Verhüten mit Spirale & Co.
Im Rahmen der zur Empfängnisverhütung können auch Medizinprodukte wie Hormonspirale oder Kupferkette in die Gebärmutter eingesetzt werden. Was du für deinen Beratungsalltag wissen solltest, liest du hier.
Was genau ist ein IUP und wie wirkt es?
Als Intrauterinpessar (kurz IUP) oder auch „Spirale“ wird ein meist T-förmiger Kunststoffkörper bezeichnet, der mit Kupferdraht oder einer Mischung aus Kupfer und Gold oder Kupfer und Silber umwickelt ist, bezeichnet. Er dient der Empfängnisverhütung und wird direkt in die Gebärmutter eingesetzt. Gibt der Kunststoffkörper des IUPs Hormone ab spricht man von einem Intrauterinsystem (kurz IUS) bzw. von einer Hormonspirale. IUPs gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen. Früher gab es auch Spiralen aus Metall, heute gibt es nur noch solche aus Kunststoff, die mit feinem Kupferdraht umwickelt sind. Weiterhin gibt es Nylonfäden mit aufgereihten Kupferzylindern (Kupferkette) oder Kupferkugeln (Kupferball).
Am unteren Ende des IUPs befinden sich die sogenannte Kontroll- bzw. Rückholfäden, die ertastet werden können, um den korrekten Sitz zu überprüfen bzw. das IUP nach der Tragezeit zu entfernen.
Durch die kontinuierliche Abgabe von Kupferionen, die auf die Spermatozoen-Enzyme und die Gebärmutterschleimhaut spermizid wirken, wird die Spermien-Eizell-Interaktion verhindert und damit langfristig eine Befruchtung verhindert. Die Menge der abgegebenen Kuper-Ionen ist minimal, über die Nahrung wird täglich ein Vielfaches aufgenommen ohne schädliche Einflüsse.
Bei einer Hormonspirale wird über die gesamte Liegedauer (drei bis acht Jahre) eine geringe Menge des Gestagens Levonorgestrel in die Gebärmutter abgegeben. Dadurch verdickt sich der Zervixschleim und gleichzeitig wird der zyklische Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert. So wird eine Befruchtung der Eizelle und die anschließende Einnistung wirkungsvoll unterbunden.
Wie wird ein IUP eingesetzt?
Alle Spiralen sind verschreibungspflichtig und werden in der Regel auf Privatrezept verordnet. Eine Abrechnung zu Lasten der Krankenkassen ist aber bei Frauen unter 22 Jahren möglich. Eingesetzt werden Spiralen in einer gynäkologischen Praxis vom Frauenarzt bzw. von der Frauenärztin. Prinzipiell kann das IUP in jeder Zyklusphase eingesetzt werden, allerdings ist während der Menstruation der Muttermund leicht geöffnet, was wiederum das Einsetzen erleichtert.
Die Spirale wird mittels Einführungsstab durch den Muttermund direkt in die Gebärmutter eingeführt und dann dort aus der Hülle herausgeschoben. Die ganze Prozedur dauert weniger als fünf Minuten. Da das Einsetzen als schmerzhaft empfunden werden kann, kann eine örtliche Betäubung, oder ein oral eingenommenes Schmerzmittel (meist Ibuprofen oder Diclofenac) sowie ein Medikament zur Entspannung des Muttermundes (z. B. Artothec forte® im Off-Label-Use) sinnvoll sein. Nach dem Einlegen werden noch die Rückholfäden auf circa 2 cm gekürzt.
Danach sollte die Patientin sich etwas schonen. Für eine Woche nach dem Einsetzen sollte auf die Benutzung von Tampons oder Menstruationstassen, Vollbäder und Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Auch Sportarten, die mit potenziellen Erschütterungen verbunden sind, wie Zumba, Aerobic, Reiten oder Joggen, sollten in dieser Zeit nicht ausgeübt werden. Nach circa ein bis zwei Wochen sollte die Lage der Spirale mittels Ultraschalls überprüft werden.
Überblick über verschiedene IUPs und IUS
Kupferspirale
Die klassische Kupferspirale ist ein mit Kupferdraht umwickelter Kunststoffkörper und bietet eine sehr sichere Verhütungsmethode, die hormonfrei ist. Der Pearl-Index der Kupferspirale liegt bei 0,3–0,8, was als sehr sicher anzusehen ist. Sie kann je nach Modell für drei, fünf oder sogar zehn Jahre im Körper der Frau verbleiben ohne die typischen Nebenwirkungen von oralen Kontrazeptiva, Hormonring oder -pflaster wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Heißhunger, Gewichtszunahme, sexuelle Unlust oder Akne, zu verursachen.
Im Handel sind zahlreiche Modelle wie NovaT®, Multiload® oder CU-Safe T® erhältlich. Das passende Modell wird vom behandelnden Frauenarzt bzw. der behandelnden Frauenärztin ausgewählt und auf Privatrezept verordnet. Die Kosten nur für das IUP liegen zwischen 20 und 100 Euro.
Als Nebenwirkungen können stärkere und unregelmäßige Periodenblutungen, Bauchkrämpfe oder Rückenschmerzen, ein Verrutschen oder eine Ausstoßung in sehr seltenen Fällen oder ein höheres Infektionsrisiko auftreten. Vielen Nebenwirkungen kann aber im Vorfeld durch regelmäßige, gynäkologische Kontrolluntersuchungen, ein korrektes Einsetzen und durch die richtige Modellauswahl entgegengewirkt werden. Zu große oder zu kleine, schlechtsitzende Modelle können eher ausgestoßen werden oder verrutschen als korrekt passende.
