klassischen Therapieansätzen sein. Die richtige Herstellung und kompetente Beratung sind jedoch entscheidend für den Erfolg der Therapie. Beachte bei der Zubereitung die spezifischen Eigenschaften von Statinen und informiere deine Patienten umfassend über Anwendung und mögliche Nebenwirkungen. So trägst du maßgeblich zu einer sicheren und effektiven Behandlung bei.