Wochenrückblick: Lauterbach-Nachfolgerin ist Juristin
Wir bekommen eine Gesundheitsministerin, die eigentlich Juristin ist. Karl Lauterbach bietet Hilfe bei ihrer Einarbeitung an, waghalsige Gesundheitsversprechen bei pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln werden strenger reguliert und Online-Dating macht oft unglücklich. Dies und mehr im Wochenrückblick.
Apothekerverband begrüßt neue Gesundheitsministerin und fordert rasche Honorarreform
Die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - sieht der Zusammenarbeit mit der kommenden Bundesgesundheitsministerin Nina Warken positiv entgegen. Verbandspräsident Thomas Preis erkennt „eine große Chance, notwendige Reformen entschlossen anzugehen“ und fordert als zentrales Anliegen eine dringende Reform der Apothekenvergütung. „Das Apothekenhonorar ist seit 2013 faktisch eingefroren“, beklagt Preis. Eine rasche Erhöhung und Dynamisierung sei notwendig, um das "“Apothekensterben zu stoppen und die wohnortnahe Versorgung zu sichern“. Darüber hinaus möchte der Verband mit Warken über erweiterte Kompetenzen der Apothekenteams sprechen. Die Apotheken seien bereit, zusätzliche Aufgaben in den Bereichen Prävention, Früherkennung und Digitalisierung zu übernehmen. Preis äußert sich zuversichtlich: Als Politikerin aus Baden-Württemberg kenne Warken die Bedeutung der Apotheken für die lokale Gesundheitsversorgung. Zudem habe sie im parlamentarischen Begleitgremium zur Covid-19-Pandemie die wichtige Rolle der Apotheken in Krisenzeiten miterlebt. Die ABDA freue sich auf das erste Zusammentreffen mit der designierten Ministerin.
EuGH-Urteil: Aus für ungeprüfte Gesundheitsversprechen bei pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln
Der Europäische Gerichtshof hat entschieden: Ungeprüfte gesundheitsbezogene Werbeaussagen zu pflanzlichen Inhaltsstoffen („Botanicals“) in Nahrungsergänzungsmitteln sind bis auf weiteres verboten. Das Urteil beendet einen rechtlichen Graubereich, der seit 2010 bestand, als die EU-Kommission die Prüfung solcher Aussagen aussetzte. Auslöser war ein Verfahren gegen die Hamburger Firma Novel Nutriology, die mit stimmungsaufhellendem Safranextrakt sowie Melonensaftextrakt gegen Stress und Erschöpfung warb. Der Verband Sozialer Wettbewerb hatte dagegen geklagt. „Selbst wenn einige Inhaltsstoffe grundsätzlich wirksam sind, sind die Dosen im Nahrungsergänzungsmittel oft viel zu gering“, kritisiert Heike Silber von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die betroffene Firma bezeichnet das Urteil als „Innovationshemmnis“ für die Branche. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung benötigen gesunde Menschen mit ausgewogener Ernährung ohnehin keine Nahrungsergänzungsmittel – dennoch haben 77 Prozent der Befragten einer Studie solche Produkte im letzten Jahr konsumiert.
Online-Dating macht oft unglücklich – Krankenkasse warnt vor „Dating-Burnout“
Online-Dating kann belastend sein: Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH erleben 59 % der 18- bis 60-jährigen Singles bei der digitalen Partnersuche Frust, Stress und emotionale Erschöpfung. 37 % fühlten sich traurig oder depressiv, 30 % gestresst, 28 % wütend, jeder Fünfte empfand Scham. Gründe sind etwa fehlende Reaktionen, Ghosting, Unehrlichkeit oder das Gefühl, nur Objekt zu sein. Besonders Frauen berichten von Oberflächlichkeit oder rein sexuellem Interesse. Psychologin Isabelle Wenck warnt vor einem „Online-Dating-Burnout“ – einem psychosomatischen Zustand, ausgelöst durch hohe Erwartungen und wiederholte Enttäuschungen. Ihr Rat: digitale Kontakte reduzieren, Erwartungen dämpfen – und öfter auf echte Begegnungen setzen.
Lauterbach bietet Warken Hilfe beim Amtsstart an – „Werde alles tun, um es ihr leicht zu machen“
Karl Lauterbach (SPD) hat seiner Nachfolgerin im Bundesgesundheitsministerium einen kollegialen Übergang in Aussicht gestellt. Bei einem Pressegespräch in Berlin versicherte der scheidende Minister, er werde „alles tun“, um Nina Warken den Einstieg ins neue Amt zu erleichtern. Der SPD-Politiker wünschte der CDU-Abgeordneten viel Erfolg bei den anstehenden Herausforderungen und bot seine volle Unterstützung an. Warken, von Beruf Rechtsanwältin, bringt wenig Erfahrung im Gesundheitsbereich mit. Bislang war sie vor allem als parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion und Mitglied des Ältestenrats in Erscheinung getreten. Bei den Koalitionsverhandlungen engagierte sie sich in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht und Migration. Mit Blick auf seine eigene Amtszeit zeigte sich Lauterbach zufrieden. Er betonte, er hinterlasse „fertige Gesetze, die einfach nur umgesetzt werden müssen“, etwa Reformvorhaben für die Notfallmedizin und Rettungsdienste sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Pflege und Pflegeausbildung.