Gold- und Silberspirale
Die sogenannte Goldspirale ist genau genommen eine Kupfer-Goldspirale, die entweder mit einem Kupfer-Gold-Draht umwickelt ist, oder an deren Seitenarmen Goldclips befestigt sind. Sie kann je nach Modell für drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Durch die zwei unterschiedlichen Metalle kommt zusätzlich zur verhütenden Kupferwirkung der mikrogalvanische Effekt hinzu, der die Orientierungsfähigkeit der Spermien vermindert. Auch eine fungizide und antibakterielle Wirkung wird der Kupfer-Gold-Legierung nachgesagt, sodass ein geringeres Infektionsrisiko vorliegt. Im Handel befinden sich beispielsweise die Goldlily®, Femena Gold Clip® oder IUP T® 375 Gold Maxi, Mini oder Normal. Der Pearl-Index liegt bei 0,3–0,7.
Die Silberspirale ist mit einem Silber-Kupferdraht umwickelt oder enthält einen Silberkern im Kupferdraht. Das Silber soll sowohl eine antibakterielle und fungizide Wirkung haben und aber zusätzlich der Korrosion des Kupferdrahtes entgegenwirken, sodass der Kupferdraht im Laufe der Zeit nicht brüchig wird und seine Wirkung verliert. Im Handel gibt es die Silverlily®, die T-AG 380 short IUP, T-AG 380 standard IUP. Pearl-Index liegt bei 0,3–0,5.
Kupferkette
Die Kupferkette GyneFIX® ist eine Weiterentwicklung der Kupferspirale und kann für fünf bis zehn Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Sie besteht aus einem chirurgischen Faden, an dem kleine Kupferglieder aufgereiht sind. Am oberen Ende der Kupferkette befindet sich ein Knoten, der mittels Nadel direkt im Dach der Gebärmutter verankert wird, sodass die frei beweglich in der Gebärmutter hängt. Somit ist ein Verrutschen oder Verschieben und dadurch entstehenden Missempfindungen oder Schmerzen nahezu unmöglich. Auch von der Kupferkette gibt es unterschiedliche Modelle, die eine unterschiedliche Anzahl an Kupfergliedern und Liegedauern haben, wie GyneFIX® 200, GyneFIX® 330 und GyneFIX® 10. Der Pearl-Index der Kupferkette liegt zwischen 0,1 und 0,5.
Laut Hersteller bietet die Kupferkette GyneFix® 200 mini der Anwenderin den weiteren Vorteil, dass sich aufgrund der vergleichsweisen geringen Menge wirksamen Kupfers die Menstruationsblutung nicht dauerhaft verstärkt. Lediglich kurz nach dem Einsetzen kommt es zu einer stärkeren Periodenblutung.
Kupferball
Der IUB® Ballerine® Kupferperlen-Ball (IUB® = IntraUterinBall) ist eine neuartige Methode zur Schwangerschaftsverhütung, die ebenfalls ohne Hormone auskommt und für fünf Jahre wirksam ist. Der Kupferperlenball besteht aus einer speziellen Formgedächtnislegierung, die in der Medizin schon seit langem für Implantate wie Stents verwendet wird. Direkt nach dem Einsetzen formt sich der Kupferperlenball in der Gebärmutter zur Kugel. Der kugelige Ball findet immer seine optimale Lage in der Gebärmutter und macht jede Bewegung mit ohne Ecken und Kanten. Man geht davon aus, dass der Pearl-Index zwischen 0,3 und 0,8 liegt, da der Kupferball noch relativ neu ist und somit verlässliche Daten noch nicht vorhanden sind. Es gibt drei verschiedene Modelle (A, B, C), die sich im Durchmesser unterscheiden. In Deutschland ist aber lediglich das mittlere Modell verfügbar.
Hormonspirale
Eine Hormonspirale besteht aus einem meist T-förmigen Kunststoffkörper der über einen längeren Zeitraum (drei bis acht Jahre) kontinuierlich das Gestagen Levonorgestrel abgibt. Damit vereint sie die Vorteile einer östrogenfreien Pille (schwächere, schmerzarme Regelblutung; keine östrogenbedingten Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme, Brustspannen) mit den Vorteilen der herkömmlichen Kupferspirale (sichere Wirkung direkt in der Gebärmutter über mehrere Jahre). Durch die sehr geringe Hormondosis, die an die Gebärmutter abgegeben wird und nur in noch geringerer Menge im Blutkreislauf nachzuweisen ist, kommt es zur Verdickung des Zervixschleims und zu einer reversiblen Atrophie der Gebärmutterschleimhaut. Nach dem Entfernen der Spirale könnte die Frau in der Regel sofort wieder schwanger werden.
Bei sehr vielen Anwenderinnen ist die monatliche Periodenblutung nur noch sehr schwach vorhanden oder bleibt komplett aus. Die Hormonspirale hat Pearl-Index von 0,1 bis 0,3 je nach Hormonbeladung und gilt als sehr sicher. Im Handel gibt es verschiedene Hormonspiralen, z. B. Mirena®, Jaydess® oder Kyleena®.
Als mögliche Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen, verringerte Libido oder Akne auftreten. Meist ist die Hormonspirale aber sehr gut verträglich, sehr sicher und zuverlässig und bietet einen langfristigen Verhütungsschutz.
Fazit
Ob und welches IUP zur Empfängnisverhütung für jemanden in Frage kommt, muss mit dem behandelnden Gynäkologen bzw. der behandelnden Gynäkologin abgeklärt werden. Dennoch können in der Apotheke den Kundinnen wertvolle Informationen mitgegeben werden, beispielsweise, dass eine Spirale nur zwischen 2,5 und 3,5cm groß ist, auch wenn der Umkarton eher an ein großes Lineal erinnert.