Ein wahrer Klotz am Bein – die Schaufensterkrankheit
Beweglich sein ist Lebensqualität. Wenn aber beim Gehen immer wieder Schmerzen in den Füßen oder den Beinen auftreten, wird man gezwungen immer wieder stehen zu bleiben. Wie bei einem Einkaufsbummel.
Was führt zu diesen Schmerzen?
Mit steigendem Alter nimmt das Erkrankungsrisiko zu. Bis zu 20 Prozent der über 65-Jährigen sind davon betroffen. Bei der sogenannten Schaufensterkrankheit, auch periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) genannt, liegt eine Durchblutungsstörung in den Beingefäßen vor. Meist sind die herzfernen Gefäße, die peripheren Arterien, durch Ablagerungen verengt oder gar ganz verschlossen (Artherosklerose). Neben den Beinvenen können auch die Bauch- oder Beckenschlagader befallen sein, sodass dann beide Beine betroffen sind.
Symptome und Verlauf der Erkrankung
In der Regel verläuft die Erkrankung in vier Stadien. Lange Zeit verursacht die PAVK keine oder nur leichte Beschwerden (Stadium I). Erste Anzeichen einer schlechten Durchblutung des Beins können eine blasse, bläulich marmorierte, dünne Haut, Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit, sowie ein kaltes Bein oder ein kalter Fuß sein. Aber auch verlangsamtes Haarwachstum oder Haarausfall können ein Hinweis auf Durchblutungsstörungen sein.
Mit dem Fortschreiten der Krankheit treten die typischen Symptome wie krampfartige Schmerzen bei Bewegung in den Füßen, Waden oder Oberschenkeln (Stadium II), bei manchen erst nach längerem Gehen, bei anderen bereits nach wenigen Schritten, auf. Oft fühlt sich da betroffene Bein schwach oder kalt an. Die Schmerzen nehmen bei schnellem Gehen oder beim Treppensteigen zu, bei Entlastung in Ruhe lassen sie schnell wieder nach. Aufgrund ihrer Beschwerden bleiben Betroffene zur Entlastung immer wieder stehen. Fachleute nennen das „Claudicatio intermittens“, was „zeitweilige Hinken“ bedeutet.
Mit fortschreitender Erkrankung können nur noch kurze Strecken gegangen werden und die Schmerzen treten auch in Ruhe auf (Stadium III). Manche sind dann auf Hilfsmittel wie Stock oder Rollstuhl angewiesen. Aufgrund der schlechten Durchblutung kommt es auch zu einer schlechteren Wundheilung, sodass oft chronische Wunden oder Geschwüren an Füßen oder Beinen kommt (Stadium IV). Bei Bettlägerigen entsteht häufig ein Dekubitus. Durch die immer schlechtere Sauerstoffversorgung des Gewebes droht irgendwann das Absterben. Betroffene Stellen verfärben sich blau oder schwarz, dann ist von einem Beininfarkt oder Gangrän die Rede.
Da dieser schwere Verlauf häufig bei Raucher:innen vorkommt, wird er umgangssprachlich als „Raucherbein“ bezeichnet. In der Fachsprache wird von einer chronischen Extremitäten-bedrohenden Ischämie gesprochen. In diesem Fall ist eine dringende durchblutungsverbessernde Operation erforderlich, um eine drohende Amputation zu vermeiden.
Diese Risikofaktoren gibt es
Der bedeutendste Risikofaktor für eine PAVK ist das Rauchen. Mit zunehmendem Alter steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit ebenfalls. Aber auch Faktoren wie Diabetes, hohe Cholesterin- und Blutfettwerte, Hypertonie sowie starkes Übergewicht und starke Nierenschwäche können die Erkrankung begünstigen. Auch ein Bewegungsmangel und eine erbliche Komponente (wenn Eltern oder Geschwister erkrankt sind) erhöhen das Risiko ebenfalls.
Behandlung der PAVK
Die Behandlung einer PAVK gehört definitiv in fachärztliche Hände (Phlebologe, Angiologe, Internist) und richtet sich nach dem Erkrankungsstadium und den Begleitumständen. Zur genauen Diagnostik werden die Pulse an beiden Beinen getastet, der Blutdruck an beiden Beinen gemessen und die Gefäße der Beine mit Hilfe von Ultraschall, CT oder MRT untersucht.
Primär müssen die Risikofaktoren behandelt bzw. minimiert werden. Eine gute medikamentöse Einstellung von Blutdruck, Diabetes, und Cholesterin sowie ein Rauchstopp können den Verlauf beeinflussen und eine Amputation langfristig verhindern. Zusätzlich werden durchblutungsfördernde Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel gegeben. So wird auch das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls minimiert.
Im Stadium I und II der Erkrankung bildet ein systematisches Gehtraining die Grundlage der Behandlung. Durch die regelmäßige Bewegung werden Umgehungsschlagadern (Kollateralen) ausgebildet, so dass die Gehstrecke kontinuierlich verlängert werden kann. Ist die Durchblutungsstörung im Bein jedoch schwer geschädigt (Stadium III und IV), müssen zeitnah andere Methoden durchgeführt werden, um eine Amputation zu verhindern.
In einem unter Lokalanästhesie durchgeführten Kathetereingriff wird über die Leiste ein Ballon in das Gefäß eingebracht, mit dem die Engstelle im Gefäß unter Röntgenkontrolle aufgedehnt werden kann (Angioplastie). Bei Bedarf kann auch ein sog. Stent zum Offenhalten des Gefäßes eingesetzt werden. Bei besonders langstreckigen, komplexen Verschlüssen oder Verschlüssen in Bewegungssegmenten der Schlagadern kann nach wie vor eine Operation in Vollnarkose erforderlich sein. Dabei wird die Verkalkung ausgeschält oder ein sogenannter Bypass (Umleitungsschlagader) angelegt. Bei einem sogenannten Hybrideingriff werden beide operativen Methoden sinnvoll miteinander kombiniert.
Was sonst noch wichtig ist
Für alle Betroffenen von PAVK, insbesondere wenn zusätzlich ein Diabetes mellitus vorliegt, gilt es penibelst auf ihre Fußgesundheit zu achten. Verletzungen müssen unbedingt vermieden werden. Es sollten immer bequeme und passende Schuhe getragen werden, die am besten von einem Orthopädieschuster angepasst worden sind. Auch eine regelmäßige Fußpflege bei einer ausgebildeten Podologin ist von enormer Wichtigkeit. Kommt es doch zu einer Verletzung oder Wunde, sollte diese immer ärztlich behandelt werden.
Da die Artherosklerose der Schlagadern eine generalisierte Erkrankung ist, können auch die Herzkranzgefäße oder die Halsschlagadern betroffen sein. Daher sollten auch diese regelmäßig internistisch untersucht werden.