Raupendermatitis: Eichenprozessionsspinner und seine reizende Wirkung
<p>Nachtfalter – ugs. Motten – werden oft als harmlos eingestuft. Dass sie jedoch auch gefährlich sein können, ist vielen nicht bewusst. Bei einer Art ist Vorsicht geboten: beim Eichenprozessionsspinner in Raupenform.</p>
Raupendermatitis – das Gift der Eichenprozessionsspinner
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners (lat. Thaumetopoea processionea) können bei Hautkontakt schwere allergische Reaktionen und eine sogenannte Raupendermatitis auslösen. Sie sind nicht nackt wie die meisten anderen Schmetterlingsraupen. Ihr Körper ist mit feinsten Gifthärchen bedeckt, die ein unangenehmes Brennen, Juckreiz, Papeln wie bei einem Insektenstich und Quaddeln verursachen.
Die Haare sind mit Widerhaken versehen und enthalten das lösliche Eiweißgift Thaumetopoein. Doch nicht nur ein direkter Kontakt schadet der Gesundheit, auch das Einatmen führt zu Atembeschwerden mit Reizung, Entzündung und Schwellung der Atemwege. Zudem verursachen Eichenprozessionsspinner Allergien vom Soforttyp (Typ-I-Reaktion). Häufig zeigt sich im Bereich der Augen eine Entzündungsreaktion, die mit geschwollenen Lidern und einer Konjunktivitis einhergehen kann.
Die Raupenhaare mit einer Länge von 0,2 Millimetern werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Dabei sind alte Gespinstnester, die häufig die abgestreiften alten Häute des Eichenprozessionsspinners enthalten, eine anhaltende Gefahrenquelle. Ein besonders unangenehmer Fakt ist, dass die Raupenhaare langlebig sind und sich in der Umgebung anreichern können. Unsere Hautpartien mit dünner, zarter Haut wie bei Kleinkindern oder bei Erwachsenen im Gesicht, an den Schleimhäuten, am Hals und an der Innenseite der Ellenbogen sind die Hauptpunkte einer schnellen und heftigen Reaktion.
Woher kommt der Eichenprozessionsspinner?
Der aus Süd- und Mitteleuropa eingewanderte, wärmeliebende Nachtfalter kommt in den letzten Jahren immer häufiger in Deutschland vor, da die Temperaturen konstant ansteigen. Besonders in den Jahren, in denen die Nachtfröste ausbleiben, kann der Eichenprozessionsspinner massenhaft auftreten und stellt eine ernstzunehmende Gefahr für Mensch und Tier dar.
Seine Eier legt er vor allem auf Eichen ab, deren Blätter von den Raupen gefressen werden. Es werden vor allem einzeln stehende Bäume – beispielsweise in Alleen – befallen. Jedes Eichenprozessionsspinner-Weibchen legt 100 bis 200 Stück im Kronenbereich ab. Die Raupen schlüpfen Anfang Mai und gehen in Gruppen von 20 bis 30 Individuen auf Nahrungssuche – daher ihr Name „Prozessionsspinner“.
7 Tipps bei Kontakt und die Behandlung einer Raupendermatitis
Eine Person, die mit der Raupe des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommt, sollte die folgenden Vorschläge beherzigen:
- Die Kleidung umgehend wechseln – am besten noch im Freien, damit keine Haare in die Wohnräume getragen werden. Sie sollte anschließend bei 60 Grad Celsius gewaschen werden.
- Mit einem Klebeband vorhandene Brennhaare von der Haut abziehen
- Die Augen mit Wasser ausspülen
- Sofort gründlich duschen und die Haare waschen
- Die Schuhe mit Wasser abspülen
- Alle möglicherweise kontaminierten Gegenstände sollten mit Schutzhandschuhen feucht gereinigt oder abgesaugt werden. Dazu gehört auch das Auto, wenn es in der Nähe eines befallenen Baumes stand.
- Bei Reaktionen der Haut oder der Schleimhäute sollte der Arzt aufgesucht, bei einer Atemnot der Rettungsdienst verständigt werden.
Bei Pusteln und Quaddeln wird der Arzt Kortisonpräparate in Tablettenform oder bei weniger schweren Verläufen als Hautcreme verordnen. Antihistaminika helfen gegen die Urtikaria. Falls Atemprobleme hinzukommen, werden meist Betasympathomimetika – manchmal in Kombination mit steroidhaltigen Dosieraerosolen – zur Inhalation verordnet. Bei einer Konjunktivitis werden ophthalmologische Externa mit einem Antiseptikum verschrieben.
Wenn die Hautreaktion nicht stark ausgeprägt sein, sodass die Konsultation eines Arztes nicht notwendig scheint, kannst du deinen Kund:innen in der Selbstmedikation eine kortisonhaltige Zubereitung, die Kühlung der betroffenen Areale und antiallergische Tabletten oder Tropfen empfehlen. Kinder gehören wie auch Erwachsene mit stärkerer Symptomatik, Atemwegs- oder Augenproblemen immer zur Behandlung an einen Arzt verwiesen.