Aufmerksame Pharmazeutin vereitelt Rezeptfälschung
In einer Regensburger Apotheke konnte ein dreister Betrugsversuch dank des geschulten Blicks einer Mitarbeiterin verhindert werden. Ein Münchner Pärchen (35 und 33 Jahre) versuchte, mit einem manipulierten Rezept an verschreibungspflichtige Medikamente zu gelangen. Die skeptische Apothekerin erkannte die Fälschung sofort und verständigte umgehend die Polizei.
Bei der anschließenden Durchsuchung stießen die Ermittler auf mehr als zehn weitere gefälschte Verschreibungen im Besitz der Verdächtigen. Mit diesen hätten sie verschreibungspflichtige Arzneimittel im Wert von über 10.000 Euro ergaunern können. Die Polizei prüft nun, ob das Duo für weitere ähnliche Delikte verantwortlich sein könnte. Beide Tatverdächtige werden einem Haftrichter vorgeführt.
Erschossener Versicherungschefs in New York: Täter plädiert auf „nicht schuldig“.
Der spektakuläre Mordfall in New York nimmt weitere juristische Wendungen: Der 26-jährige Luigi M., angeklagt wegen der Erschießung von Brian Thompson, Vorstandsvorsitzender des Krankenversicherungsriesen United Healthcare, hat nun auch auf Bundesebene auf „nicht schuldig“ plädiert. Vor dem New Yorker Bundesgericht wurde M. mit schwerwiegenden Anklagepunkten konfrontiert – darunter Mord, Stalking und Waffendelikte. Besonders brisant: US-Justizministerin Pam Bondi fordert in diesem Fall die Todesstrafe. Die Verteidigung reagierte empört und bezeichnete die Einmischung des Justizministeriums sowie den Ruf nach der Höchststrafe als „unverfroren politisch motiviert“.
Der Fall hatte am 4. Dezember für weltweites Aufsehen gesorgt, als Thompson nahe dem Times Square auf offener Straße niedergeschossen wurde und später seinen Verletzungen erlag. Überwachungskameras dokumentierten die Tat. Nach fünftägiger Fahndung wurde Luigi M. schließlich in einem Fast-Food-Restaurant im Bundesstaat Pennsylvania gefasst.
Bemerkenswert an diesem Fall sind die ungewöhnlich zahlreichen Sympathiebekundungen für den mutmaßlichen Täter in der amerikanischen Öffentlichkeit – ein Phänomen, das Beobachter mit der wachsenden Verzweiflung vieler US-Bürger über das kostspielige Gesundheitssystem des Landes in Verbindung bringen.
Labordrohnen in Baden-Württemberg: Start für bundesweit neuartiges Projekt
Erstmals fliegen in Baden-Württemberg Drohnen regelmäßig Laborproben zwischen Klinikstandorten – ferngesteuert aus Berlin. Das Zollernalb Klinikum setzt die unbemannten Luftfahrzeuge zwischen Albstadt und Balingen (20 km) ein, etwa bei unklarer Blutgruppe einer Patientin. Das Luftfahrt-Bundesamt genehmigte die Flüge, die wegen ihres Risikoprofils der höchsten Kategorie (Sail III) zugeordnet sind – sie erfordern besondere Sicherheitsstandards und dürfen auch über Wohngebiete fliegen. Ähnliche Vorhaben in Ludwigsburg oder Breisgau wurden zwar genehmigt, aber noch nicht umgesetzt. Auch Asklepios-Kliniken in Schleswig-Holstein nutzen Drohnen im Linienbetrieb. Klinikleiter Hinger nennt sie eine wirtschaftliche Alternative zum Auto: 75.000 Euro jährlich statt bisher bis zu 220.000 Euro. Das Genehmigungsverfahren sei allerdings aufwendig gewesen.
Merck kauft US-Biotechfirma Springworks für drei Milliarden Euro
Der Darmstädter Merck-Konzern stärkt sein Geschäft mit Krebsmedikamenten durch den Kauf des US-Unternehmens Springworks Therapeutics für rund drei Milliarden Euro. Damit tätigt Merck seine größte Übernahme seit Jahren. Springworks, 2017 von Pfizer abgespalten, entwickelt Therapien gegen seltene Tumore und Blutkrebs. Ein erstes Medikament ist in den USA bereits zugelassen. Merck-Chefin Belén Garijo sieht den Deal als strategischen Schritt zur Stärkung der Präsenz in den USA und zur Schließung von Therapielücken. Die Übernahme soll im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden. Merck steht nach mehreren Studienflops unter Druck, neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen.